Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen, besucht die Südpfalzwerkstatt.
Starkes Team beeindruckt
„Es ist eine sehr anspruchsvolle Arbeit, die sie hier mit viel Engagement leisten!“ Matthias Rösch ist beeindruckt. Buchstäblich mit eigenen Augen sieht der Landesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen bei seinem Besuch in der Südpfalzwerkstatt in Offenbach, was Anne-Sophie Perrin in der Abteilung Druck & Mail Tag für Tag tut. Sprechen kann die 19-Jährige nicht. Wegen einer Cerebralparese – einer Bewegungsstörung aufgrund einer frühkindlichen Gehirnschädigung – sind noch dazu beide Arme und beide Beine gelähmt. Tetraspastik lautet der Fachbegriff dafür. Ihre Muskeln verkrampfen halsabwärts willkürlich. Sie hat keine Kontrolle darüber. Ihr Geist aber ist hellwach.
Mithilfe eines Sprachcomputers, den die junge Frau allein mit ihren Blicken steuert, gestaltet sie individuelle Grußkarten – etwa zum Geburtstag, zur Hochzeit oder zu Ostern. Dazu wählt sie Bilder aus einer Datenbank im Internet aus, platziert sie und fügt passende Texte hinzu. „Ich verstehe alles!“, betont Anne-Sophie Perrin. „Ich habe meinen Hauptschulabschluss gemacht und hatte nur Einsen und Zweien im Zeugnis“, lässt sie den Sprachcomputer sagen. „Das ist wirklich eine hervorragende Leistung“, gratuliert Matthias Rösch. Dann versucht er selbst, mit seinen Blicken das Gerät zu steuern. Nach gut einer Minute gibt er auf. „So geht es den meisten, die das zum ersten Mal probieren“, sagt Martin Heger, Geschäftsbereichsleitung Arbeit, der Matthias Rösch zusammen mit zehn Mitarbeitern des Inklusionsmanagements der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (LAG WfbM) Rheinland-Pfalz durch das Werk Offenbach 1 führt. Denkbar sei etwa, dass die Halbfranzösin perspektivisch in der Verwaltung arbeitet.
Während des Rundgangs erläutert Martin Heger den hohen Stellenwert, den die Inklusion für diese Einrichtung der Lebenshilfe Südliche Weinstraße besitzt. Dabei verweist er unter anderem auf eine Reihe von Außenarbeitsplätzen. Ein Außenarbeitsplatz ist ein ausgelagerter WfbM-Arbeitsplatz, auf dem sich ein Mensch mit Behinderung langfristig erproben kann: Er arbeitet in einem Betrieb des ersten Arbeitsmarktes, ist aber weiterhin bei der WfbM beschäftigt und kann jederzeit in diese zurückwechseln. „Außerdem sind verschiedene Gruppen regelmäßig außerhalb der Werkstatt im Einsatz. Zum Beispiel hält unsere Gartengruppe die Grünanlage rund um das Technik Museum Speyer in tadellosem Zustand“, ergänzt Martin Heger.
Auf ihrem Weg durch den Metallbereich macht die Gruppe unter anderem bei Wolfgang Herder Halt. Was seine Aufgabe ist, möchte Matthias Rösch von ihm wissen. Biegen, Stanzen, Montage: Der begeisterte Judoka ist ein Multitalent. „Die Arbeit in der Südpfalzwerkstatt macht viel Spaß. Hier gibt es immer Abwechslung“, berichtet der Mitarbeiter mit Behinderung. In den Arbeitsförderbereichen hingegen sind Menschen tätig, die mehr Ruhe und individuelle Unterstützung benötigen. Hier erlebt der Landesbeauftragte, wie Ersatzteile für namhafte Unternehmen der Automobil- und der Möbelbranche verpackt werden. Die passenden Aufbauanleitungen zu den Möbelstücken präsentiert Jochen Neudeck den Gästen. Der Eußerthaler arbeitet seit 2003 im Werk Offenbach 1. Wie Anne-Sophie Perrin ist er in der Abteilung Druck & Mail im Einsatz. „Ich bin stolz auf meine und auf unsere Arbeit“, sagt Jochen Neudeck. „In der Südpfalzwerkstatt sind wir ein starkes Team!“
Autor:Dennis Christmann aus Offenbach |
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