Junglöwen besiegen Burgdorf
Handballwahnsinn: U19 steht im DM-Finale!

Lucas jubelt mit den Junglöwen über den Finaleinzug | Foto: Tanja Sommer
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  • Lucas jubelt mit den Junglöwen über den Finaleinzug
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In einer nervenaufreibenden Handballschlacht besiegen die Rhein-Neckar Löwen die TSV Burgdorf mit 21:17 (9:8) und lösen damit das Ticket zum Finale um die Deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Eine unfassbare Willensleistung der Junglöwen wird mit dem dritten Finaleinzug in Folge belohnt. Die Reise der U19-Löwen und ihres scheidenden Cheftrainers Daniel Haase geht weiter – mit dem ultimativen Höhepunkt: den beiden Endspielen gegen den Dauerrivalen Füchse Berlin.

"Handball ist ein verrückter Sport", eine Floskel, die jeder Handballfan schon x-mal gehört hat. Wenn man die besagte Verrücktheit jedoch über unfassbare, nervenzerfetzende 60 Minuten hautnah miterlebt hat, wird aus einer bloßen Floskel eine unvergessliche Erfahrung. Der ganze Irrsinn des Handballs wurde am Sonntag in der restlos ausverkauften Östringer Erich-Bamberger Stadthalle 800 völlig geflashten Zuschauern zuteil, die eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchleben mussten – mit dem besseren Ende für die unbändig kämpfenden Jungs in Gelb.

Low-Scoring-Game in der ausverkauften Stadthalle

"Ich bin mega, mega glücklich, hier nicht das letzte Mal zu sitzen", ließ Haase das emotional aufgewühlte Publikum beim Trainergespräch nach dem Spiel wissen. Denn der nächste Meilenstein wurde erreicht, die Junglöwen spielen erneut um die deutsche Handballkrone. Doch der Weg dorthin war diesmal nicht nur steinig, vielmehr türmten sich regelrecht Felsbrocken vor den Gelbhemden auf. Die Jungrecken aus Burgdorf erwiesen sich wie bereits im Halbfinalhinspiel erneut als maximal unbequemer Gegner. Kein Vergleich zu den beiden Aufeinandertreffen in den Meisterrunde, welche die Junglöwen jeweils mit Leichtigkeit zweistellig gewonnen hatten. Es galt, die Drei-Tore-Hypothek aus dem Hinspiel zu tilgen, und vor heimischer Kulisse das Blatt zu wenden. Ein Vorhaben, das sich als Herkulesaufgabe entpuppte.

Was vor dem Spiel kaum jemand für möglich gehalten hätte: die 23 Auswärtstore der Junglöwen aus dem Hinspiel waren Gold wert. Denn früh zeichnete sich ab, dass sich beide Team erneut ein Low-Scoring-Game liefern würden. Die Löwen benötigten über fünfeinhalb Minuten, um zwei Tore zu erzielen (Felix Göttler zur 2:0-Führung), während die Gäste sogar über zehn Minuten auf ihren ersten Treffer zum 2:1-Anschluss (11.) warten mussten. Bis dahin hatte Löwenschlussmann Dave Hörnig bereits mehrere Würfe entschärft und es war längst klar, dass er – nach der glücklosen Partie in Hannover – diesmal ein ganz entscheidender Faktor sein würde.

Jungrecken liegen vorne

Der Angriffsmotor der Hausherren stotterte jedoch mächtig und es dauerte exakt sieben Minuten bis zum dritten Löwen-Treffer durch Lucas Pabst (3:2, 13.). Der Linksaußen legte nach 4:2 (14.) und die Junglöwen waren auf ihrem Weg, den Rückstand des Hinspiels schrittweise wettzumachen, rechnerisch voll im Soll. Doch der Knoten wollte trotz der hingebungsvollen Unterstützung von den Rängen einfach nicht platzen. Stattdessen biss Burgdorf energisch zurück, traf dreimal in Folge, und es hieß urplötzlich 4:5 (22.). Die Junglöwen lagen in der Addition beider Spiele somit mit vier Toren zurück. Ein Schock für die Löwenfans, denn die TSV witterte, angetrieben von über 100 lautstarken Schlachtenbummlern, ihre Chance. Der Glaube der Jungrecken, die große Überraschung tatsächlich zu schaffen und die favorisierten Junglöwen aus dem Titelrennen zu kicken, war mit Händen zu greifen.

Mehrfach hatte die Jungrecken die Gelegenheit, sogar auf plus zwei zustellen, doch die Junglöwen konnten immer wieder egalisieren (5:5, 22.; 6:6, 25., 7:7, 27.). Dann, kurz vor der Halbzeit, ein Schlüsselmoment: beim Spielstand von 7:8 verwerfen die Junglöwen einen Siebenmeter (29.), erkämpfen sich in der Abwehr den Ball zurück, gleichen durch Pabst zum 8:8 (29.) aus und keine dreißig Sekunden später schlägt Jakob Baumgärtner zu. Der Rechtsaußen spritzt in einen Querpass, klaut Burgdorf den Ball und trifft per Tempogegenstoß zur 9:8-Pausenführung für die Löwen. Die Halle steht Kopf und jeder weiß: Die Löwen müssen in der zweiten Halbzeit nur noch zwei Tore gutmachen, denn angesichts der aufopferungsvollen Abwehrarbeit beider Defensivreihen werden insgesamt weniger Tore fallen als im Hinspiel. Den Junglöwen würde also ein Drei-Tore-Sieg zum Weiterkommen genügen.

