Tag der Befreiung am 6. Mai
Gemischte Gefühle beim Saarpfalz-Landrat

Heute bringt der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Menschen wieder zu Friedens- und Solidaritätskundgebungen auf die Straße – wie hier auf Einladung der beiden Saarpfalz-Kreisverbände von Junger Union und Jusos im März in Homburg. Foto: SPK/Brettar
  • Heute bringt der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Menschen wieder zu Friedens- und Solidaritätskundgebungen auf die Straße – wie hier auf Einladung der beiden Saarpfalz-Kreisverbände von Junger Union und Jusos im März in Homburg. Foto: SPK/Brettar
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Rund um den Europatag am 9. Mai findet alljährlich die Europawoche mit zahlreichen Aktivitäten statt, eingebettet in diesem Jahr in das Europäische Jahr der Jugend. Auch der Saarpfalz-Kreis wollte sich wie in den Jahren zuvor hier engagieren. Vorgesehen war eine Zusammenkunft am 5. Mai von Vertreterinnen und Vertretern aller Partnerkreise des Saarpfalz-Kreises.
Auf Initiative von Landrat Dr. Theophil Gallo sollte dabei unter dem Motto „Faszination Partnerschaft„ ein dreijähriges Projekt zur intensiveren Förderung der Partnerschaften gestartet werden. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar dieses Jahres stoppte die Kreisverwaltung die Planung vorläufig. „Feiern in dieser Form ist nicht angezeigt, wenn ein europäisches Land, die Ukraine, und damit auch unser Partnerkreis Pustomyty bzw. der neue Partnerkreis Lemberg in eine solch schlimme Lage gezwungen wird, in der Tausende von Menschen ihr Leben verlieren. Wir werden dennoch an diesem Projekt konsequent weiterarbeiten“, wendet sich Landrat Dr. Theophil Gallo an die Bürgerinnen und Bürger und bekräftigt: „Es ist offensichtlich: Stärker denn je benötigen wir den Zusammenhalt und die wechselseitige Akzeptanz der europäischen Lebenswelten, um Bedrohungen von außen standhalten zu können. Danach werden wir auch in Zukunft unser partnerschaftlich und europäisch ausgerichtetes Handeln umsetzen.“
Bedrohlich, ernüchternd und paradox zugleich ist, dass das russische Staatsoberhaupt Medienberichten zufolge den 9. Mai, an dem in Russland der Sieg über die deutschen Faschisten gefeiert wird, nun für sein weiteres kriegerisches Vorgehen instrumentalisieren könnte.
In Europa ist es der 8. Mai, der als „Tag der Befreiung“ in die Geschichte eingegangen ist. Er jährt sich in diesem Jahr zum 77. Mal. Landrat Dr. Theophil Gallo ist es ein Anliegen, diesen Gedenktag ins Bewusstsein der Menschen zu rufen – auch als einen unerlässlichen Bestandteil der Erinnerungskultur, die es zu pflegen gilt.
Gerne verweist der Landrat dabei auf die Rede von Richard von Weizsäcker, dem damaligen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, der am 8. Mai 1985, genau 40 Jahre nach Beendigung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, im Bundestag sprach.
Landrat Dr. Theophil Gallo: „Diese Rede eröffnete eine völlig neue Perspektive auf den 8. Mai. Bis dahin war das Datum eher nicht als “Tag der Befreiung„ empfunden worden, sondern – vor allem von Zeitzeugen – als Tag der Niederlage. Die Rede Weizsäckers sollte die Welt verändern. Die aus der Leugnung und Verdrängung der Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges in der Folgezeit entstandenen gesellschaftlichen Konflikte prägten die Bundesrepublik. Was bewirkte Weizsäckers Rede? Sie hat Deutschland von diesem Trauma und der inneren Zerrissenheit befreit. Aber Weizsäcker hat die Menschen nicht von ihrer Verantwortung befreit, sondern ihnen fundamentale Aufträge mitgegeben. Er entließ die Deutschen explizit nicht aus ihrer Verantwortung für das, was geschehen war. Vielmehr machte er deutlich, dass aus dem Wissen über die Geschehnisse der Vergangenheit die zwingende Verpflichtung erwachse, Verantwortung zu übernehmen – vor allem Verantwortung gegenüber der Jugend, für die die Vergangenheit immer weiter verblasst. Doch leider haben rechte Gruppierungen und Ideologien sukzessive mehr Zulauf bekommen, hemmungsloser Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass haben zugenommen. Die von Weizsäcker geforderte Verantwortung scheint in vielen Köpfen nicht angekommen zu sein. Müssen wir uns angesichts eines neuen Krieges in Europa, in dem auch ich Parallelen zu den Gräueltaten des Naziregimes sehe, eingestehen, dass „die Welt„ nichts dazu gelernt hat? Zumindest ist es nicht gelungen, den Frieden in Europa zu sichern. Dennoch, und umso wichtiger ist es, dass wir den “Tag der Befreiung„ als Hoffnungsträger auf unsere Fahnen schreiben und dabei nicht Krieg vor Augen haben, sondern Frieden.“ (red)

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Autor:

Daniel Heintz aus Bexbach

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