Kleiner Verein leistet Großes:
Seit 20 Jahren unter dem Schutz des Franziskus
Oberhausen-Rheinhausen/Philippsburg. Angeblich existieren in Deutschland rund 600.000 eingetragene Vereine. Etwa 100 gibt es in der Gemeinde Oberhausen-Rheinhausen. Dazu gesellen sich noch einige Gruppen, die nicht im Vereinsregister auftauchen und als Exoten im Gefüge der etablierten Großvereine gelten. Zu den weniger bekannten Organisationen gehört der übersichtliche „Freundeskreis der Franziskuskapelle“.
Was Arbeit, Einsatz, Schaffenskraft, Kreativität und Zusammenhalt anbelangt, so hat der Kleine Großes aufzuweisen. Neben dem Weiherhof von Werner und Andrea Bohn haben die Mannen um Roland Tischmeyer vor genau 20 Jahren eine Franziskuskapelle gebaut, die meisten Gewerke in mühsamer und aufopfernder Eigenarbeit angepackt und zu Ende geführt, unterstützt von gutwilligen Sponsoren. Das am Ortsrand gelegene Refugium, in grüner Umgebung, wird liebevoll gepflegt und unterhalten.
Doch nicht nur das. Mit verschiedenen Aktivitäten sucht der Freundeskreis, Gelder zu rekrutieren. Nicht für sein Projekt, denn das ist bereits abbezahlt, sondern für Bedürftige und Notleidende. So auch in diesem Jahr. Der Erlös aus dem angebotenen Mittagessen, aus Getränken, Kaffee und Kuchen fließt an das bedürftige Kinderhospiz in Dudenhofen.
Das Gelände für die schmucke Kapelle mit den kunstvollen Buntglasfenstern und den faszinierenden Innengemälden hatten die Eheleute Bohn zur Verfügung gestellt. Auch der Öffentlichkeit ist das Kleinod, die dritte Kapelle in der Gemeinde, zugänglich gemacht. Mancher, der zu Fuß oder mit dem Fahrrad vorbeikommt, hält inne: zu einer Andacht im Stillen.
Angenehm tönt das Glöcklein, das aus Frankreich stammt, über den Oberhausener Westen. Blumen verschönern den Innenraum mit den Knie- und Sitzbänken. Zugedacht ist das Gotteshaus dem heiligen Franziskus von Assisi, denn der „Verein“ setzt sich aus etlichen Männern und Frauen zusammen, die sich regelmäßig auf dem Lindenberg zum Friedensgebet versammeln und auf Grund dessen schon lange freundschaftlich miteinander verbunden sind. Die Kapelle auf der Anhöhe nimmt auch eine Zentral- und Verbindungsfunktion ein. Denn sie liegt zwischen den Ortsteilen und den beiden Pfarreien.
Geboren wurde die Idee, eine Gebetsstätte zu errichten, 1997 in der Partnergemeinde Rangersdorf, Bundesland Kärnten. Nach der Besichtigung einer typischen österreichischen Hauskapelle gingen Tischmeyer und Bohn das Projekt an, scharten Mitstreiter um sich, suchten weitere Förderer. Heute sind alle Beteiligten, die Bauarbeiter wie die Spender, „riesig stolz“ auf ihr Kirchlein.
Seit 20 Jahren steht das Kapellchen. Dieses kleine Jubiläum feierte jetzt der „Freundeskreis“ mit einem Gottesdienst, den Pfarrer Marcel Brdlik und sein neuer Vikar, der gebürtige Inder Pater Thomas Mathew, hielten: zusammen mit 16 Ministranten, mit den Assistenten der Lesung und der Fürbitten, Josef Schenk, Andrea Bohn und Nicole Kliesow, mit einer wegweisenden Predigt über Franziskus und die franziskanischen Botschaft, mit der beeindruckenden musikalischen Gestaltung durch die Gruppe „Wegzeichen“.
Gut angenommen wurde die Möglichkeit eines anschließenden gemütlichen Beisammenseins bei schönstem Wetter und schönster Unterhaltung durch die „Original Owerhaiser“ in Topform.
Die Begrüßung der 450 Gäste aus der Seelsorgeeinheit Oberhausen-Rheinhausen/Philippsburg nahm Werner Bohn vor, einen Überblick über die junge Geschichte des Bauwerks und seiner Entstehung gab Roland Tischmeyer. „Wir sehen, dass die im Grundstein eingemauerte Botschaft der Kapelle – Frieden, Nächstenliebe, gegenseitige Achtung – leider noch nicht überall angekommen ist. Wir müssen uns immer wieder für den Frieden in der Welt einsetzen - und auch für einen Ausgleich von Arm und Reich.“ Auch gedachten die versammelten Gläubigen der inzwischen verstorbenen Hauptmotoren der Initiative: Günter Schweikert, Friedhelm Dossinger und Kurt Kümmerlin.
Vor 20 Jahren habe wohl niemand geglaubt, dass dieser Ort der Einkehr und des Gebetes so gut angenommen werde, sagte Tischmeyer und erinnerte auch an den „lebendigen Adventskalender“ der evangelischen Kirchengemeinde auf dem Gelände. Die Franziskuskapelle am Weiherhof sei eine „Erfolgsgeschichte mit hoffentlich noch vielen Jubiläen.“
An dem Sonntag erfolgte auch die Eröffnung des reichlich ausgestatteten Biohofladens Kliesow auf dem Gelände, die einem regelrechten Ansturm glich. Zu finden sind dort saisonale, hochwertige und vor allem frische Bioprodukte aus eigenem Anbau, so Kartoffeln, Gemüse, Bio-Nudeln, Milchprodukte, Eier, Obst und Gewürze.
Das neue Bioangebot wertete der Pfarrer auch als Kennzeichen für die notwenigen Bemühungen um den Erhalt der Natur und als ein Baustein der Bewahrung der Schöpfung.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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