Bildung mit Biss: "Tod in Venedig"
Musikvortrag mit Dr. Anja Pohsner

Frau Dr. Anja Pohsner mit Maske | Foto: Eva Heyder
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„V-e-n-e-d-i-g! Schon beim Aussprechen des Namens klingt Musik in den Ohren und man gerät sofort ins Träumen. Wenn es Ihnen genauso geht, sind Sie heute Abend genau richtig“. Mit diesen Worten begrüßt Eva Heyder, örtl. Leiterin der Volkhochschule Mutterstadt auch im Namen der Kreisvolkshochschule Rhein-Pfalz-Kreis am Abend des 11. Oktobers im italienischen Restaurant L’ancora die 30 Gäste. Nach einem Rossini- Abend im Spätjahr 2022, einem Loriot-Abend im Frühjahr 2023, jeweils im Hotel Restaurant Ebnet, sowie einem UFA-Abend „Tanz auf dem Vulkan“ im Restaurant Palatinum im März dieses Jahres war „Tod in Venedig“ nun schon die vierte Veranstaltung dieser Reihe in Mutterstadt. Sie sei noch nie in der Serenissima gewesen (so werde Venedig auch genannt, zu Deutsch „die Durchlauchtigste“) sterben jedoch wolle sie dort nicht, fügte Heyder mit einem Augenzwinkern hinzu. Bevor die Referentin des Abends, die Musikwissenschaftlerin Dr. Anja Pohsner in die Geheimnisse und Mythen der Lagunenstadt eintauchte, stellte sie zunächst einmal eine Reihe berühmter Venezianer vor, darunter Giacomo Casanova, Giovanni Antonio Canaletto, Carlo Goldoni, Carlo Gozzi, Jacopo Tintoretto, oder Antonio Vivaldi. Bei Einspielung der Titelmelodie „Herbst in Venedig“ von André Rieu erinnerte sich so mancher Besucher an die vielen Morde und Ermittlungen des Commissario Brunetti von Donna Leon in insgesamt 33 Fällen. Stets führe, so Pohsner, die 1942 in New Jersey geborene Krimi-Schriftstellerin, die auch eine kundige Liebhaberin barocker Musik und Oper des 17. und 18. Jahrhunderts ist, den Leser dabei tief in ein Venedig abseits von touristischem Kitsch. 1911 (im Todesjahr von Gustav Mahler) sei die Novelle „Der Tod in Venedig“ von Thomas Mann entstanden. Darin fahre der alternde herzkranke Schriftsteller Gustav von Aschenbach, dessen Namensgebung und Figur durch einen Nachruf Gustav Mahlers inspiriert gewesen seien, zur Erholung nach Venedig und verliebe sich in einen circa 14-jährigen Jungen. Die fatale Leidenschaft habe verhindert, dass er rechtzeitig die Stadt verlässt, in welcher sich gerade die Cholera ausbreitete. Schließlich habe er in der Betrachtung des Knaben am Strand sein Leben ausgehaucht. Just dieser blonde und blauäugige Junge Tadzio aus der Verfilmung sei wiederum Inspiration für japanische Manga-Zeichner und Animes gewesen. Auch die Beweggründe von Luchino Visconti, die Novelle Thomas Manns 1971 als Vorlage für seinen Film „Tod in Venedig“ zu nutzen, macht Pohsner durch ein Zitat des italienischen Theaterregisseurs und Filmautors deutlich: „Ich hatte immer ein starkes Interesse an deutscher Kultur, Literatur und Musik. Neben Goethe liebe ich Thomas Mann. Wenn Sie meine Filme betrachten, sind sie alle in der einen oder anderen Hinsicht in Mann eingetunkt […]“, soll er einst gesagt haben. Allerdings sei Gustav von Aschenbach, gespielt von Dirk Bogarde, im Film kein Schriftsteller, sondern Komponist. Mahlers Adagietto aus der Fünften Symphonie habe im Film eine besondere Rolle. Es sei die Musik, zu der Aschenbach auf einem Dampfschiff in Venedig ankomme, und es sei wieder die Musik, die ihn am Ende in den Tod begleite. Seit seiner Verwendung im Film gelte speziell diese Komposition als Sinnbild morbider Schönheit, was ja wiederum auch zu der in der Literatur oftmals auftauchenden Todessymbolik Venedigs passe. In Henri Régniers Roman „La peur de l’amour finde sich beispielsweise der Satz. „Man sollte Venedig den Lebenden verbieten“. Tatsächlich zur letzten Wirkungsstätte sei die Stadt der Gondeln und Kanäle für Richard Wagner geworden, sein Ableben unter merkwürdigen Umständen eine Woche nach dem Ende des Karnevals habe den Mythos noch zusätzlich unterstrichen. Apropos Karneval: Nicht wegzudenken aus der Stadt sei dieses vom 6. Januar bis zum Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch anhaltende Volksfest mit historischen Wurzeln, über die Pohsner ebenfalls Aufschluss gab. Zu einem unterhaltsamen Abschluss kam der insgesamt fachlich fundierte und kurzweilige Musikvortrag durch ein kleines Quiz über das zuvor Gehörte, bei dem kräftig mitgeraten wurde und das gemeinsame Anstimmen von: „Mein Hut, der hat drei Ecken“, basierend auf dem Volkslied „Karneval in Venedig“, Melodie nach der venezianischen Canzonetta: „O cara mamma mia“. Zu diesem Zeitpunkt war ein köstliches italienisches Dreigangmenü bereits verspeist. Wahlweise wurden zur Vorspeise Muschel,- Gemüsesuppe oder Rindercarpaccio, zur Hauptspeise ein gefüllter Calamari auf Rucolabett mit gegrilltem Gemüse oder Schweinefilet mit saisonalen Pilzen und Rosmarinkartoffeln und als „Dolce“ Panna Cotta mit Waldfrüchten serviert. „Das war ein sehr schöner Abend mit vielen Hintergrundinformationen“ war vielfach als Feedback zu hören. Mission „Bildung mit Biss“ kann somit erneut als erfüllt betrachtet werden 😉.

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Autor:

Eva Heyder aus Mutterstadt

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