Kirchengemeinden anderer Muttersprachen treffen sich
Gottes Wort in vielen Sprachen
Meisenheim/ Bad Kreuznach. Sie verstehen sich als „Gemeinde auf dem Weg“ und betrachten den Landkreis Bad Kreuznach als ihre – manchmal auch vorübergehende – Heimat. Auf Einladung des Pfarramts für Ausländerarbeit im evangelischen Kirchenkreis An Nahe und Glan trafen sich Vertreter von christlichen Gemeinden anderer Muttersprache und verschiedenster Prägung zu einem Meinungsaustausch.
„Der Glaube ist ein wichtiger Faktor für die Integration“, betonte Ausländerpfarrer Siegfried Pick. Das zeige sich an den zahlreichen und sehr unterschiedlichen christlichen Gemeinschaften anderer Muttersprache, die sich an die überaus gastfreundlichen Gemeinden in Bad Kreuznach und im Landkreis angedockt haben. So stellten Christen aus dem Iran, mehreren afrikanischen Ländern, Eritrea, dem Irak sowie ehemalige Spätaussiedler aus Russland ihre Geschichte und Traditionen dar und zeigten sich offen für gemeinsame Projekte.
Am Beispiel der iranischen Gemeinde erläuterte Siegfried Pick, wie christliche Traditionen bei der Integration helfen können. Vor etwa acht Jahren wollten sich die ersten Geflüchteten aus dem Iran taufen lassen. Unter dem islamischen Regime in ihrer Heimat ist das Christentum bis heute verboten. Wer sich taufen lässt, riskiert sein Leben. So konnten die Menschen dort ihren Glauben nur heimlich leben. Der Wunsch nach der Taufe stieß auf großes Verständnis. Pick richtete Glaubenskurse ein, die allen offen stehen und bis heute stark nachgefragt sind. „Jeden Freitag treffen sich etwa 25 Leute und bereiten sich auf die Taufe vor“, berichtete er.
Einen Mittelpunkt ihres Gemeindelebens haben die Christen aus dem Iran in der Pauluskirche gefunden. „Das sind außerordentlich treue Gottesdienstbesucher“, erklärte Pfarrer Dr. Claus Clausen. Die einheimische Bad Kreuznacher Gemeinde hat sich daran gewöhnt, dass es zu Beginn des Gottesdienstes eine Begrüßung auf Farsi gibt und dass die Schriftlesung ebenfalls zusätzlich in der iranischen Landessprache erfolgt. „Das ist für unsere Freunde aus dem Iran sehr wichtig“, betonte Clausen. Zudem werden im hinteren Teil der Kirche die wesentlichen Gedanken der Predigt leise übersetzt.
„Für manche war es ein langer Weg, aber einige, die wir getauft haben, engagieren sich jetzt in Gemeinden des Kirchenkreises“, sagte Pick. Einer der ehemaligen Täuflinge von Pfarrer Michael Zeh ist heute Presbyter in der Evangelischen Kirchengemeinde Kirn. Ebenso hat die afrikanische Gemeinde eine Heimat im Markuszentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Kreuznach gefunden, die koptisch-orthodoxe Gemeinde von Christen aus Eritrea feiert Gottesdienst in der evangelischen Kirche der Matthäus-Gemeinde in Bad Münster und die koptisch-ägyptische Gemeinde übernimmt die ehemals katholische Kirche in Münster-Sarmsheim.
„Wir sind gemeinsam als Christen in dieser Stadt und der Region unterwegs“, resümierte Superintendentin Astrid Peekhaus und ermutigte dazu, einander wahrzunehmen und christliche Feste miteinander zu feiern. „Alle Menschen, die hier eine geistige Heimat suchen wollen, laden wir ein, diesen Ort auch zu finden.“
„Gottes Wort wird in dieser Stadt und im Landkreis in vielen Sprachen verkündigt“, fügte Pfarrer Pick hinzu. Er äußerte den Wunsch, dass die christlichen Gemeinden ein Stück des Weges zusammen gehen und sich darüber verständigen, wo sie vereint hinwollen. Daher regte er gemeinsame Aktionen im Rahmen der Interkulturellen Woche an und Pfarrer Claus Clausen lud zur Beteiligung am großen Pfingst-Gottesdienst der Gemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bad Kreuznach ein. Siegfried Pick betonte: „Wichtig ist, dass wir uns auch als kleine Gruppe als Teil von etwas Größerem fühlen.“ Von Marion Unger
Autor:Jürgen Link aus Lauterecken-Wolfstein |
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