Über 130 Mitarbeiter der Lebenshilfe Südliche Weinstraße, darunter mehr als 40 Menschen mit Behinderung, haben als eines der größten Teams am Firmenlauf Südpfalz teilgenommen.
Gemeinsam stark
Hand in Hand überqueren sie die Ziellinie. Dass zwei der vier Frauen eine Behinderung haben, spielt keine Rolle: Gemeinsam haben Sie alle die fünf Kilometer lange Strecke bewältigt. Im nächsten Augenblick reißt ein Rollstuhlfahrer stolz die Arme in die Höhe. Mit 132 Teilnehmern stellt die Lebenshilfe Südliche Weinstraße das fünftgrößte aller Teams beim Rheinpfalz Firmenlauf Südpfalz, der an diesem Mai-Abend auch zu einem Fest der Inklusion wird.
90 Minuten zuvor: Zu den Klängen von Namikas „Je ne parle pas français“ dröhnt der Bass aus den Boxen und lässt den Bodenbelag auf dem Landauer Nordring beben. Im Takt der Musik springen Sportler in Laufschuhen über den Asphalt: Das Aufwärmen hat begonnen. Während neben dem Max-Slevogt-Gymnasium die Kreisverwaltung Südliche Weinstraße unter den lindgrünen Shirts erst die Schultern und dann die Hüften kreisen lässt, strömen immer mehr Frauen und Männer in neongrün leuchtenden Trikots auf den Alten Messplatz. Unter ihnen sind mehr als 40 Menschen mit Behinderung. Insgesamt ist das Team der Lebenshilfe Südliche Weinstraße gut 130 Läufer stark.
Erstmals dabei ist Susanne Daum, Erzieherin des Kindergartens Löwenzahn. „Es ist ein überwältigendes Gefühl, in einer so großen Gruppe zu laufen“, sagt die Betriebsratsvorsitzende der Inklusionskindergärten. Von Jahr zu Jahr beteiligten sich auch in den Einrichtungen der Lebenshilfe Südliche Weinstraße immer mehr Menschen, berichtet die begeisterte Joggerin. „Das ist ein tolles Signal.“
Wenige Meter weiter entledigt sich Thomas Frey zügig seiner blauen Trainingsjacke, unter der das Neongrün hervorstrahlt. Der einstige Vollblutfußballer, den nun Knieprobleme bremsen, war schon im vergangenen Jahr dabei – damals noch im Trikot der Südpfalzwerkstatt, in deren Vertrieb Frey Bereichsleiter Eigenprodukte & Dienstleistungen ist. „Beim Firmenlauf trifft man Leute aus ganz unterschiedlichen Einrichtungen und Abteilungen der Lebenshilfe. Darüber freue ich mich sehr.“ Was es für ihn bedeutet, dass sie alle erstmals in einem gemeinsamen Team antreten? „Wir alle sind eins, also sollten wir gemeinsam auftreten.“ Auch Geschäftsführerin Marina Hoffmann, die an diesem Abend ihre Laufschuhe im Zebralook geschnürt hat, ist überzeugt: „Die Einrichtungen der Lebenshilfe Südliche Weinstraße gehören untrennbar zusammen. Es erfüllt mich mit großem Stolz, dass wir eines der größten Teams stellen.“
Die Farbwahl der neuen Oberbekleidung wurde keineswegs dem Zufall überlassen. „Wenn wir schon eine so große Gruppe sind, möchten wir auch auffallen“, betont Alexander Rupp, Prokurist und Geschäftsbereichsleiter Wohnen und Familie. „Am Ende sind die neongrünen Shirts besser angekommen als die Alternativen in Orange und Gelb, daher haben wir uns für sie entschieden“, ergänzt Team-Captain Rainer Mandel, Vorsitzender des Betriebsrates und Gruppenleiter im Berufsbildungsbereich der Südpfalzwerkstatt.
Noch zehn Minuten bis zum Start: Nico Kneifeld zupft sich das Trikot zurecht, tritt von einem Bein auf das andere. „Gleich geht es los“, freut sich der Mann mit dem Vollbart, der im Offenbacher Werk 2 im Bereich Montage und Verpackung arbeitet. Noch weiß er nicht, ob seine Wirbelsäule durchhält. „Falls sie Probleme macht, laufe ich einfach langsamer“, sagt Kneifeld. „Es geht ja nicht darum, schnell im Ziel zu sein. Ich möchte einfach nur Spaß haben und die Gemeinschaft genießen.“
Dann gibt Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron das Startsignal. Als ein Schuss ertönt, läuft die zweite Hälfte des Teilnehmerfeldes los. 6016 Menschen machen bei der vierten Auflage des Firmenlaufs Südpfalz mit. Auch das ist ein neuer Rekordwert. Die fünf Kilometer lange Strecke führt zunächst aus dem Zentrum heraus, dann entlang der Reiterwiesen und schließlich wieder in Richtung Stadtmitte. Am Straßenrand feuern Zuschauer frenetisch die Läufer an. Ein dunkelhaariger Junge reckt ein Plakat in die Höhe, das fast so groß ist wie er selbst. „Gleich geschafft“ steht auf der Vorderseite, auf der Rückseite „Ihr seht gut aus“.
Unterstützung und Komplimente können die Freizeitsportler gut gebrauchen. Spätestens auf der Zielgeraden in der Waffenstraßen werden bei vielen von ihnen die Beine schwer, der Kopf rot. Einige gehen, die Hände in die Hüften gestützt, andere setzen zum finalen Sprint an. Doch ob sie für die fünf Kilometer nun 20 oder 60 Minuten gebraucht haben, interessiert am Ende niemanden. Die neongrüne Menschentraube des Lebenshilfe-Teams wächst stetig, Läufer klatschen sich ab und umarmen sich. Und dann hat es auch Nico Kneifeld geschafft, der gemeinsam mit Marina Hoffmann ins Ziel kommt. Die Wirbelsäule hat mitgemacht. „Es ist einfach nur ein tolles Gefühl“, freut sich Kneifeld. „Wenn ich kann, will ich im nächsten Jahr wieder dabei sein – unbedingt.“
Autor:Dennis Christmann aus Offenbach |
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