Interview mit Wolfgang Ringwald und Karin Wagner-Schramm
Ist der Lehrermangel ein Thema an der St.-Katharina-Realschule?
Von Stephanie Walter
Landstuhl. Das Thema Unterrichtsausfall sorgt derzeit immer wieder für Diskussionen - gerade in Corona-Zeiten. Das Wochenblatt hat mit Schulleiter Wolfgang Ringwald und Karin Wagner-Schramm, der stellvertretenden Schulleiterin der St.-Katharina-Realschule, über das Thema Lehrermangel, aber auch über Unterrichtsausfälle und die besonderen Herausforderungen in diesem Jahr gesprochen.
???: Wie sieht es an der St.-Katharina-Realschule auf personeller Seite aus. Ist das Thema Lehrermangel für Sie aktuell?
Ringwald: Bei uns besteht aktuell kein Mangel an Lehrkräften und wir haben auch fast keinen Unterrichtsausfall zu verzeichnen. Ein Indiz für die gute Lehrerversorgung an unserer Schule ist, dass die Klassenstufen 5 und 6 in Deutsch, Mathe und Englisch geteilt werden und somit jeweils zwei Lehrkräfte die Kinder einer Klasse in den Hauptfächern unterrichten.
???: Woran liegt das? An vielen Stellen hört man immer wieder, dass es große Probleme mit Ausfällen von Schulstunden gibt.
Wagner-Schramm: Wir als private Schule wenden uns bei einem personellen Ausfall an den Träger, bei dem die Lehrer angestellt sind, und können so langfristige Ausfälle ohne Probleme vermeiden. Außerdem gibt es auch ein Vertretungskonzept, das genau regelt, wie ein Vertretungsfall abläuft.
???: Haben Sie als Privatschule hier immer nur einen Vorteil?
Ringwald: Dass der Schulträger für das Lehrpersonal verantwortlich ist, ist ein großes Plus. Als Privatschule haben wir aber im Gegenzug nicht die Möglichkeit, am PES (Personalmanagement im Rahmen Erweiterter Selbstständigkeit von Schulen) teilzunehmen.
Dabei handelt es sich um eine Maßnahme der rheinland-pfälzischen Landesregierung, durch die Schulen ein Budget erhalten und selbst Verträge mit Lehrkräften abschließen können, um ihren Bedarf zu decken.
???: Sie haben zwar keinen akuten Lehrermangel zu verzeichnen, gibt es aber Fächer, die schwerer zu besetzen sind?
Wagner-Schramm: Zwar scheint die Region insgesamt gut aufgestellt zu sein, aber solche Fächer gibt es definitiv. Hierzu zählen beispielsweise Chemie, Musik oder Kunst. Auch Physiklehrer sind mitunter selten.
So hatten wir letztes Jahr Schwierigkeiten, eine Lehrkraft zu finden. Daher hat der Schulträger zeitweise Lehramtsstudenten der Technischen Universität Kaiserslautern an der Schule eingestellt .
???: Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass es für diese Fächer weniger Lehrkräfte gibt?
Ringwald: Gerade die naturwissenschaftlichen Fächer sind oft schwierige Fächer, die nicht jedem liegen. Darüber hinaus entscheiden sich viele Studenten nach ihrem Abschluss für einen Beruf in der Industrie.
???: Also hat es vor allem auch finanzielle Gründe, dass naturwissenschaftliche Lehrkräfte verloren gehen.
Wagner-Schramm: Ja, das ist absolut so. Neben einem besseren Verdienst in der Industrie haben wir in Rheinland-Pfalz aber noch das Problem, dass wir bei der Beamtenbesoldung zum Schlusslicht gehören, da in der Vergangenheit entsprechende Erhöhungen nicht vorgenommen worden sind. Damit können wir uns nicht zufrieden geben, denn es bedeutet, dass immer wieder Lehrkräfte abwandern, gerade wenn sie, wie es bei uns der Fall ist, in einem Grenzgebiet leben.
???: Sind an der St.-Katharina-Realschule wegen des Coronavirus vermehrt Lehrkräfte ausgefallen?
Ringwald: Tatsächlich ist es sogar so, dass wir weniger kurzfristige Ausfälle zu verzeichnen haben. Wegen des Coronavirus tragen Schüler und Lehrer Masken und es werden auch weniger Hände geschüttelt. Die klassische Erkältung trifft unsere Lehrkräfte damit in diesem Jahr aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen seltener.
???: Gerade die Schulen hat das Virus ja vor eine besonders große Herausforderung gestellt. Wie haben Sie die Situation erlebt?
Wagner-Schramm: Es war natürlich schwierig, sich auf diese veränderte Situation einzustellen, aber mittlerweile hat sich alles ganz gut eingespielt und die Regeln werden akribisch eingehalten. So gibt es beispielsweise versetzte Pausenzeiten und eingezeichnete Wegführungen. Leider wird es jetzt gerade im Winter in unseren Klassenzimmern etwas kühl, weil wir in regelmäßigen Abständen lüften.
???: Für die Schülerinnen und Schüler kam es in den vergangenen Monaten vermehrt zu Unterrichtsausfällen wegen des Virus. Glauben Sie, dass für die Schüler daraus ein Nachteil entsteht und es vermehrt Defizite geben wird?
Ringwald: Ich sehe hier kein Problem und keinen Verlust für die Zukunft, der nicht mehr aufzuholen ist. Die Schülerinnen und Schüler haben während des Unterrichtsausfalls zu Hause regelmäßig Aufgaben erhalten. Außerdem bieten wir pro Woche zwei Fördertage an, für alle, bei denen ein Nachholbedarf besteht. Hier merken wir aber ganz deutlich, dass dieser Bedarf nicht primär auf den Ausfall von Unterricht wegen des Coronavirus zurückzuführen ist, sondern dass es sich um grundsätzliche Schwächen handelt, die auch vorher schon da waren. In diesem Hinblick kann man der aktuellen Lage sogar etwas Positives abgewinnen, da es eine zusätzliche Unterstützung für die Schüler gibt.
Autor:Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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