Zehn Länder in drei Wochen: Grüne Ritter von Hauptstuhl machen sich auf zum Nordkap
Hauptstuhl. Die Satteltaschen sind gepackt, die Motorräder startklar für die größte Tour des Jahres: Sechs Mitglieder des Motorradclubs Green Knights Military MC Ch29 in Hauptstuhl machen sich am Montag mit ihren Choppern auf zum Nordkap in Norwegen. Erst in drei Wochen werden sie wieder zurückkehren. Während der kompletten Tour sind sie ausschließlich auf der Straße und in der Natur zuhause, denn auch übernachten werden sie ausschließlich im Freien.
Von Cynthia Schröer
12.000 Kilometer werden die Biker auf ihrer Reise zurücklegen. Zehn Länder werden sie durchqueren. Die Strecke führt durch Dänemark, Schweden nach Norwegen, erklärt Clubpräsident Nader "Sam" Samadi. Auf der Heimfahrt werden sie über Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Tschechien nach Deutschland zurückkehren. Seit einem Jahr haben die Biker die Tour geplant. "Wir haben den Zeitpunkt bewusst gewählt, weil dort aktuell Polartag ist", erklärt Samadi.
Was packt man eigentlich für eine solche Tour ein? "Zelte, Schlafsäcke und Isomatten", sagt Vizepräsident Christian "Grey Wolf" Brechtel wie aus der Pistole geschossen. Denn Hotelzimmer haben die Biker keine gebucht. "Wir campen ausschließlich wild." So stehen überwiegend Fertiggerichte, Konservennahrung und Kaffee auf dem Speiseplan. Dafür ist ein Camping-Gaskocher dabei.
Pro Tag wollen die Motorradfahrer bis zu 900 Kilometer zurücklegen. Das bedeutet, sie sitzen täglich zehn bis zwölf Stunden auf ihren Choppern. Damit das auf die Dauer nicht ungemütlich wird, haben einige ihre Sitze mit Gelkissen oder Fellen versehen. Zusätzlich sind die Maschinen mit USB-Anschlüssen ausgestattet, um Handys und USB-Lampen zu laden. Die Griffe am Lenker und die Sitze sind beheizbar. Das ist bei den kühlen Temperaturen am Nordkap besonders wichtig. "Dort herrschen etwa sechs Grad", informiert Samadi. Deshalb haben neben Unterhosen auch Handschuhe, beheizbare Socken, dicke Westen und Regenkleidung in den Koffern Platz gefunden. Die Biker haben sich gründlich vorbereitet. Benzinkanister, Werkzeug für einfache Reparaturen, Kabelbinder und Flickzeug für geplatzte Reifen haben sie ebenfalls dabei.
Besonders für vier US-amerikanische Teilnehmer ist die Tour etwas ganz Besonderes: "Das ist ein langer Weg. Es gibt nicht viele in Amerika, die von sich behaupten können, dass sie so etwas in Europa jemals gemacht haben", schwärmt Marc "Loki" DeWees. Er ist im US-Hospital für die Blutspende zuständig und will sich als Erinnerung unbedingt Wikinger-Accessoires von der Reise mitbringen. Bei den Green Knights in Hauptstuhl sorgt er als "Sergeant at Arms" für die Ordnung und achtet darauf, dass die Clubregeln und andere Verhaltensregeln eingehalten werden, zum Beispiel, dass die Mitglieder immer Sonnenbrille und Handschuhe ausziehen, bevor sie sich begrüßen. Er hat bei der Planung der Tour nach Norwegen mit betroffenen Motorradclubs abgeklärt, dass die Green Knights durch ihr Gebiet fahren dürfen. "Wir sind mit allen staatlichen Motorradclubs in Deutschland befreundet", sagt Samadi. Damit meint er die White/Yellow Knights, den Club der Rettungsdienste, die Red Knights der Feuerwehrleute und die Blue Knights der Polizisten.
"Bei dieser Tour können wir unsere Grenzen austesten. Wir wollen sehen, wie viele Länder man in einer Tour mit dem Motorrad durchqueren kann", sagen Schriftführer David "Riddle" Gardner und Dylan "Rocket" Gaissert. Die beiden sind von der US Air Force und nur drei bis fünf Jahre in Ramstein stationiert. Als "Road-Captain" ist Gaissert im Club für die Planung der wöchentlichen Ausfahrten zuständig und fährt immer voraus. Auch bei diesem Trip wird er die Truppe anführen. Kommuniziert wird über Mikrofone und Lautsprecher in den Helmen.
Auch Schatzmeister David "Kix" Ballard freut sich ganz besonders darauf, seiner Familie und Freunden in den USA von einem so außergewöhnlichen Erlebnis berichten können. Er ist vier Jahre auf der Air Base stationiert. Er hofft auf viele Schnappschüsse von Sehenswürdigkeiten und Polarlichtern, sagt er.
Der Motorradclub Green Knights Military MC Ch29 in Hauptstuhl hat aktuell 26 Mitglieder, darunter eine Frau. Sie alle sind aktive Soldaten beim deutschen oder US-amerikanischen Militär oder Reservisten. Sie folgen ritterlichen Tugenden wie Recht, Freiheit, Demokratie, Freundlichkeit, Höflichkeit, Tapferkeit und Respekt und setzen sich hauptsächlich für die Sicherheit der Menschen, insbesondere Motorradfahrern ein. "Ch29" steht für "Chapter 29". Das heißt, der Club in Hauptstuhl ist die 29. Niederlassung des Militär-Motorradclubs weltweit. Insgesamt zählt dieser 149 Niederlassungen. Die Green Knights in Hauptstuhl sind aufgrund ihrer engen Bindung zur Armee der einzige Club mit Mitgliedern zweier Nationalitäten. Seit einem Jahr haben die Biker ihr Quartier im Vereinsheim des Sportvereins Hauptstuhl. Davor waren sie seit ihrer Gründung 2001 auf der Air Base Ramstein angesiedelt. Für Soldaten oder Reservisten, die dem Club beitreten möchten, ist Marc DeWees als "Sergeant at Arms" zuständig. Dieser prüft unter anderem, ob sie die Clubregeln beherrschen. Hat der Anwärter eine gewisse Zeit die wöchentlichen Treffen besucht, an Touren teilgenommen und sich als anständig erwiesen, wird er in den Club aufgenommen.
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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