DM-Finale in ausverkaufter Stadthalle
U19-Löwen zeigen ihr Kämpferherz
Finalhinspiel um die Deutsche Handballmeisterschaft der männlichen A-Jugend. 38 Minuten sind gespielt, die Füchse erzielen in der ausverkauften Östringer Stadthalle die Vier-Tore-Führung zum 14:18 und haben danach die Chance auf +5. Die Junglöwen straucheln. Doch sie beißen – sie kämpfen – sie glauben an sich. Und sie kommen zurück! Nach 60 unfassbar intensiven Handballminuten lautet der Endstand 24:25 (12:12). Vorteil Füchse. Aber es ist erst die Hälfte der Finalserie gespielt und wer gesehen hat, mit wie viel Matchglück die Hauptstädter ihren Sieg errungen haben, der weiß: alles ist noch offen und erst das Rückspiel am kommenden Freitag (15:30 Uhr, MBS Arena Potsdam) wird über die Titelvergabe entscheiden.
In seinem letzten Heimspiel als U19-Cheftrainer und Nachwuchskoordinator der Rhein-Neckar Löwen musste Daniel Haase eine Niederlage einstecken. Es war die erste Heimpleite in dieser Saison, ausgerechnet im wichtigsten Spiel des Jahres. Ein Grund, Trübsal zu blasen? Nein! „Klar bin ich enttäuscht. Das war heute kein schönes Handballspiel. Aber das Ergebnis war gerecht. Die Füchse hatten heute das Glück, sehr lange spielen zu dürfen – in der ersten Halbzeit hatten wir lediglich 19 Angriffe“, analysierte Haase. „Für das Rückspiel am Freitag ist das jedoch irrelevant. "Unser Ziel ist es ohnehin, auswärts zu gewinnen. Somit reicht uns ein Ein-Tore-Sieg, wenn wir in Potsdam 26-mal treffen. Damit ist noch alles drin, und wir halten das Heft des Handelns in unseren eigenen Händen“, so Haase.
Titelchancen weiterhin bei 50:50
Füchse-Trainer Norman Flödl, glücklich über den Auswärtssieg, stimmte dem zu: „Das Spiel war intensiv und kräftezehrend. Wir hätten mit drei oder vier Toren Unterschied rausgehen können, aber das haben wir nicht geschafft. Die Chancen auf den Titel stehen somit für beide Teams weiterhin 50:50.“
Nach einer nervösen Anfangsphase erzielte Junglöwen-Topscorer Felix Göttler mit seinem dritten Treffer das 5:3 (13.) und die Hausherren schienen die Oberhand zu gewinnen. Doch die Junglöwen schwächten sich durch eine Zwei-Minuten-Strafe selbst. Die Überzahl nutzen die Füchse mit maximaler Effizienz zum Ausgleich (5:5, 15.) und eine weitere Zeitstrafe gegen die Hausherren, die zwischenzeitlich eine doppelte Unterzahl bedeutete, bescherte den Gästen sogar die Führung zum 5:6 (16.). Die Gelbhemden hielten jedoch dagegen, eroberten sich die Führung zurück (7:6, 19.) und legten bis zum 9:8 (22.) immer wieder vor. Dann ein Doppelschlag der Füchse zum 9:10 (26.), den Lucas Pabst und Göttler zum 11:10 (28.) parierten. Der emsige Laurin Karrenbauer stellte kurz vor der Pause auf 12:11 (30.), ehe die Füchse mit der Pausensirene einen fragwürdigen Siebenmeter zugesprochen bekamen (den Jan Grüner im Anschluss zum 12:12-Halbzeitstand verwandelte). Eine Szene mit Symbolcharakter, denn im Handball entscheiden nicht selten Kleinigkeiten über das Momentum, das Spielen eine andere Wendung geben kann.
