Der Prophet von Viernheim
Ladenburg. Mit einem spannenden historischen Kriminalfall befasst sich Dr. Peter Bilhöfer am Donnerstag, 5. Dezember, 19 Uhr, im Domhof in Ladenburg, Hauptstraße 9. Zur Vortragsveranstaltung, die das Kreisarchiv Rhein-Neckar-Kreis gemeinsam mit der VHS Ladenburg-Ilvesheim und dem Heimatbund Ladenburg durchführt, sind alle Interessierten bei freiem Eintritt herzlich eingeladen.
Im Februar 1854 erschüttert eine grauenvolle Bluttat die ganze Region. Unweit der badisch-hessischen Grenze wird die Leiche eines Bauern aus Heddesheim gefunden. Unzählige Wunden weisen auf eine außergewöhnlich massive Gewalteinwirkung hin. Schon bald führt die Spur ins benachbarte Viernheim.
Der mutmaßliche Täter ist kein unbeschriebenes Blatt: Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, zieht der 1836 geborene Peter Träger als Prediger und Seher seit Jahren zahlreiche Menschen in seinen Bann. Doch das Eingreifen der örtlichen Behörden bewirkt bis dahin nur, dass der „Viernheimer Prophet“ sein Wirken in andere Ortschaften verlagert. So gelangt Träger 1851 auch nach Ladenburg, wo er sich einer nicht unbedeutenden Anhängerschaft erfreut. Das hiesige Bezirksamt zeigt sich indes nur wenig begeistert, weshalb der Ausflug nach Ladenburg mit einem dreimonatigen Gefängnisaufenthalt und der Abschiebung nach Hessen endet. Kurze Zeit später beginnt Träger ein Verhältnis mit der 33 Jahre älteren Gattin des späteren Mordopfers. Es folgt eine Beziehung, die sich zu einer verheerenden Melange aus religiösem Eifer, Leidenschaft und Geldgier entwickelt und schließlich in einem Auftragsmord gipfelt. 1855 kommt es infolgedessen zu zwei aufsehenerregenden Strafprozessen in Mannheim und Darmstadt.
Der Fall des „Propheten von Viernheim“ ist derart einzigartig, dass er bis ins 20. Jahrhundert hinein Kriminologen und Psychologen wiederholt als Studienobjekt dient. red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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