Das Waldjahr (Teil 2)
Rund um Landau wird per Helikopter gekalkt

Die Hänge des Hohenbergs bei Birkweiler sind dran - drei Tonnen Magnesiumkalk werden pro Hektar abgeworfen, insgesamt über 5.000 Tonnen | Foto: Tim Altschuck
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  • Die Hänge des Hohenbergs bei Birkweiler sind dran - drei Tonnen Magnesiumkalk werden pro Hektar abgeworfen, insgesamt über 5.000 Tonnen
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Birkweiler. Mit dröhnenden Rotoren hebt der Helikopter ab. An seinem Rumpf hängt eine lange Schleppe mit einem trichterförmigen Bottich. Darin: Eine Baggerschaufel voll Magnesiumkalk – ein magnesiumreiches Gesteinsmehl. An diesem Tag sind die Hänge des Hohenbergs dran. Dort lädt der Helikopter Spur für Spur seine Fracht ab. Insgesamt werden knapp 5.000 Tonnen dieses Kalks über Teilen der Wälder in den Verbandsgemeinden Landau-Land und Edenkoben abgeladen. „Es handelt sich hierbei nicht um eine Düngung wie in der Landwirtschaft“, betont Mario Biwer vom Forstamt Haardt in Landau.

Von Tim Altschuck

Der Helikopterpilot ist etwas resigniert, denn das Wetter hat in den vergangenen Wochen oft nicht mitgespielt und einen Flug unmöglich gemacht. „Konstanter Wind wäre kein allzu großes Problem, aber die Böen sind für unsere Arbeit nicht gut“, erklärt er. Der wichtigste Aspekt spiele dabei selbstverständlich die Sicherheit, aber gleichermaßen ist ein planmäßiger Abwurf des Kalks dann auch nicht möglich. Warum ist eine solche Maßnahme überhaupt von Nöten?

Darum wird gekalkt

„Wir haben hier am Haardtrand einen von Natur aus sauren Buntsandsteinboden“, erläutert Mario Biwer. Hinzu komme nach wie vor eine Schadstoffbelastung aus der Luft. „Das Ziel der sogenannten Bodenschutzkalkung ist es, diese Säureeinträge abzupuffern und eine ausgeglichenere Nährstoffversorgung zu gewährleisten. Damit stabilisieren wir die aufstockenden Wälder“, fährt er fort. Denn nur ein gesunder Waldboden kann ein Garant für intakte Waldökosysteme, gutes Baumwachstum und sauberes Trinkwasser sein.

Keine Düngung wie in der Landwirtschaft

„Eine Düngung dient in erster Linie der Steigerung der Ertragskraft guter Böden“, erklärt der Förster. Im Wald werde allerdings gekalkt, um die Bodenstruktur zu verbessern, die durch Schadstoffeinträge geschädigt wurde. „Es handelt sich also um eine Vitalisierung, wodurch die Bodenchemie ausgeglichen, eine artenreichere Bodenvegetation ermöglicht und eine natürliche Verjüngung der Waldbestände gefördert wird“, fährt er fort.

Bis zu 200 Flüge am Tag

„Wenn das Wetter mitspielt und alles Drumherum passt, fliegt der Helikopter bis zu 200-mal hinaus, um den Magnesiumkalk abzuwerfen“, sagt Mario Biwer. Alles in allem müssen pro Hektar drei Tonnen abgeworfen werden. Das funktioniert nur, wenn die Arbeit perfekt getaktet und mit Präzision durchgeführt wird. Auf einem Aufnahmeplatz oberhalb von Birkweiler ist der Lande- und Beladeplatz eingerichtet. Dort liegt eine Lkw-Ladung Kalk die per Radlader in den Bottich gefüllt wird. Wenn der Helikopter nach dem Abwurf zurückkehrt, ist die Schaufel des Radladers bereits gefüllt. Dann manövriert der Pilot den Bottich, der an den Kufen des Helikopters hängt, langsam zu Boden. Ist die Schaufel ausgekippt, geht es wieder hinauf und der Kalk rieselt auf den nächsten Waldstreifen. Das geht im Minutentakt – Akkordarbeit.

Im Minutentakt wird der Bottich neu beladen  | Foto: Tim Altschuck

Planung bis ins Detail

Damit es keine unerwünschten Nebenwirkungen gibt, dafür wird eine solche Aktion bis ins Detail geplant. „Begrenzte Ausbringungszeiträume, die Dosierung der Aufwandmenge, der konsequente Ausschluss von Gewässern, Bachläufen oder naturschutzrelevanter Waldflächen sowie die Beachtung von Mindestabständen minimieren unerwünschte Nebenwirkungen“, sagt Mario Biwer.

Aufgrund der Brut- und Setzzeiten für Vögel und andere tierische Waldbewohner dürfen solche Aktionen nur in den Wintermonaten stattfinden, nämlich von Oktober bis März. „Hinzu kommt ja auch der Faktor Tourismus: Wenn bei besserem Wetter im Frühling wieder vermehrt Wanderer und Mountainbiker in den Wäldern unterwegs sind, können wir das natürlich auch nicht machen“, ergänzt er. Dennoch appelliert Biwer zum Abschluss: „Es ist wichtig, dass sich Waldbesucher an Absperrungen halten, wenn es diese während der Holzernte oder der Helikopterflüge gibt.“

Rücksicht und Vorsicht geboten!

Kommentar von Tim Altschuck

Wenn das Wetter zum Wochenende hin (endlich) wieder besser wird, zieht es die Menschen hinaus an die frische Luft. Das ist auch gut so, denn vom trüben, nasskalten Wetter dürften wir alle genug haben. Dennoch ist nach den stürmischen Tagen in dieser Woche noch Vorsicht geboten. Bäume können immer noch umfallen, schwere Äste brechen. Also lieber noch ein paar Tage warten. Außerdem sind nach wie vor Waldarbeiten möglich. Sollten Sie also an Absperrungen von Forstbetriebe kommen, halten Sie sich bitte auch daran. Geben Sie auf sich und Ihre Mitmenschen acht. Außerdem: Der Wald ist für uns alle ein Ort der Erholung, egal ob für Wanderer, Jogger oder Mountainbiker. Dabei vergessen wir gerne eines: Er ist Lebensraum der Tiere und einzigartig in seiner natürlichen Vielfalt. Entsprechend sollten wir ihn achten und so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben - sauber!

Weitere Informationen:
Unsere Wochenblatt-Serie „Das Waldjahr“ kann man auch online lesen. Hier gibt es künftig alle Artikel.

Die Arbeit des Forstamts Haardt in Landau

Die Hänge des Hohenbergs bei Birkweiler sind dran - drei Tonnen Magnesiumkalk werden pro Hektar abgeworfen, insgesamt über 5.000 Tonnen | Foto: Tim Altschuck
Im Minutentakt wird der Bottich neu beladen  | Foto: Tim Altschuck
Autor:

Tim Altschuck aus Kaiserslautern

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