Nachwuchstalente schnuppern in Deutschland
Brasilianisches Flair bei den Junglöwen
Guilherme Carneiro und Theo Suzuki sind beide 17 Jahre alt und spielen aktuell beim Verein Herkules Handebol. Beide Spieler sind sowohl in der U18- als auch U21-Nationalmannschaft aktiv. Theo, der 1,88 Meter große rechte Rückraumspieler, steht außerdem im erweiterten Kader der brasilianischen Herren-Nationalmannschaft. ,,Es bedeutet viel für mich Platz vier in der erweiterten Liste einzunehmen und mein Land zu unterstützen“, sagt Theo stolz.
Hannah Weber aus dem Mediateam der Junglöwen hat beide Nachwuchstalente im Kronauer Trainingszentrum getroffen und berichtet, warum die Brasilianer in Deutschland sind und welche Ziele sie verfolgen.
Wie sind Beide zum Handballsport gekommen und warum?
,,Das erste Mal bin ich schon in der Schule mit Handball in Kontakt gekommen. Schon damals habe ich es geliebt, den Sport auszuüben und die Verbundenheit im Team zu spüren. Dadurch wurde mir klar, dass ich diesen Sport intensiver ausüben möchte.“ Theo Suzuki hat schon frühzeitig die Liebe zum Sport entwickelt, weswegen er sich dazu entschieden hat seine Fähigkeiten weiter zu intensivieren und den Sport professionell aufzubauen. Um seinen Traum im Fokus zu behalten, wird jeden Tag trainiert, erklärt Theo.
Guilherme hat sich zuerst für Fußball entschieden. Spannend bei ihm ist, dass er sich als Linkshänder zunächst für das Tor entschieden hat. ,,Als ich Fußball gespielt habe war ich Torwart und als ich durch ein Sozialprojekt auf den Handball gestoßen bin, war für mich klar, dass ich weiterhin im Tor stehen werde“, erzählt der 1,95 Meter große Linkshänder. Über die Jahre hin weg hat er sich immer mehr in den Sport verliebt, was nun dazu geführt hat, im professionellen Rahmen weiterzumachen.
Welche Ziele werden mit dem Deutschland-Besuch verfolgt?
,,Wir sind nun seit 17. Januar In Deutschland. In dieser Zeit habe ich jeden Tag mehr und mehr über den Sport Handball gelernt. Dabei hat mir vor allem geholfen, dass ich die Spieler aus einem anderen Land kennenlernen und mit ihnen Handball spielen konnte.“ Man merkt Theo an wie wichtig ihm diese Erfahrung ist, nicht nur wegen Handball, sondern auch um Kontakte zu knüpfen und um in eine andere Kultur einzutauchen.
Auch Guilherme hat das Ziel in Deutschland viel zu lernen, sowohl auf technischer als auch auf menschlicher Ebene: ,,Ich möchte die Erfahrung und das Wissen mitnehmen, um es schließlich im Verein aber auch in der Nationalmannschaft einzubringen sowie an meine Mannschaftskollegen in Brasilien zu vermitteln.“
Gibt es Unterschiede zwischen dem Handball, aber auch der Kultur zwischen Brasilien und Deutschland?
Sowohl Theo als auch Guilherme sind sich einig, wenn sie sagen, dass die jungen U21-Spieler der Rhein-Neckar Löwen so weit entwickelt und vorbereitet sind, dass sie in Brasilien bei den Herren gut mithalten könnten.
Wie sehen die Beiden die Entwicklung im brasilianischen Handball?
,,Ja, es hat auf jeden Fall eine Entwicklung stattgefunden. Beispielsweise hatten wir in den letzten 15 Jahren zwei europäische Trainer in Brasilien, welche den Handball von klein auf an unsere Spieler weitergegeben haben und man nun die Entwicklung, beispielsweise bei der WM, sehen kann. Für die jungen Spieler ist die bessere Möglichkeit entstanden, einen Vertrag in Europa erhalten zu können.“
Wie wird die Stimmung in den U18- und U21-Nationalmannschaften empfunden und welche Stärken gibt es?
,,Die U18-Nationalmannschaft ist immer öfters in Europa unterwegs, um Turniere zu bestreiten. Durch diese Erfahrung empfindet diese Mannschaft nicht alles als neu. Beispielsweise hat ihnen diese Erfahrungen geholfen, als erstes brasilianisches Team den ‚Partille Cup‘ in Schweden zu gewinnen. Auch die U21-Nationalmannschaft konnte ebenfalls Erfahrungen in anderen Ländern gewinnen, vor allem durch die Weltmeisterschaft 2023.“
Was macht Handball für sie speziell? Sind es die Fans, die Teamkollegen…?
Für beide Spieler ist es eine Mischung. Die beiden spielen Handball, weil sich dabei vieles vereint: Fans, die laut applaudieren und sie anfeuern. Freunde mit denen sie fast täglich zusammen trainieren. Und Glücksgefühle, das sich beispielsweise durch ,,kribbeln im Bauch“ äußern, fasst Theo zusammen.
Welche Ziele gibt es, sowohl handballerisch, aber auch privat?
Guilherme möchte Profihandballer werden und hat das Ziel vor Augen, bei den Olympischen Spielen mitspielen zu können. Außerdem will er mit dem Sport sein Studium finanzieren. Theo möchte auch im Profihandball weiter aktiv sein. Zusätzlich will er sich menschlich weiterentwickeln, indem er anderen Menschen hilft. Er möchte noch lange beim Handball aktiv sein und gesund bleiben.
Jedoch ist die Reise durch Europa zumindest für einen der beiden Spieler am 2. Februar noch nicht vorbei. Guilherme wird dann für weitere zwei Wochen weiter zum FC Barcelona reisen, um seine Erfahrung zu erweitern. Ziel wird sein, die Schule und das brasilianische Netzwerk, welches dort anzutreffen ist, zu besuchen und weiterzuentwickeln. Anschließend werden diese Erfahrungen und Lerninhalte mit nach Brasilien genommen, um sie dort zu verbreiten. Theo kann Guilherme auf dieser Reise, aufgrund des Starts seines Studiums, nicht begleiten und fliegt am Sonntag direkt zurück nach Brasilien.
Wie kam es überhaupt zum Besuch in Deutschland?
Theo und Guilherme wurden von ihrem Trainer nominiert, um an einem speziellen Trainingsprogramm teilzunehmen. Die Vorbereitung und technische Validierung wurden von Tito Casara koordiniert. Tito wird die beiden Jungs während ihrer Reise begleiten und unterrichten. Der brasilianische Handballspieler hat 1999 ein Magisterstudium am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg begonnen. Tito Casara wurde im selben Jahr Übungsleiter in der ersten Ballschulgruppe in Heidelberg-Kirchheim.
Der Beginn der Ballschule Heidelberg hat mit einem Projekt angefangen, welches von Prof. Dr. Klaus Roth und Prof. Dr. Pablo Greco von der Universidade de Minas Gerais (Universität im brasilianischen Bundesstatt Minas Gerais), geleitet wurde. Projektpartner waren weitere Professoren aus der brasilianischen Universität, aber auch eine Reihe von (Nachwuchs-)Wissenschaftlern des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg – bei denen auch Tito Casara dabei war. Der engagierte Handballliebhaber war schon bei den Anfängen der Kooperation dabei und ist das immer noch. Er selbst hat vor 26 Jahren in Östringen Handball gespielt.
Autor:Kai Henninger aus Kronau |
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