Orchidee neu entdeckt - das Stattliche Knabenkraut im Naturschutzgebiet Wartekopf
Ein seltene Schönheit am Wartekopf
Im Frühjahr bot sich den Naturschutzmanagern des Landkreises Kusel ein überraschendes Bild. Bei einer Begehung konnten im Naturschutzgebiet Wartekopf bei Rathsweiler Exemplare einer seltenen einheimischen Orchideenart gefunden werden. Die Besonderheit dieser Funde ist, dass diese Orchideenart für das Naturschutzgebiet Wartekopf bisher noch nicht bekannt war.
Es handelt sich um das hübsch violett bis purpurrot-blühende Stattliche Knabenkraut (Orchis mascula). Sein Verbreitungsgebiet reicht von Nord- und Mitteleuropa bis zum Iran und schließt die Kanaren, Azoren, Madeira und Kapverden ein. Diese Pflanzenschönheit zeichnet sich aus durch eine Wuchshöhe von bis zu 70 cm mit lanzettlichen Blättern und durch ihren zylinderförmigen Blütenstand, der eine Länge von 20 cm erreichen kann. Der Blütenstand setzt sich zusammen aus bis zu 30 Einzelblüten. Die Blütezeit beginnt bereits Ende April. Damit gehört die Art zu den frühblühenden heimischen Orchideenarten. Bestäubt wird sie überwiegend von Hummeln. Das Stattliche Knabenkraut wächst hauptsächlich auf Mager- und Bergwiesen sowie in lichten Wäldern.
Es ist in Rheinland-Pfalz noch weit verbreitet, doch die Anzahl der Exemplare und die Dichte der Bestände ist rückläufig. Veränderungen an mageren Wiesen durch Intensivierung der Landwirtschaft, Ausgraben durch Orchideenfreunde sowie die Verbuschung von offenen Flächen sind Gründe für den Rückgang der Art. Deshalb wurde das Stattliche Knabenkraut bereits 2009 als Orchidee des Jahres ausgelobt und steht außerdem auf der Vorwarnliste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands.
Im Naturschutzgebiet Wartekopf findet das Stattliche Knabenkraut gute Standortbedingungen vor. Hier werden magere Wiesenflächen durch Naturschutzmaßnahmen, koordiniert durch die Naturschutzmanager des Landkreises Kusel und finanziert durch das Land Rheinland-Pfalz, offengehalten. Insbesondere Beweidung mit Schafen macht hier einen Großteil der Pflegemaßnahmen aus; außerdem werden Teilflächen einmal jährlich gemäht und weitere Flächen entbuscht.
Wie alle heimischen Orchideen ist auch das Stattliche Knabenkraut in Deutschland nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Das heißt, dass die Pflanze weder aus der Natur entnommen,noch sie selbst oder ihr Standort beschädigt oder zerstört werden darf. Zumal durch die komplexe Symbiose der Pflanze mit Mykorrhizapilzen im Boden ein Überleben im heimischen Garten zum Scheitern verurteilt ist.
Durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure wie Pflegemaßnahmen durchführende Fachkräfte, Naturschutzbeauftragte und Naturschutzbehörden, sowie die Rücksichtnahme von uns allen stehen die Chancen gut, dass wir das Stattliche Knabenkraut in all seiner Schönheit auch in Zukunft bewundern können.
Autor:Jens Tauchert aus Kusel-Altenglan |
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