Spannende Historie und kreative Kunst
180 Stufen, Kunst und die Farbe Blau im Mutterstadter Wasserturm

Von links nach rechts: Michael Ceranski (Vorsitzender des historischen Vereins der Pfalz e.V. Ortsgruppe Mutterstadt) und das kreArt-Team: Gabriele Schmidt, Edda Henßler, Katrin Kirchner, Sandra Braun, Melanie Wieser, Michael Kunz, Ursula Börner, Daniela Olbert-Sinn, Maike Müller, Emil Stenger, Nadine Becker | Foto: Maike Müller
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  • Von links nach rechts: Michael Ceranski (Vorsitzender des historischen Vereins der Pfalz e.V. Ortsgruppe Mutterstadt) und das kreArt-Team: Gabriele Schmidt, Edda Henßler, Katrin Kirchner, Sandra Braun, Melanie Wieser, Michael Kunz, Ursula Börner, Daniela Olbert-Sinn, Maike Müller, Emil Stenger, Nadine Becker
  • Foto: Maike Müller
  • hochgeladen von Eva Heyder

Ein Zweckbau, der zu einem ganz besonderen Event-Ort wird, wie ist das möglich? Nötig waren dafür die Visionen von Maike Müller mit Kreativ-Partnerin Melanie Wieser an ihrer Seite, beides Mitglieder der 2017 gegründeten Mutterstadter Künstlergruppe kreArt, und eine intensive Zusammenarbeit mit dem historischen Verein der Pfalz e.V. Ortsgruppe Mutterstadt. Als Geburtshelfer fungierte dabei auch Ex-Bürgermeister Hans-Dieter Schneider (SPD), der das Ansinnen der elf Künstler, in Mutterstadts Skyline so prägendem Gebäude auszustellen, gegenüber dem Zweckverband für Wasserversorgung, pfälzische Mittelrheingruppe Schifferstadt mit persönlichem Einsatz unterstütze. Am Freitag, den 15. September, war es dann so weit: Bei der Vernissage zum Thema „Die Farbe Blau“ erstrahlte das Innenleben des circa 53 Meter hohen Wasserturmes in blauem Licht, das Treppenauge hing voller Schirme in Blau- und Weißtönen, Luftballons in eben diesen Farben vervollständigten die Kulisse wie zur Huldigung des kostbaren Nasses, das zum Ausgleich von Druck- und Verbrauchsschwankungen hier gespeichert wird. Plätschernd kamen auch die Klänge von Pierre Buck an der Handpan daher. Bürgermeister Thorsten Leva (SPD) gefiel die Verwandlung „Unseres Wasserturmes“ übers Wochenende in eine „Leinwand für die Kreativität und die Schönheit der Farbe Blau“. In seiner Eröffnungsrede sprach er von der großen Bedeutung und Vielfalt dieser Farbe, die zum einen an einen klaren Himmel an einem sonnigen Tag oder an Ozeane erinnere, aber auch Gefühle von Frieden, Weite und Inspiration hervorrufen könne. Sie tauche in Redewendungen wie „blaues Blut“, „ins Blaue fahren“ oder „blauer Montag“ auf, symbolisiere im religiösen Sinne das Göttliche und sei ganz weltlich auch als Hintergrundfarbe im Mutterstadter Wappen zu finden. Den Veranstaltungskalender der Gemeinde sehe er durch die Veranstaltung auf wertvolle Weise bereichert und sein Dank gelte allen Akteuren, die diese in Teamarbeit ermöglicht hätten. Diese seien zum einen natürlich die Künstlergruppe aus Nadine Becker, Ursula Börner, Sandra Braun, Edda Henßler, Maike Müller Katrin Kirchner, Michael Kunz, Daniela Olbert-Sinn, Gabriele Schmidt und Emil Stenger und Melanie Wieser selbst, zum anderen aber auch weitere Beteiligte wie der Zweckverband für Wasserversorgung, der für die Bewirtung verantwortliche Verein Hof.Kultur, die VR Bank als Sponsor, Gerüstbau Repp mit dem kostenlosem Stellen der Bauzäune, Mitarbeiter des Bauhofes, die Firma Masterlight aus Limburgerhof, die Matinee-Musiker von Saxtett und der historische Verein der Pfalz e.V. Ortsgruppe Mutterstadt als Mitveranstalter. Gerne war dieser zur Kooperation bereit gewesen, hatte man doch nach Wegen gesucht, rund um den Tag des offenen Denkmals Bürgern eine Möglichkeit zur Besichtigung dieses besonderen Bauwerks zu geben. Dessen Vorsitzender Michael Ceranski berichtete