Finalticket wechselt ständig seinen Besitzer

Mit der Euphorie dieses Gedankens kommen die Gelbhemden aus der Kabine und reißen das Momentum an sich. Nach starker Abwehrarbeit und tollen Reflexen von Hörnig erhöht Göttler auf 10:8 (32.) und Valentin Willner lässt das 11:8 folgen (34.). Rechnerisch stehen die Junglöwen damit erstmals im Finale. Doch was in den kommenden 26 Spielminuten folgt, zermürbt selbst hartgesottene Handballfans. Immer wieder verkürzen die Gäste ihren Rückstand auf minus zwei, was ihnen zum direkten Weiterkommen genügen würde. Und immer wieder schaffen es die Junglöwen, auf plus drei zu stellen, was für sie wiederum den Finaleinzug bedeuten würde. Es ist ein Kampf auf Augenhöhe, ein wildes Hin und Her, und in den verbleibenden Minuten wechselt das Finalticket fiktiv unfassbare sechzehnmal (!) seinen Besitzer. Mal stehen die Junglöwen rechnerisch im Finale und kurz darauf sind es erneut die Jungrecken. Ein Wechselbad der Gefühle.

Nach exakt 55 Spielminuten haben die Junglöwen endlich die Chance, diesem Reigen ein Ende zu bereiten und sich eine Zwei-Tore-Führung zu erkämpfen: Beim Stand von 18:15 gibt es einen Siebenmeter für die Junglöwen! Die Halle hält den Atem an – doch erneut findet der Ball nicht seinen Weg ins Ziel. Die Junglöwen lassen an diesem Nachmittag bereits den vierten Strafwurf liegen und Burgdorf bedankt sich mit dem Gegentreffer zum 18:16 (56.). Vorteil TSV! Die Löwen wehren sich, mit purem Willen und seiner ganzen Physis erzielt Göttler das 19:16 (57.), ehe Kapitän Lennart Karrenbauer endlich das gelingt, was zuvor einfach nicht gelingen wollte – die Vier-Tore-Führung für die Junglöwen (20:16, 58.), die in der Addition bedeutet, dass die Jungrecken zwei Tore aufholen müssen.

Auszeit Burgdorf, noch zweieinhalb Minuten auf der Uhr. 95 Sekunden vor dem Ende treffen die Gäste zum 20:17 (58.), die Junglöwen brauchen ein Tor, um den Sack zuzumachen. Stattdessen der Schock: Burgdorf geht direkt nach dem Anwurf in die offene Manndeckung und keine zwei Pässe später sind sie nach einem haarsträubenden technischen Fehler der Junglöwen wieder in Ballbesitz. Die Löwen verteidigen verbissen, der isolierte Elias Ciudad-Benitez stoppt immer wieder die gefährlichen 1-gegen-1-Aktionen des zweikampfstarken TSV-Angreifers Zink, und tatsächlich – die Jungrecken kommen ins Zeitspiel, müssen werfen, und Teufelskerl Hörnig ist zur Stelle.

Haase nimmt die Auszeit, noch 15 Sekunden auf der Uhr. Die Halle steht Kopf. Wiederanpfiff, alle Löwenspieler sind in Bewegung, der Pass auf Göttler, der tankt sich durch, wirft... und trifft. 21:17! Aus, vorbei, die Junglöwen stehen im Finale und die Emotionen schäumen über. Pure Freude im Lager der Gelbhemden und der verständliche Frust bei der TSV Burgdorf. Doch unmittelbar nach dem Abpfiff konnte ein gefasster TSV-Trainer Sven Hylmar bereits ein positives Fazit ziehen: "Herzlichen Glückwunsch an Daniel und an die Löwen für den Einzug ins Finale. (...) Ich möchte auch mal betonen, und das ist das, was die Jungs in der Kabine auch noch verstehen müssen: Wir haben im Mai letzten Jahres Quali gespielt für die A-Jugend-Bundesliga. Wir mussten Qualispiele überstehen und stehen jetzt hier im Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen. Wir hatten letzte Woche ein unfassbar geiles Spiel zuhause, dürfen heute so eine Atmosphäre mitnehmen. Da sollen meine Jungs in ein, zwei, drei Tagen sehr, sehr stolz darauf sein, dass sie das geschafft haben."

Besseres Ende für die Junglöwen

In seinem Resümee des Spiels brachte Haase gleichwohl das Entscheidende auf den Punkt: "Im Endeffekt merkt man auch, dass das hier ein Spiel um die Deutsche Meisterschaft ist. Da geht es nicht um Entwicklung oder irgendwas, sondern es geht ums Gewinnen, um Fight, um Einstellung und jeden Meter. Das haben beide Mannschaften auf die Platte gebracht." Und am Ende haben es seine Junglöwen, mit dem nötigen Quäntchen Glück, das kleine Bisschen besser gemacht, das es braucht, um in die nächste Runde einzuziehen. Gratulation an die großartigen Junglöwen, die gekämpft haben bis zum Umfallen, und die ihre Hände weiter ausstrecken, dem großen Ziel entgegen.

RNL: Dave Hörnig, Jonas Pleimes - Jakob Baumgärtner (2), Elias Ciudad-Benitez, Frederik Breithaupt, Felix Göttler (8), Mark Hartmann, Guy-Loup Hofbeck, Laurin Karrenbauer (3/1), Lennart Karrenbauer (2), Jan Knaus, Alexander Momber, Lucas Pabst (5/1), Valentin Willner (1). Trainer: Daniel Haase. Co-Trainer: Tobias Knaus.

Text: Sven Koryciorz

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Autor:

Kai Henninger aus Kronau

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