Löwen beißen sich zurück
In diesem Sinne war der Finalfight der beiden Dauerrivalen ein Paradebeispiel für den Einfluss, den das Matchglück bisweilen nimmt. Blickt man auf die gesamten 60 Minuten, hatten die Junglöwen deutlich mehr Posten- und Lattentreffer, bekamen deutlich weniger Abpraller zu fassen, hatten weniger Torhüterparaden und hatten bei den vielzitierten Fifty-fifty-Situationen deutlich seltener den Schiedsrichterpfiff zu ihren Gunsten. Kurzum: Alle diese Faktoren zahlen darauf ein, dass die Junglöwen mit breiter Brust zum Rückspiel nach Potsdam anreisen können. Zumal sich nach Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit der Anschein aufdrängte, dass sich der Handballgott gegen die Junglöwen verschworen habe: die Hausherren ließen im Angriff glasklare Chancen liegen, während bei den Füchsen plötzlich alles zu klappen schien. Die Folge war ein 2:6-Lauf zur Vier-Tore-Führung der Gäste (14:18, 39.), die auch beim 16:20 (43.) noch Bestand hatte.
Es war die Phase, in der Berlin den Sack hätte zumachen können. Doch es kam anders. Der eingewechselte Jonas Pleimes im Tor bestach mit fantastischen Reflexen, die Löwen kamen zu Ballgewinnen und bissen sich zurück in die Partie. Elias Ciudad-Benitez als unermüdlicher Kämpfer am Kreis verkürzte auf 20:21 (50.) und läutete die Crunchtime ein, in der die Füchse abermals vorlegten (21:24, 53.). Angetrieben von ihren frenetischen Fans erzielten Laurin Karrenbauer und Valentin Willner den Anschluss (23:24, 55.), und nach dem 23:25 der Füchse (59.) ist es abermals Laurin Karrenbauer, der zum 24:25-Endstand einnetzt.
Duell mit offenem Visier
Vor den Augen der DHB-Nachwuchsverantwortlichen Martin Heuberger, Jochen Beppler und Carsten Klavehn sowie zahlreicher Löwen-Profis um Trainer Sebastian Hinze ist die gewonnene Erkenntnis eindeutig: Zwei Teams auf Augenhöhe haben sich über 60 Minuten mit offenem Visier duelliert. Nicht immer schön anzusehen, aber mit Herz und Leidenschaft. Es sind die beiden besten Mannschaften Deutschlands. Und wer am Ende ganz oben auf dem Treppchen stehen wird, darüber entscheidet erst das Rückspiel am kommenden Freitag. Für Löwenanhänger, die ihre U19 vor Ort unterstützen möchten, ist ein Fan-Bus organisiert (siehe Infos unten).
Es ist das letzte Spiel von U19-Cheftrainer Daniel Haase in Diensten der Rhein-Neckar Löwen und das letzte Jugendspiel des Jahrgangs 2005. Das Spiel um die Deutsche Handballkrone. Lasst euch diesen emotionalen Höhepunkt nicht entgehen, Löwenfans. Seid dabei und brüllt unsere Jungs zum Titel – seid dabei, wenn es darum geht, ein weiteres großes Kapitel unserer Vereinshistorie erfolgreich abzuschließen. Für die Geschichtsbücher. Für die Jungs. Für unseren Verein. Für die Rhein-Neckar Löwen! Alle ZUSAMMEN!!!
Für die Junglöwen spielten: Dave Hörnig, Jonas Pleimes – Jakob Baumgärtner, Elias Ciudad-Benitez (1), Frederik Breithaupt, Felix Göttler (8), Mark Hartmann, Laurin Karrenbauer (6/3), Lennart Karrenbauer (1), Jan Knaus, Cedric Mayer, Lucas Pabst (4), Theo Sommer, Valentin Willner (4). Trainer: Daniel Haase. Co-Trainer: Tobias Knaus.
Text: Sven Koryciorz
Autor:Kai Henninger aus Kronau |
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