SPD feiert leicht verspätet ihr 100-jähriges Bestehen:
„Brust raus und Kopf hoch, jetzt erstrecht“
Oberhausen-Rheinhausen. Keine andere Familie habe die Geschichte einer Ortspartei, in diesem Fall der SPD Oberhausen-Rheinhausen, so geprägt wie die Egenbergers. Horst Egenberger (1933 – 2010) war 40 Jahre Gemeinderat, dazu Fraktionsvorsitzender, Kreisrat, Chef des Ortvereins, Stimmenkönig bei vielen Kommunalwahlen. Beim Festbankett zum 100-jährigen Bestehen der SPD in der Doppelgemeinde wurden seine Ehefrau Irma für 50 Jahre SPD-Mitgliedschaft und Tochter Susanne für 40 Jahre geehrt. Enkel Katharina, die wie ihre Mutter dem Gemeinderat angehörte, bekam als neuester Zugang das rote SPD-Parteibuch überreicht.
Hohe Auszeichnungen in Form von Urkunden und Anstecknadeln für neun verdiente Genossen händigten der aus Oberhausen stammende Landtagsabgeordnete Daniel Born, SPD-Kreisvorsitzender Christian Holzer und Bürgermeister Martin Büchner aus, assistiert von den SPD-Vorsitzenden Gertrud Mühlinghaus und Gudrun Metz. Auf ein halbes Jahrhundert kommt neben Irma Egenberger auch Josef Lösel. 40 Jahre erreichen Klemens Leier, Andreas Ebner, Herta Ebner und Susanne Egenberger, seit 25 Jahre sind Norbert Horn, Walter Scholl und Peter Baumann dabei.
Eigentlich gibt es die 100-jährige SPD seit 101 Jahren. Bei Recherchen kam vor kurzem ein Dokument aus der Zeit vor dem vermuteten Gründungsjahr 1919 zum Vorschein, so der Hinweis vom Fraktionssprecher Peter Brand.
Von einer starken politischen Kraft sprach Ehrengast Born, von der SPD als durchaus erfolgreiche Partei, in der Zusammenhalt großgeschrieben werde. Welcher erfolgreiche Weg in die Demokratie eingeschlagen wurde, davon hätten die Gründer nicht zu träumen gewagt. „Wäre 1863 die SPD nicht erfunden worden, müsste man sie 2019 erfinden“, meinte der Parlamentarier. „Brust raus und Kopf hoch, jetzt erstrecht“, so sein Appell an alle Zaghaften.
Die deutsche Geschichte und die der Sozialdemokratie rief Joachim Pöschel, insgesamt 40 Jahre in der kommunalpolitischen Verantwortung, in seinem überaus spannenden Festvortrag in Erinnerung, wofür es begeisterten Beifall im Publikum gab. Den Bogen spannte er von der Novemberrevolution 1918 über die Dolchstoßlegende, den Aufstieg Adolf Hitlers, das Ermächtigungsgesetz 1933 und die Verfolgung der Sozialdemokraten bis zu den erfolgreichen Jahren unter Willy Brandt und Gerhard Schröder. Doch räumte das SPD-Urgestein aber auch „derzeit schwierige Zeiten“ für die Partei ein.
Grußworte sprach Bürgermeister Büchner, der sowohl dem Ortsverein als auch der Fraktion eine anerkennenswerte bürgernahe Arbeit bescheinigte. Für die „Gestaltung der Kommunalpolitik nach sozialdemokratischen Vorstellungen“ dankte SPD-Kreischef Holzer. Schriftlich übermittelte der verhinderte CDU-Bundestagsabgeordnete Olav Gutting seine Glückwünsche. Von Pöschel hatten die etwa 100 Gäste aus Oberhausen-Rheinhausen und aus Nachbargemeinden erfahren, dass Urgroßvater Edmund Gutting zu den Gründungsvätern der SPD gehörte.
Für Musik und gute Stimmung sorgte Alfredo Bonilla. Aus der 1889 erbauten Zigarrenfabrik und dem heutigen Bürgerhaus schallten zur Abrundung des Festaktes die Arbeiterlieder von 1898 und 1914: „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ und „Wann wir schreiten Seit an Seit“.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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