Seit 1965 schlüpft Heinrich Zibuschka ins Bischofskostüm
Der "ewige Nikolaus" geht in Ruhestand
Odenheim. Ein Bischof Nikolaus wollte er immer sein und kein Santa Claus fürs Warenhaus. Deshalb war es für ihn wichtig, immer auch als Bischof aufzutreten, mit rotem Bischofsmantel, mit Bischofsstab und Mitra. Die Rede ist von Heinrich Zibuschka, dem langjährigen Schulleiter an der Tiefenbacher Rosi-Gollmann-Grundschule, der neben seinen über die Region hinaus bekannten Benefiz-Aktionen zugunsten der Bonner Andheri-Hilfe und der Brillen-Sammel-Kampagne „Brillen weltweit“ auch fünfeinhalb Jahrzehnte lang ohne Unterbrechung in der Gestalt des heiligen Bischofs Nikolaus die Kinder des Sankt-Josef-Kindergartens in seinem Wohnort Odenheim mit seinem Besuch erfreute.
Einer Anfrage von Schwester Urbana, damals Oberin im dortigen Schwesternhaus und gleichzeitig auch Kindergarten-Leiterin, den Kleinen die Geschichte des wohltätigen Heiligen aus dem kleinasiatischen Myra an dessen Namenstag durch eine entsprechende Person anschaulich näher zu bringen, konnte sich der damalige Junglehrer Heinrich Zibuschka nicht verschließen und so schlüpfte er im Dezember 1965 erstmals in die Nikolaus-Rolle, die für ihn zur Passion werden sollte.
Immer mit echtem, im Laufe der Jahre ergrautem Bart, seinen mit bunten Päckchen beladenen Schlitten hinter sich herziehend, machte er sich so alljährlich am 6. Dezember auf zu den Kindern, erzählte ihnen von seinem Weg durch den winterlichen Wald, von seinen Begegnungen mit den Tieren, die er dort getroffen hatte und natürlich immer wieder auch vom wohltätigen Wirken des heiligen Nikolaus durch anschauliches Darstellen der verschiedenen Nikolaus-Legenden. Wenn er dann seine mit Lebkuchen, Nüssen und allerlei Leckereien gefüllten bunten Strümpfe an die strahlenden Kinder verteilte, wussten alle: Jetzt hat die Weihnachtszeit begonnen.
Über viele Jahre hatte der Nikolaus auch einen leibhaftigen Esel dabei, der ihm einmal sogar ausbüxte und den er dann mit wehendem Umhang und unter dem Beifall der begeisterten Kinder wieder einfangen musste. Dass dies ein ganz besonderer Esel sein musste, bemerkten Nikolaus und Kinder an dem Tag, als sich das Grautier von einem musikalischen Vortrag der Kinder mit Orff- Instrumenten so fasziniert zeigte, dass es sich erst mit Verklingen des letzten gespielten Tones zum Weitergehen bewegen ließ.
Das Besuchsprogramm für den heiligen Nikolaus wurde im Laufe der Jahre immer umfangreicher. So kamen neben dem Odenheimer Kindergarten Sankt Josef und der Volksschule Odenheim auch zwei Kindergärten in Östringen und der Kindergarten in Tiefenbach dazu, wo der aus Eschelbach stammende Pädagoge an der dortigen Grundschule seit einem Amtsantritt als Rektor die Rolle des Schulleiters und die von Bischof Nikolaus in Personalunion bekleidete.
Gelegentliche Besuche bei Senioren-Veranstaltungen in Tiefenbach und Odenheim sowie auch in der Odenheimer Tages-Oase komlettierten zuletzt den vollgepackten Terminkalender des mittlerweile 79 Jährigen, für den seine nunmehr endgültig letzte Dienstreise am vergangenen Nikolaustag auch ein sehr emotionales Erlebnis war. „Als ich bei meinem Abmarsch die winkenden Kinder an den Fenstern sah, habe ich schon eine kleine Träne verdrückt“, gestand der „ewige“ Nikolaus, der die strahlenden Augen der Kinder nie vergessen wird und für den diese fünfeinhalb Jahrzehnte Dienst als Bischof Nikolaus ein wunderbarer Teil seines Lebens waren. ps
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