Altleininger Burgspiele führen Romeo und Julia auf
Unterhaltend und berührend
Altleiningen. Kann man „Romeo und Julia“ heute noch spielen? Ist die Geschichte nach fast 400 Jahren noch aktuell? Berechtigte Fragen, die von der Inszenierung der Burgspiele Altleiningen eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden. Die Zuschauern der Premiere am vergangen Samstag haben das Ensemble jedenfalls mit Beifallsstürmen gefeiert.
Regisseurin Susanne Rechner hat mit Ihrem Team einen schlüssigen Zugang zum Shakespeare-Klassiker gefunden. Das gleichermaßen einfache wie raffinierte Bühnenbild überrascht gleich zu Beginn: groß dimensionierte Folien klappen wie Buchseiten auf und stellen auf bunten Collagen die Spielorte des Stückes dar. Vor dieser farbenfrohen Szenerie agieren die Schauspieler in heutigen Kostümen in weiß, grau und schwarz – was eine ausgewogene Optik ergibt. Unterstützt wird das Ganze durch raffinierte Lichteffekte, die die Dramatik der Szenen noch betont.
Und schließlich das 24-köpfige Ensemble, das durch große Spielfreude glänzt. Die Leidenschaft-lichkeit, mit der die Familien Montagu und Capulet sich bekämpfen, mit der sich Romeo und Julia verlieben, mit der sich Mercutio und Livia (im Original Tybalt) duellieren – sie werden durch die stark aufspielenden Jugendlichen virtuos dargestellt. Da ist der unbekümmerte, angeberische Mercutio bei Leon Radmacher in allerbesten Händen – seine Gegenspielerin Livia wird von Marlene Wagner mit aufbrausender Aggressivität gespielt, die dann angesichts des tödlichen Duells in Entsetzen umschlägt. Felix Decker als Benvolio drückt die Fassungslosigkeit über den Verlust seiner besten Freunde glaubwürdig und berührend aus, ebenso wie die ganze Clique der sich gegenseitig auf den Arm nehmenden, sich provozierenden jungen Capulets und Montagus den perfekten Rahmen bildet (J. Donie, J. Shala, J. Pflug, S. McColgan, A. Matthisseck, H. Vörg).
Anja Gößling und Alexander Maier sind die unnahbare, kühle Mutter und der unnachgiebige, strenge Vater Julias. Durch ihre pointierte Darstellung wird klar, dass das junge Mädchen hier keine Unterstützung erwarten darf. Diese finden Romeo und Julia umso mehr bei Julias Amme und ihrem Beichtvater, Pater Lorenzo. Letzterer glaubt die Versöhnung der zerstrittenen Familien mit der von ihm geförderten Verbindung der beiden Liebenden erreichen zu können und löst mit der heimlichen Trauung der beiden doch nur eine Abfolge von tragischen Ereignissen aus. Martin Steinmetz ist erst ein humorvoller Pater mit großen Plänen, dem mit Fortgang der Geschichte die Beklommenheit angesichts der dramatischen Wendungen deutliche Sorgenfalten ins Gesicht schreibt.
Der Amme fällt eine besondere Rolle zu: sie ist die mütterliche Vertrauensperson für Julia, organisiert für ihren Herzensliebling das Rendezvous mit Romeo. Dabei ist sie lebensklug und pragmatisch in heiklen Fragestellungen und am Ende des Stückes wahrhaftig in ihrer Trauer um Julia. Alle diese Facetten spielt Ute Schmitt hervorragend aus und erhält dafür großen Applaus.
Bleiben die beiden Titelrollen: Der knapp 18-jährige Josef Spielmann stellt einen wunderbaren Romeo auf die Bühne. Überragend meistert er die schwere Aufgabe, die Stimmungsbreite von Melancholie zu jungenhaftem Übermut, von romantischer Verliebtheit zu hitzköpfiger Aggression, von Selbstmitleid bis zur wirklich berührenden Abschiedsszene in Julias Gruft abzubilden.
Und Julia? Wer sich von Charlotte Wagners (ebenfalls erst 18 Jahre alt) Spiel nicht berühren lässt, hat wohl kein Herz. Wie sie die plötzliche Verliebtheit veranschaulicht, wie sie die Sehnsucht und Zärtlichkeit ihrer jungen Liebe darstellt, wie ihre immer größer werdende Verzweiflung die Zuschauer rührt, wie sie angesichts aller geplatzter Hoffnungen ihrem Romeo in den Tod folgt, ist brillant und großartig gespielt.
Tosender Applaus belohnt das Ensemble, das bis in die kleinsten Nebenrollen bestens aufgestellt ist.
Hinweis:
Karten für die kommenden 11 Vorstellungen gibt es unter www.burgspiele-altleiningen.de oder 06356/8800.
Autor:Jürgen Link aus Lauterecken-Wolfstein |
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