Durchgängige Spund- oder Dichtwand für wirksamen Hochwasserschutz
Rheindammsanierung Mannheim: Gutachter präsentieren alternative Lösungen mit Baumerhalt
Der Rheindamm in Mannheim kann gesichert werden, ohne dass viele Tausend Bäume entfernt werden müssen.
Zu diesem Ergebnis kommen die Gutachter Christian Schmidt und Lothar Wessolly, die im Auftrag der Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof Alternativen zu der vom Regierungspräsidium Karlsruhe geplanten Dammertüchtigung erarbeitet haben. Ihre Lösungen präsentierten die beiden Experten am 3. April im Rahmen der Informationsveranstaltung „Damm sichern – Bäume erhalten“, zu der die BIG Bürger sowie Vertreter aus Politik und Medien in die Mannheimer Rheingoldhalle eingeladen hatte.
Durchgängige Spund- oder Dichtwand für wirksamen Hochwasserschutz
„Mit einer durchgängigen Spundwand aus Stahl, möglichst in der Mitte des Damms, erfüllen wir höchste Sicherheitsanforderungen“, erklärte Schmidt, Prüfingenieur für Geotechnik im Wasserbau bei Krebs + Kiefer Ingenieure, Darmstadt. Eine sehr gute Alternative sei der Einsatz einer Dichtwand aus Erdbeton. „Dieses moderne, effektive Verfahren wird bei Deichbauprojekten häufig angewandt, bietet einige Vorteile und ist mindestens so sicher wie eine Erdbauweise“, so Schmidt. Das Regierungspräsidium plant auf einer Strecke von rund 3,5 Kilometern grundsätzlich eine Erneuerung des Rheindamms durch Erdbau. Tausende von Bäumen müssten dazu gerodet werden. Auch an den wenigen Stellen, an denen zum Beispiel wegen der Wohnbebauung eine Spundwand gesetzt werden soll, will das Regierungspräsidium – unter Berufung auf die DIN 19712 Flussdeiche – künftig eine breite Zone am Damm baumfrei halten. Eine Dichtwand-Lösung, die kostengünstiger ist als das Setzen einer Spundwand, wurde in Karlsruhe bisher nicht geprüft. Beide Varianten des Deichexperten Schmidt gewährleisten die erforderliche Standsicherheit des Damms und schützen die Bevölkerung wirksam vor Hochwasser. Der Baumbestand könnte so weitgehend erhalten bleiben.
Weitgehender Erhalt des Baumbestandes möglich
Viele Baumarten erhöhten sogar erheblich die Stabilität eines Deiches, wie Wessolly, promovierter Ingenieur und Begründer der Baumstatik, Stuttgart, aus jahrzehntelanger Erfahrung weiß. „Dass die Standsicherheit von Dämmen durch Gehölze generell beeinträchtigt ist, wie die DIN besagt, ist eine unbewiesene Behauptung“, so der vereidigte Sachverständige. „Das Feinwurzelvlies der Bäume wirkt zusätzlich wie ein Sandsack und schützt besser vor Erosion als eine Grasnarbe“, betonte der Experte. Der Baumbestand in
Mannheim stehe auch nicht in Widerspruch zur DIN. Er erfülle im Gegenteil alle Ausnahmekriterien, die dieses Regelwerk zulässt. Darüber hinaus seien Bäume grundsätzlich in der Lage, selbst Orkanwindstärken ohne Bruch und Entwurzelung zu überstehen. Die Bäume auf dem Mannheimer Damm schützten sich gegenseitig. Dem allgemeinen Risiko umstürzender Bäume könne durch regelmäßige Baumkontrolle und pflege entgegengewirkt werden. Nach eigenen Angaben führt Wessolly seit mehr als 30 Jahren baumstatische Analysen durch und hat bereits rund 13.000 Sicherheitsgutachten zu Bäumen erstellt.
Fragen an die Mannheimer Stadträte
Zu der geplanten Sanierung nahmen auch Mitglieder des Mannheimer Gemeinderats Stellung. Die Rheindamm-Initiative hatte Prof. Dr. Heidrun Kämper (SPD), Claudius Kranz (CDU), Dirk Grunert (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Achim Weizel (Mannheimer Liste), Volker Beisel (FDP) zu einem Podiumsgespräch eingeladen. Darüber hinaus beantworteten die Stadträte ebenso wie die Gutachter zahlreiche Fragen der Bürger. Moderiert wurde die Veranstaltung von Bert Siegelmann vom Rhein-Neckar Fernsehen.
Rheindamm-Initiative fordert Durchsetzung der Bürgerinteressen
„Unsere Gutachter haben eindrücklich dargelegt, dass es Alternativen zum Kahlschlag gibt. Hier geht es auch um die zukünftigen Generationen“, betonte BIG-Gründungsmitglied Wolf Engelen abschließend. Dazu Ulrich Holl, der Vorstandsvorsitzende der BIG: „Viele Bürger zeigen durch ihr Engagement und ihre Spenden, dass ihnen Hochwasserschutz mit Baumerhalt wichtig sind. Jetzt ist das Regierungspräsidium am Zug – und die Stadt Mannheim ist gefordert, die Interessen der Bürger durchzusetzen.“ Seitens der Mannheimer Verwaltung gebe es noch eine Reihe offener Fragen an das Regierungspräsidium, unter anderem seien die örtlichen Besonderheiten nicht hinreichend berücksichtigt. Immerhin sei die Stadt inzwischen grundsätzlich bereit, einzelne Fragen mit einem eigenen Gutachten zu klären, freute sich BIG-Vorstand Wolf-Rainer Lowack. Bedauerlicherweise hätte Armin Stelzer, Leiter des Landesbetriebs Gewässer der Karlsruhe Behörde, seine Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt. Felicitas Kubala (Grüne), die Mannheimer Umweltbürgermeisterin, sei zeitlich verhindert.
Autor:BIG - Lindenhof aus Mannheim-Süd |
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