Bei der zehnten Auflage des Kleinfeldturniers mit Werkstätten für Menschen mit Behinderung begeistern die Fußballspieler die Zuschauer in Offenbach.
Talent und Herzblut
Wembley? Schon wenige Minuten nach dem Abpfiff spielt es keine Rolle mehr, ob der Ball beim entscheidenden 1:0 den Boden direkt hinter der Torlinie berührt hat oder kurz davor. ATW Mannheim heißt auch in diesem Jahr der Sieger, doch bei der zehnten Auflage des Fußball-Kleinfeldturniers mit Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Offenbach gibt es am Ende nur Gewinner. Während die Titelverteidiger auf dem FSV-Rasenplatz mit dem Wanderpokal der Trifa Lamps Germany GmbH für Fanfotos posieren, recken auch die Spieler der 14 anderen Teams ihre Trophäen in die Höhe. Jeder und jede einzelne von ihnen hat einen kleinen Pokal bekommen – als Erinnerung an ein besonderes Erlebnis.
Stolz auf ihre Leistungen können insbesondere die Spieler der beiden Mannschaften der Südpfalzwerkstatt sein, deren Anhänger gerne noch an den dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften 2006 zurückdenken. An diesem heißen Nachmittag im Juni 2019 sichert sich das Team 1 SPW Offenbach hinter der Heinrich Kimmle Stiftung Pirmasens 1 und WZB Spiesen/Elversberg einen starken vierten Platz. Entsprechend groß ist die Freude bei der Lebenshilfe Südliche Weinstraße: „Wir sind sehr stolz auf unsere Spieler. Sie haben Herzblut bewiesen und ein hervorragendes Ergebnis erzielt“, sagt Martin Heger, Geschäftsbereichsleitung Arbeit. Bei der Siegerehrung schüttelt er dankbar die Hände der vielen mitunter weitgereisten Gäste, etwa aus Mainz und aus dem badischen Murgtal.
Eine wesentliche Voraussetzung für den sportlichen Erfolg der Fußballer der Südpfalzwerkstatt ist eine Kooperation mit dem FSV Offenbach. Die Initiative dazu ging 2005 von Reinhold Lutz aus. „Die Spieler der Südpfalzwerkstatt waren damals noch ohne erfahrenen Trainer“, erinnert sich der 1. Vorstand des FSV. „Das wollten wir ändern.“ Helmut Heller, der damalige Geschäftsführer der Südpfalzwerkstatt, war von dieser Idee begeistert, die Kooperation geboren. Noch im gleichen Jahr gewann die Mannschaft auf dem Frönerhof in Kaiserslautern die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft. Im November 2005 wurde die „Fußballkooperation mit Behinderten“ zwischen dem FSV Offenbach und der Südpfalzwerkstatt durch Projekt „BASF-Mitarbeiter bewegen die Region“ ausgezeichnet.
Heute trainieren die Fußballer mit Behinderung wöchentlich. Unterstützung bekommen die Betreuer Steffen Michel und Stefan Thürwächter vom Werk Offenbach 1 durch Karl-Heinz Eberle und Helmut Vongerichten vom FSV Offenbach. „Diese Spieler legen einen ganz besonderen Ehrgeiz an den Tag. Sie zeigen immer wieder, was Menschen mit Behinderung leisten können. Es macht extrem viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten“, betont Karl-Heinz Eberle, der sich von Anfang an für die Kooperation engagierte. Er war es auch, dem bei einer gemeinsamen Weihnachtsfeier der Einfall kam, ein solches Turnier zu veranstalten. Seit 2010 findet es jährlich statt. Eberle ist Organisator, Turnierleiter und Stadionsprecher. Und an diesem Juninachmittag wird er überrascht: Für seine Verdienste um die Integration beeinträchtigter Fußballspieler erhält Eberle die Sepp-Herberger-Urkunde 2019. Tobias Wrzesinski, Geschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung, und Jürgen Veth, 1. Vizepräsident des Südwestdeutschen Fußballverbands (SWFV), gratulieren ihm unter dem Applaus der weit über 100 Turnierbesucher.
Auch Reinhold Lutz ist hochzufrieden mit dem Turnier, das zeitlich bewusst in die 44. Fußballdorfmeisterschaft eingebettet worden ist. „Es ist ein tolles Gefühl, den Spielern mit Behinderung zu zeigen, dass sie dazugehören. Sie sind ein wertvoller Teil von uns!“
Autor:Dennis Christmann aus Offenbach |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.