von den intensiven Vorbereitungen, die sich über ein halbes Jahr erstreckt hätten und verriet schon vor den offiziellen Führungen am Samstag und Sonntag ein paar Details: der Wasserbehälter habe ein Fassungsvermögen von 560 Kubikmetern Wasser und befinde sich ganz oben über dem letzten Stockwerk. Der Turm habe vier Turmuhren, die sogar wieder im Gleichklang liefen und zwei Aussichtsbalkone in 37 Metern Höhe. Dazwischen seien allerdings 180 Stufen zu überwinden. Des Weiteren nannte er das Jahr 1929 als Datum für die Gründung des Zweckverbandes für Wasserversorgung Vorderpfälzische Mittelrheingruppe und 1932 für die Inbetriebnahme. 1989 bis 1993 sei eine Sanierung erfolgt und damit verbunden der neue auffällige Außenanstrich von Friedrich Ernst von Garnier. Die Tür sei extra zum Termin von kreArt-Mitglied Michael Kunz mit einem Penrose-Dreieck (auch Tribar genannt), einer sogenannten unmöglichen Figur, bemalt worden. Mitorganisatorin Melanie Wieser strahlte bei der Begrüßung über das ganze Gesicht. „Ich finde toll, dass ihr so zahlreich erschienen seid“, freute sie sich. „Einfach die Farbe Blau in Bildern oder Skulpturen wiederzugeben“, sei die Vorgabe gewesen und jeder Künstler habe die Art und Weise frei interpretieren können. Selber überrascht zeigte sie sich über das Ergebnis, dass wirklich kein Bild dabei war, „wo kein Blau drin ist“, so Wieser. Also zog sich auf zwei Ausstellungsetagen ein blauer Faden sowohl durch die Fotografien von Maike Müller, die ihre „Hornveilchen“ auf Metal Print präsentierte, durch die in Acryl gearbeiteten Bilder wie „Lagune“, und „Wasser“ von Gabriele Schmidt oder stach bei „Am Meeresufer“ oder „Waldsee“ von Ursula Börner hervor. Nadine Beckers Aquarelle „Ocean Spray“ oder „The wave“ setzten das Farbschema genauso um wie die Mandalas von Daniela-Olbert-Sinn. Bei Melanie Wiesers „Blau“ war der Name Programm, als Grundfarbe auch für ihre „Dreidimensionalen Lein-wandgestaltung“. Emil Stenger zeigte seine „Segelboote“, bei Michael Kunz erschien Venedigs barocke Kirche „Maria della Salute“ unerwartet in Schattierungen von Blau genauso wie sein „Tulpenfeld“. Sandra Braun griff das Konzept in „Flusslauf“, „Wasserwege“, „Am Ufer“ und „Am See“ auf. Eine künstlerische Interpretation der Aggregatzustände von Wasser bot ihre Mama Edda Henßler, indem sie Tropfen von Gewitter, Frühlings- und Landregen, sowie Hagelkörnchen, Schneekristalle und Eiszapfen, alles aus feinem Draht gehäkelt, auf blauem Hintergrund arrangierte. Literatin und Journalistin Katrin Kirchner rundete die Hommage an diese aus farbtechnischer Sicht Primärfarbe durch ihr erstmals einem Publikum vorgestellte Buch „Lilli und die Farbe Blau“ (illustriert durch cartoonisierte Fotografien von Maike Müller und rückseitig durch ein Mandala von Daniela Olbert-Sinn) und ein plakatiertes Akrostichon für „aqua“ und „water“ ab. Historische Hintergründe zu Mutterstadts Wahrzeichen gab es von Volker Schläfer und Michael Ceranski während der stündlichen Führungen durch das Gebäude, bei denen auch ein einzigartiger Ausblick über die Dächer des Ortes genossen werden konnte. Parallel dazu wurden Führungen durch das Wasserwerk in der Waldstraße angeboten. Für einen Genuss für alle Sinne sorgten außerdem der 2021 gegründete Verein Hof.Kultur, der die Bewirtung stemmte und das Saxophon-Ensemble Saxtett mit einer wunderbaren Sonntags-Matinee. Insgesamt rund 1650 Besucher ließen sich ein Wochenende lang in und um den Wasserturm herum auf vielfältigste Art begeistern und verzaubern.

Text: Eva Heyder
Bilder: Maike Müller, Ralph Beetz, Reinhard Sommer

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Autor:

Eva Heyder aus Mutterstadt

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