„Wahl-Maschinen“ stärken Selbstbestimmung
Die Kraft der Kugel
Selbst gemachte Pizza? Das klingt richtig lecker! Vielleicht doch lieber Kartoffeln, Spiegelei und Spinat? „Plopp.“ Die Kugel fällt in die Kunststoffröhre – und damit die Entscheidung: Bratwurst, Sauerkraut und Kartoffelbrei.
Um für die Bewohner in den Konrad-Lerch-Wohnheimen Haus 1 und Haus 2 in Offenbach eine zusätzliche Möglichkeit der Mitbestimmung im Alltag zu schaffen, hat das Team um Hausleitung Kirsten Völcker „Wahl-Maschinen“ entwickelt. „Jeder Mensch soll selbst bestimmen können, wie er leben möchte“, betont die Südpfälzerin. „Dazu gehört nicht zuletzt die Entscheidung, was auf den Tisch kommt.“ Seit März stimmen die Bewohner mit ihrer Kugel darüber ab, welches Mittagessen es am nächsten Wochenende geben soll. Über der entsprechenden Röhre hängt ein Bild des jeweiligen Gerichts. Die für den Samstag und Sonntag ausgewählten Mahlzeiten werden vor Ort in den Wohneinrichtungen der Lebenshilfe Südliche Weinstraße frisch zubereitet. Oft helfen die Bewohner dabei mit. Unter der Woche essen sie in der Südpfalzwerkstatt, wo sie arbeiten.
Doch warum gerade eine solche Form der Abstimmung? „Es war uns wichtig, eine Methode zu entwickeln, die Menschen ungeachtet ihrer individuellen Voraussetzungen gut nutzen können. Anschaulichkeit und Transparenz sind dabei von großer Bedeutung. Jeder Bewohner kann genau eine Kugel einwerfen und alle können sehen, welches Essen sich die Mehrheit wünscht“, erläutert Kirsten Völcker. Das Konzept kommt in den Häusern hervorragend an. Auch Bewohner, die sich ursprünglich für andere Gerichte ausgesprochen haben, akzeptieren das Votum. Zudem ist für Abwechslung gesorgt: „Der Stapel mit den Bildkarten wächst beständig und unser Rezeptbuch wird immer dicker“, verrät die Hausleitung.
Bereits beim Bau und bei der individuellen Gestaltung der „Wahl-Maschinen“ haben sich die Bewohner aktiv eingebracht. Das trägt ebenfalls zur Identifikation mit dem Projekt bei. Möglicherweise lässt sich die Idee perspektivisch auf andere Bereiche übertragen. Schon jetzt steht fest, dass die Menschen, die in Haus 1 und Haus 2 leben, mit dem bewährten Konzept bald auch über weitere Fragen entscheiden können. Welche gemeinsamen Freizeitaktivitäten stehen an? Was ist das nächste Ausflugsziel? Die Kugeln werden es zeigen.
Autor:Dennis Christmann aus Offenbach |
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