Erinnerung an Überschwemmung:
Panikartige Flucht aus Rheinhausen

Oberhausen-Rheinhausen. 2021, vor wenigen Wochen. Wieder einmal hatten die Rheinhausener ein täglich ansteigendes Hochwasser vor Augen. Wieder einmal musste das schwere schützende Dammtor geschlossen werden. Wieder einmal rückte – tagelang – die Freiwillige Feuerwehr zu Dammwachen aus. Bei fast jedem Anwohner in der Nähe des Rheins stand das Wasser zentimeterhoch im Garten. Gelangt es auch in den Keller? So lautete die bange Frage. Könnte es schlimmstenfalls wie 1955 werden?
Noch gut erinnern sich die älteren Einwohner, so auch die Senioren Heinz und Gerda Kraus, an das Jahrhundertereignis von 1955, als der Ort unter Wasser stand und die Rheinhausener panikartig nach Oberhausen flüchteten - und Hab und Gut dorthin brachten. Damals wies - bei niedrigerem und schmalerem Damm - der Pegelstand exakt 8,83 Meter auf.
In der Nacht zum 17. Januar 1955 war der Rhein nach starken Regenfällen mit Orkanwinden an vielen Stellen über die Ufer getreten. Der Pegel in dem seinerzeit selbstständigen Rheinhausen stieg auf höchst bedenkliche und besorgliche Weise an.
Einsetzender Frost erschwerte die Arbeiten zusätzlich. „In jedem Moment konnte der Rheindamm brechen“, weiß ein älterer Beobachter 66 Jahre später zu berichten. Das damals hölzerne Hochwassertor war mit Balken und Sandsäcken geschlossen worden.
„Nachts kam ein Sturm auf, wie ihn seit Menschengedenken noch niemand erlebt hatte. Das Hochwasser wurde vom heftigen Wund über die Dammkrone gejagt. Die Situation spitzte sich so zu, dass Großalarm gegeben wurde.“
Auch Männer aus Oberhausen arbeiteten auf dem Damm. Doch die Flut schwemmte die Sandsäcke einfach weg. In höchster Gefahr wurde der größte Teil des Viehs in die Nachbargemeinde geschafft, so steht es in den Aufzeichnungen des damaligen Bürgermeisters Alfred Gutting.
Weiter heißt es in seinen schriftlichen Notizen: „Durch die vielen Alarme wurde in der Bevölkerung eine Stimmung hervorgerufen, die bald in eine Panik auszuarten drohte. Wenn der Damm gebrochen wäre, hätte das Wasser unseren Ort in kürzester Zeit total überflutet.“
In der Hektik ereignete sich auch manche undurchdachte Aktion, erinnert sich Gerda Kraus. Einige Rheinhäuser retteten als Erstes ihr Vieh, so die Kühe, ins trockene Oberhausen. Den vollbeladenen Wagen zuhause, auf den sie daraufhin ihre anderen Habseligkeiten luden, mussten sie dann mit größter Anstrengung selbst ziehen.
Das Schlimmste trat nicht ein. Glücklicherweise für Rheinhausen kam es zu einem Dammbruch auf der linken Rheinseite, bei der Insel Flotzgrün. Dadurch senkte sich der Wasserspiegel des Rheins insgesamt – und blieb unten.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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