BriMel unterwegs
Dekanatsfrauentag 2022 mit Musikerin Gaby Kiessling

Gaby Kiessling schlüpfte in die Rolle der Lieselotte von der Pfalz | Foto: Brigitte Melder
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  • Gaby Kiessling schlüpfte in die Rolle der Lieselotte von der Pfalz
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Maikammer. Für den 26. April hatte der Frauenausschuss des Dekanatsarbeitskreises Bildung und Gesellschaft im Kirchenbezirk Neustadt zu einem geselligen Beisammensein im Bürgerhaus von Maikammer eingeladen. Pünktlich um 14.30 Uhr stimmte die Böhl-Iggelheimer Musikerin Gaby Kiessling auf ihrer Zither mit verschiedenen kleinen Stücken aus der Klassik zu einem gemütlichen Mittag ein, der bis 17 Uhr gehen sollte. Fast verloren wirkte sie auf dieser riesengroßen Bühne. An diesem Nachmittag wollte sie in ihrem historischen Kostüm als Lieselotte von der Pfalz ein bisschen aus dem „Nähkästchen bei Hofe“ plaudern und immer wieder zwischendurch spielen.

Neben dem Kaffee und Kuchen, der von dem Frauenausschuss selbst gebacken vor jedem Sitzplatz platziert war und in der Pause einverleibt werden konnte, war auch ein Stand mit fairen Artikeln aus dem Weltladen Neustadt/Weinstraße aufgebaut.

Aber der Reihe nach. Mir gegenüber saß das Ehepaar Beiersdörfer, das ebenfalls aus Böhl-Iggelheim angereist war. Nach dem Zitherspiel von Gaby Kiessling folgte die Begrüßung durch Pfarrerin Martina Horak-Werz. Sie freute sich, dass nach 3 Jahren dieses Zusammentreffen wieder stattfinden konnte. Das Motto des Tages sei „Werde wie du bist!“ und man wolle sich im Laufe des Mittags noch damit beschäftigen. Sie bedankte sich bei der Künstlerin für’s Kommen und bei den fleißigen Helfern, die im Vorfeld die Tische gestellt und alles mit Blumen geschmückt und die Tische gedeckt haben. Es folgte eine Andacht, in der es darum ging, dass in uns oft so viel mehr stecke als wir erahnen, so viele Fähigkeiten, die entwickelt werden können. Auch Lieselotte von der Pfalz hat versucht aus ihren Möglichkeiten etwas zu machen. Der römische Staat herrschte über die Frauen, die überhaupt keine Rechte hatten und Selbstbewusstsein war ein Fremdwort für sie. Aber Gott ist bei uns und stärkt uns den Rücken.

Es folgte das Lied 628 „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt“, das von Gaby Kiessling angestimmt und vom Publikum kräftig mitgesungen wurde. Danach durfte erstmal ein Päuschen eingelegt und der Kuchen vernascht werden. Nach der Pause sah man sich einer Verwandlung gegenüber und Lieselotte von der Pfalz alias Gaby Kiessling betrat die Bühne. Das gelbe bodenlange Kleid und die formvollendet frisierten Haare mit einer weißen Feder im Haar verliehen ihr Würde. Das „Trumpet Voluntary“ von Jeremia Clarke war als Eröffnungsstück. Sie las aus ihrem über 70 Jahre geschriebenen Tagebuch und freute sich in der geliebten Pfalz zu sein. Sie sei als Tochter die Untertanin ihres Vaters gewesen und brauchte einen Ehemann, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Mit dem Lied „Der Winter“ aus dem Vier-Jahreszeiten von Antonio Vivaldi zeigte sie einmal mehr ihr Können an der Zither. Sie las aus ihrem Tagebuch, dass sie einen Thronfolger geboren hatte und in Versaille wohl geachtet war. Sie hat während ihres Aufenthaltes in Frankreich mehr als 5.000 Briefe nach Deutschland geschrieben. Sie ist stolz „Lieselotte von der Pfalz“ zu heißen. Heutzutage schnattert man mit dem Laptop und dem Smartphone statt mit den Menschen. Es folgte das sehr melodische Stück „Gailliarde“ von John Dowland. Im nächsten Lesekapitel beschrieben sie, dass sie ihre geliebte Heimat Heidelberg und Schwetzingen vermissen würde und stieß mit den Worten „Prost, ihr lieben Pfälzer, ein besonderes Hoch auf uns alle“ mit dem Publikum an. Sie spielte ein traditionelles historisches Lied aus Frankreich mit dem Titel „Chapeloise“, „Allegretto“ von Francoir Couperin und „Marche“ (Alceste) von Jean-Baptiste Lully. Schloss Versaille sei der prächtigste Hof in Europa und sie die Gattin des Herzogs von Orlénas. Sie erzählte, dass ihre Briefe damals von König Ludwig X!V geöffnet wurden und er infolgedessen über alles Bescheid wusste. Es folgte „Gigue“ von dem deutschen Komponisten Georg Philipp Telemann und von Johann Sebastian Bach ein Menuett aus dem Notenbuch für Magdalena. Sie beschrieb ihre Gefühle nach dem Tod von König Ludwig XIV und spielte den Choral „Herr tue was du willst mit mir“ von J.S. Bach und „Princess Royal“ von Turlough O’Carolan. Sie hat den Sonnenkönig geliebt und mit dem beschwingten, traditionellen französischen Lied „Pas d’Ete“ und dem Aufruf „Lassen wir die Sonne aufgehen!“ hatte sie ihr heutiges Repertoire durch.

Pfarrerin Martina Horak-Werz trat nochmals auf die Bühne, um noch verschiedene Informationen unter die Zuschauer zu streuen, unter anderem, dass ein Teil der heutigen Kollekte dem Ahrtal zu Gute kommen soll. Alle Kollekten aus der Pfalz kommen hier zusammen und werden weitergegeben. Sie begrüßte den ehemaligen Dekan und der neue wolle eventuell noch kommen. Sie bedankte sich bei Gaby Kiessling – wieder in bürgerlichem Outfit. Mit dem Lied 662 „Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut“ und hier besonders der 4. Strophe, die besonders gut in unsere heutige Zeit passt, verabschiedete sie sich.

Es war ein sehr kurzweiliger netter Nachmittag im Bürgerhaus von Maikammer. (mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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