Bürgerinitiative Ortsumgehung Östringen wünscht sich mehr Transparenz
Mehr als nur ein Strich im Bundesverkehrswegeplan?

Bernd Schedwill (rechts) und Michael Ruf blicken besorgt auf den Plan mit möglichen Trassenvarianten für eine Ortsumgehung in Östringen. | Foto: Bauer
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  • Bernd Schedwill (rechts) und Michael Ruf blicken besorgt auf den Plan mit möglichen Trassenvarianten für eine Ortsumgehung in Östringen.
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Östringen. Bernd Schedwill und Michael Ruf stehen an der hölzernen Bank und schauen auf Felder und Wälder - und dann auf den Plan, in dem mögliche Trassenvarianten für eine Ortsumgehung von Östringen eingezeichnet sind. Eine der drei möglichen Umfahrungsstrecken, sie würde nur wenige Meter an dieser Stelle und damit in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung am Dinkelberg vorbei führen. Ein Unding, sagen die beiden Vertreter einer Bürgerinitiative, die sich vor kurzem dazu gebildet hat.

Was dem Außenstehenden zunächst skurril erscheinen muss - schließlich wünscht sich Östringen schon seit einer gefühlten Ewigkeit eine Entlastung für die verkehrsgeplagte Hauptstraße - könnte die Kommune in zwei Lager spalten. Genau das wolle man nicht, beteuern Schedwill und Ruf. Sie wünschen sich eine sinnvolle Lösung für alle Östringer, fürchten aber, dass das, was heute nur ein Strich im Bundesverkehrswegeplan ist, ganz schnell Realität werden könnte. Und zwar eine, die einen Teil der Östringer Bürger entlastet, indem sie andere belastet. Dafür möchte der neu gegründete Verein sensibel machen. Von der Verwaltung wünscht man sich mehr Transparenz, Information und Diskussion - und glaubt nicht so Recht daran, dass im Hintergrund nicht bereits geplant wird.

Wie das Regierungspräsidium Karlsruhe mitteilt, bedeute die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan, dass bis 2025 erste Planungen vorliegen müssen. Eine Machbarkeitsstudie sei bereits bei der Hochschule für Technik in Karlsruhe in Auftrag gegeben worden. "Es ist noch alles offen", sagt Östringens Bürgermeister Felix Geider. Und der Strich sei wirklich nur ein Strich - keine Planung. Das zeige allein die Tatsache, dass dieser Strich genau durch das von der Stadt geplante Baugebiet Dinkelberg IV führe. Auch Geider sieht in der ortsnahen Nordumgehung nur eine Verlagerung, keine Lösung des Östringer Verkehrsproblems. "Wir rudern im selben Boot", sagt Geider in Richtung Bürgerinitiative.

Aufgeschreckt wurde man bei der Bürgerinitiative durch den Bau des Kreisels an der Kreisstraße in Richtung Mühlhausen. Der sei "völlig überdimensioniert", so die Meinung von Ruf und Schedwill. Für die beiden erklärt sich das nur so, dass hier bereits Tatsachen geschaffen werden, die auf eine Realisierung der ortsnahen Nordumgehung vorbereiten. "Mit dem neuen Kreisverkehr an der Industriestraße und dem Kreisel Richtung Mühlhausen wären bereits zwei Knotenpunkte geschaffen, die es für diese Trasse bräuchte", befürchtet Bernd Schedwill, der Vorsitzende der Bürgerinitiative. Hellhörig werden die beiden auch, wenn davon gesprochen wird,  Sportstätten und Vereinsanlagen aus dem Norden der Stadt in die Soliswiesen zu verlagern. "Damit wäre eine Südumfahrung unmöglich gemacht", glaubt Schedwill.

Die Umfahrung im Süden wäre vermutlich die teuerste Variante, denn sie bräuchte zwei Tunnel. Allerdings wäre sie auch die Variante, die Natur und Anwohner am wenigsten belaste, so die Meinung von Schedwill und Ruf. Die zweite Nordvariante hält zwar größeren Abstand zur Wohnbebauung, zerschneidet dafür aber ein FFH-Gebiet. Überhaupt seien die Eingriffe in die Natur im Norden der Stadt größer als im Süden. Während die Trasse im Süden vor allem Ackergelände durchquert, müsste im Norden nicht wenig Wald abgeholzt werden.

Zum Verlust wertvoller Eichenwaldbestände käme die Tatsache, dass alle Östringer durch die ortsnahe Umgehungsvariante vom Naherholungsgebiet Krummbach Wald abgeschnitten wären. "Dort trifft man am Sonntag halb Östringen beim Spaziergang", ist die Erfahrung von Bernd Schedwill.

Ein Problem, das allen möglichen Trassen innewohnt: Vermutlich muss man eher mit mehr Verkehr rechnen als mit einer Reduzierung des Verkehrsaufkommens. "Wo die Lkw heute mit 30 durch die Hauptstraße fahren, können sie auf der Umgehung bequem 70 fahren", sagt Michael Ruf. Damit werde die Strecke in Richtung A6 künftig für Lkw noch attraktiver. Die Leidtragenden wären wohl die Angelbachtaler, die dann mit mehr Durchfahrtsverkehr zu rechnen hätten.

Das glaubt auch Angelbachtals Bürgermeister Frank Werner. Ihm ist es wichtig, dass im Zuge einer Planung für Östringen eine Lösung für seine Gemeinde mit einbezogen wird. Die könnte aus seiner Sicht so aussehen, dass etwa zwei Drittel der ortsnahen Nordumgehung gebaut werden, der Verkehr dann aber auf die neu ausgebaute und eventuell zur Bundesstraße umzuwidmende K 3520 Richtung Mühlhausen weiter geführt wird. Eine weitergehende Trasse könnte man sich dann sparen, bräuchte lediglich eine etwa 600 Meter lange Querspange zur B 39 nördlich von Angelbachtal. Von einer Südumfahrung Östringens hätte Angelbachtal dagegen gar nichts, glaubt Werner. Die hält der Bürgermeister aber auch nicht für realisierbar, da nicht finanzierbar. Sein Amtskollege aus Östringen ist da anderer Meinung: "Wir müssen uns alle möglichen Varianten offen halten", sagt Geider.

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Bernd Schedwill (rechts) und Michael Ruf blicken besorgt auf den Plan mit möglichen Trassenvarianten für eine Ortsumgehung in Östringen. | Foto: Bauer
Eine der drei Trassenvarianten führt dicht an der Bebauung im Norden Östringens vorbei - und würde die Östringer von ihrem Naherholungsgebiet quasi abschneiden, glauben Michael Ruf (links) und Bernd Schedwill. | Foto: Bauer
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Cornelia Bauer aus Speyer

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