Musikalische Lesung in der ehemaligen Synagoge in Odenbach
Literarisches Bekenntnis für Toleranz und Demokratie
Odenbach. Die ehemalige Synagoge in Odenbach ist ein Ort der kulturellen Vielfalt. Nach dem überaus erfolgreichen Konzert der Villa Musica fand am Freitagabend die musikalische Lesung mit Shmuel Kedi vor erneut großer Kulisse statt. Nach Begrüßung und Einführung durch Ursula Woehl, Vorsitzende des veranstaltenden Fördervereines, bringt Shmuel Kedi zunächst in kurzen Worten seinen Respekt und seine Hochachtung über das Gebäude sowie für den Erhalt als Treffpunkt der kulturelle Begegnung und als Baudenkmal für unsere Gesellschaft, als Erinnerung an die jüdischen Bürger von Odenbach, zum Ausdruck.
Künstlerisch beginnt der Abend mit einigen lyrischen Texten, rezitiert durch Harald Michel, und seinem Wunsch an die Zuhörer ihre Augen zu schließen. Sich dann vorzustellen, sie seien ein in Israel geborener Jude, Jüdin und entschließen sich nach den schrecklichen Geschehnissen und dem Massenmord an deutschen Juden, nach Deutschland zu gehen. Shmuel Kedi hat diesen Schritt 1980 gemacht und war und ist dabei getragen von dem Gedanken der Aussöhnung, der Toleranz und dem Frieden. Die Gedichte „Identität nach Augenmaß, Kalter Nordwind und Leisere Glückseligkeit“ tragen das Verlassen von Israel, das Ankommen in Deutschland und sein Glück in seiner neuen Heimat in sich. Ein atmosphärischer, wie künstlerischer Höhepunkt in dem Synagogenraum sind die von Kedi gesungenen hebräischen Lieder mit Gitarrenspiel. Jeweils zuvor wurden die Lyrics in Deutsch vorgetragen.
Der Autor Shmuel Kedi liest das erste Kapitel seines Romans „Der Wald im Treppenhaus“ und stellt die Romanfigur Rachel, ihre gedanklichen Selbstzweifel, die biografischen Reflexionen und Zwiesprachen über ihr Leben, ihre Familie, ihre Sehnsüchte und Liebe vor. Der Roman gibt einige Stunden der Gegenwart sowie Begegnungen in Rachels Vergangenheit in Tel Aviv und Frankfurt wieder. Kein einfach und schnell zu lesendes Buch, was ebenfalls bei der Lesung zum Ausdruck kommt..
Aber nicht nur künstlerisch ist der Abend als gelungen und wertvoll zu beschreiben, Harald Michel und Shmuel Kedi gehen kurz und angemessen klar auf aktuelle Themen ein. Michel in diesem Zusammenhang, „in den Gedichten ist die Rede von offenen Augen und von dem Glück. Hierauf dürfen die Menschen in Deutschland offen stolz sein, jeder soll es freudig und laut hinausrufen. Leider ist unsere Demokratie aktuell wieder in Gefahr, offene und tolerante Menschen, Juden, Muslime Flüchtlinge werden verfolgt, beleidigt, ausgestoßen verletzt und getötet. Unsere freie Gesellschaft wird von Mördern und ihren geistigen Helfershelfern massiv in Wort und Tat angegriffen. Wir dürfen beim Bekunden unseres Glückes eben nicht verstummen oder leiser werden. Wir alle, jeder Einzelne muss für sein, muss für unser aller Glück zu jeder sich bietenden Gelegenheit kämpfen.“ Im Refrain seines Schlussliedes singt Kedi über die diese Gefahr für die Demokratien in Israel und Deutschland von „40 Räubern in der Knesset“ und „Nazis im Bundestag“. Mit viel Applaus und Zustimmung honorierten die Gäste diese Veranstaltung der Toleranz und Verständigung; der veranstaltende Förderverein der ehemaligen Synagoge Odenbach, mit dem Ehepaar Woehl und Joachim Bäcker, ist dafür besonders zu loben und hervorzuheben sowie Dank auszusprechen. ps
Autor:Jürgen Link aus Lauterecken-Wolfstein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.