Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl:
Unterschiede in Persönlichkeit, Programm und Perspektive
Oberhausen-Rheinhausen. Ungewöhnliche Vorschläge, strittige Forderungen, ehrliche Bekenntnisse, finanzierbare und nichtfinanzierbare Versprechungen, ausgefallene Wahlgeschenke, viele neue Ideen - das alles haben die Besucher in der superkalten Sporthalle Oberhausen oder bei der Übertragung in die Rheinhäuser Tullahalle oder ins häusliche Wohnzimmer von der offiziellen Kandidatenvorstellung mitnehmen dürfen. Die Zahl von sieben Bewerbern ist ungewöhnlich hoch, doch ungewöhnlich war auch das breite Spektrum der jeweiligen Wahlprogramme und Wahlaussagen.
Die Aspekte mit den persönlichen Vorstellungen, was sich hinter der Person am Rednerpult verbirgt, litten etwas unter der Zeitvorgabe von zehn Minuten: Nur so lange durfte ein Kandidat am Mikrophon sprechen. Der gut einstündigen Präsentation folgte die Kandidatenbefragung, ein Parcours durch alle Themen der Gegenwart. Auch hier gab es eine auffallende Bandbreite. Zwei Fragen fielen gar so wirr aus, dass niemand mit ihnen etwas anzufangen wusste.
Zwei Frauen und fünf Männer warben um Wählerstimmen, mal mit Erfolg, mal eher erfolglos, so der Eindruck befragter Zuhörer. Nachdem Dirk Vogel aus der Gemeinde überraschenderweise zurückgezogen hatte, blieben für die Wahl am 14. November letztlich sieben Aspiraten übrig, zunächst Tierärztin Britta Körner, Kämmerer Manuel Scholl, Referent Christian Soeder und Hauptamtsleiterin Nastassia Di Mauro. Kurz vor Bewerbungsschluss erweiterte sich die Zahl von vier auf sieben. Alexander Nitsche, Thilo Herrling und Armin Rasokat bekundeten ihr Interesse und gaben die erforderlichen Unterlagen ab.
Die sieben Kandidaten/Kandidatinnen:
Als „ehrliche Haut“, so ein Kommentar, offenbarte sich Britta Körner. Das Amt eines Bürgermeisters sei rückenschonender als ihr derzeitiger Beruf, meinte sie. Dem Publikum rechnete sie auch vor, was ein Ortsoberhaupt monatlich verdient. „Mit mir kann man meistens reden“, bekundete die 57-Jährige. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind ihre Hauptthemen im Wahlkampf.
Aufmerksamkeit weckte Rathausmitarbeiter Manuel Scholl (41) mit seinem Vorschlag (der in anderen Gemeinden zu größtem Streit führen würde), die beiden Feuerwehren zusammenzulegen, auch das DRK dort unterzubringen, um damit Platz für andere wichtige Vorhaben, etwa Ganztagesbetreuung, zu schaffen. Ebenso sprach er sich für einen miteinbezogenen zentralen Bauhof aus. Die Gemeinde brauche dringend ein langfristiges Sanierungskonzept, meinte der Kämmerer.
„In Oberhausen-Rheinhausen treffen sich Heimat und Zukunft“, betonte Christian Soeder aus Mannheim, Referent im Landtag, und hob auch sein großes Netzwerk bis nach Stuttgart und Berlin hervor. Die Finanzpolitik müsse nachhaltig sein und dürfe nicht zu Lasten nachfolgender Generationen gehen. Auch plädierte der offizielle SPD-Kandidat für genügend Plätze in Kitas und Hort, wünschte sich zudem einen Storchenerlebnispfad.
Mit einer eher emotional geprägten Rede unterschied sich die parteilose Nastassia Di Mauro. Man müsse an die „Schwächeren unserer Gesellschaft“ denken. Dazu zitierte sie den „Kleinen Prinz“. Die Hauptamtsleiterin betonte die „nahezu idealen Voraussetzungen als auswärtiger/neutraler Hauptamtsleiter“, der mit allen zentralen Aufgaben befasst ist, und verwies auf erfolgreiche Amtsinhaber, etwa in Philippsburg und Bruchsal.
Für ein Klimaschutzmanagement plädierte der parteilose Alexander Nitsche, in der Gemeinde geboren, in Graben-Neudorf wohnhaft. In seinem Programm steht die Forderung nach einem „Tag der Vereine“. Auch will er regelmäßige Bürgergespräche und eine gute Zusammenarbeit mit Kindergarten, Schulen und Senioreneinrichtungen. Für junge Familien müsse bezahlbarer Wohnraum gefunden werden.
Thilo Herrling, auch parteilos, hier geboren und wohnhaft in Heidelberg versprach frischen Wind in der Gemeinde. Er wolle die Themen der Zukunft lösen. Für ihn gebe es unglaublich viel zu tun, sagte er und forderte explizit „mehr Fairness und Toleranz“. Als Bauingenieur und Energieberater für Gebäude mit einem Büro in Oberhausen wisse er, wie man Projekte erfolgreich verwirkliche.
„Wer nichts wagt, gewinnt nicht“, bekannte der 50-jährige Armin Rasokat, der in der Schweiz wohnt, aber in Oberhausen aufgewachsen ist. Der Medienberater und Leiter einer Hundeschule sieht den Bürgermeister eher in einer repräsentativen Rolle, er sei nicht „Büromeister“. Seinen Lokalpatriotismus habe er nie verloren. Bewusst trete er mit dem Slogan „Einer von uns“ an.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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