Katholische Kirche in Mannheim
Zündende Idee zum Osterfest
Mannheim. Eine zündende Idee hat Gemeindereferentin Sandra Nitsche aus der Seelsorgeeinheit Mannheim-Südwest. Wenn Menschen an Ostern nicht in die Kirche kommen können – muss Ostern zu Ihnen kommen. Und wie? In Form einer Kerze. Mit Hilfe von 20 Familien hat Nitsche ihre Idee in die Tat umgesetzt. Am Ostersamstag, 11. April, werden 80 Osterkerzen die Menschen in ihrer Kirchengemeinde erreichen, die ihre vier Wände aus den unterschiedlichsten Gründen aktuell nicht verlassen können.
Die Osterkerze steht sinnbildlich für den auferstandenen Jesus. Mit den Kerzen, kommt also Ostern und die damit verbundene Botschaft direkt zu den Menschen. Ihre fleißige Helferschar, die freiwillig und in Eigenregie die Wachsrohlinge mit österlichen Motiven verziert hat, bekommt selbstverständlich auch pro Familie eine Kerze vor die Haustür gestellt. „Aber natürlich keine, die sie selbst gestaltet hat“, lacht Nitsche.
Feuer und Flamme werden aber nicht die mit einem ganz persönlichen Osterlicht Beschenkten sein. Denn zusätzlich zu den 80 kleinen Kerzen wurden vier große Osterkerzen gestaltet: eine für die katholische St. Jakobus-Kirche in Neckarau und jeweils eine für die drei evangelischen Geschwistergemeinden Lukas, Matthäus und Markus. „Das ist in der Stadtteil-Ökumene schon Tradition“, sagt Nitsche. Die vier identischen Kerzen sind in diesem Jahr jedoch sehr besonders. Das Motiv hat die 19-jährige Emma Rumpf unter dem Motto „Begegnung ohne Berührung“ entworfen. Und setzt damit das Thema „Physical distancing“ ins Bild.
„Wir mögen zwar mindestens zwei Meter voneinander entfernt sein, aber sozial gesehen sind wir uns vielleicht näher als je zuvor“, beschreibt die 19-Jährige, die gerne Kunst studieren möchte. „Wir sind alle betroffen, also können wir diese ganze Ungewissheit und Sorge und Bedrohung auch nur gemeinsam durchstehen,“ führt die junge Frau zu ihrem Entwurf aus. „Wir müssen uns nicht sozial voneinander distanzieren, sondern nur körperlich. Ein Lächeln verliert auch über zwei Meter Entfernung nicht seine Kraft.“ So stehen sich auch im Kerzenmotiv zwei Menschen – getrennt durch die Lücke, die das Kreuz bildet, gegenüber.
Rumpf verwebt in dem Motiv gleich mehrere Bedeutungsebenen mit der Osterbotschaft. Legen doch eine Frau und ein Mann unterschiedlicher Hautfarbe die Hände an die Leerstelle des Kreuzes. Sie schaffen eine Verbindung über alles, was sie trennt. „Wenn sogar ein Kreuz zu einem Symbol für das Leben werden kann, dann schaffen wir es vielleicht auch, eine Zeit der körperlichen Distanz zu einem Beginn für menschliche Nähe und Verbundenheit zu machen“, formuliert es die Künstlerin. „Und wenn wir die Fenster irgendwann wieder öffnen können, schaffen wir es hoffentlich, diese Gemeinschaft aufleben zu lassen, weil wir dann wissen, was wirklich wichtig ist.“ schu
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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