Löwen-Talk zum Thema Nachwuchsförderung
Sportliches Handwerkszeug und soziale Werte vermitteln
Kronau. Am Dienstagabend ging die Veranstaltungsreihe „Löwen-Talk“ der Rhein-Neckar Löwen in die zweite Runde. Die Gespräche auf der Bühne im Kronauer Trainingszentrum drehten sich rund um das Thema „Nachwuchs- und Talentförderung im Handball“.
Neben Michel Abt, ehemaliger Spieler der Rhein-Neckar Löwen und aktueller Trainer der zweiten Löwen-Mannschaft, nahmen Handball-Legende Heiner Brand und der ehemalige Eishockey-Profi Marcus Kuhl, zweifacher Olympiateilnehmer und Geschäftsführer des Nachwuchsleistungszentrum der Mannheimer Adler, an der Diskussion teil, die von dem Sportjournalisten und Handball-Experten Frank Schneller moderiert wurde.
Während Michel Abt die Jugendarbeit der Rhein-Neckar Löwen vorstellte, gab Marcus Kuhl einen Einblick in die Nachwuchsförderung im Eishockey, bei der die Adler Mannheim bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen. Mit den aktuellen Löwen-Spielern Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer, die aus dem Publikum heraus ihre Entwicklung vom Nachwuchsspieler zum Profi mit Vorbildfunktion schilderten, und der langjährigen Erfahrung des Handball-Experten Heiner Brand entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, die schnell zeigte, dass Talentförderung sich generell immer auf einem schmalen Grat zwischen „zu wenig Interesse der großen Vereine“ und „zu schnelle Überforderung der Jugend“ bewegt.
Denn zum einen zeigte sich Brand erfreut darüber, dass auch große Vereine in Deutschland immer mehr Bereitschaft zeigten, mit Jugendspielern zu arbeiten, zum anderen klagte er an, dass sich zu viele der Nachwuchsspieler schon in jungen Jahren schwer verletzen. Da müsse man einhaken und gemeinsam – auch mit Wissenschaftlern und Medizinern – analysieren, woran das liegt und wie man das verhindern kann. Denn zum einen seien diese gravierenden Verletzungen natürlich dramatisch für die Karriere des Einzelnen, zum anderen befürchtet Brand aber auch, dass die vielen schweren Verletzungen in einer Altersklasse langfristig auch zu einer Schwächung der Nationalmannschaft führen könnten.
Generell war man sich Sportart-übergreifend einig, dass es wichtig sei, den Jugendlichen neben dem sportlichen Handwerkszeug auch Werte zu vermitteln. „Pünktlichkeit, Ordnung, Höflichkeit, Disziplin“, so Kuhl und Abt unisono, seien für die Jugendlichen, die den Sprung zu den Profis schaffen wollen, unbedingt notwendig. Heiner Brand ergänzte, dass er sich wünsche, dass mehr Profis sich in den Vereinen am Training der Jugend beteiligen. "Es muss ja nicht jeder nach seiner aktiven Karriere ein Trainer werden, aber Spieler könnten den Jugendlichen in individuellen Trainingseinheiten Tipps und Tricks auf den jeweiligen Spielposition vermitteln."
Neben der sportlichen Ausbildung achtet man in beiden Nachwuchsleistungszentren darauf, dass auch die schulische Bildung der jungen Sportler nicht zu kurz kommt, auch für den Fall, dass es mit der sportlichen Karriere nicht klappt. Schafft ein Jugendlicher den Sprung zu den Profis sei es - anders als im Handball - im Eishockey besonders schwer, den Nachwuchs im Verein zu halten. „Wir können hier in Deutschland mit den Gehältern in Russland oder in den USA einfach nicht mithalten, wir verlieren viele unserer Talente an die NHL“, berichtete Kuhl, während diese Sorge im Handball keine allzu große Rolle spielt.
Da gehe es eher um die Durchlässigkeit von der zweiten in die erste Mannschaft, wie Abt und Brand betonten. Zu viele Vereine setzten lieber noch auf „mittelmäßige Spieler aus dem Ausland“, so Brand, „als langfristig den eigenen Nachwuchs aufzubauen“. Dass dies gerade bei den Spitzenvereinen auch mit dem Leistungs- und Erfolgsdruck zu tun habe, der auf den Trainern und den Spielern lastet, ergänzte Abt, der selbst bei den Rhein-Neckar Löwen von der Jugend zu den Profis aufstieg, bevor ihn eine Verletzung zur Aufgabe seiner aktiven Karriere zwang.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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