Heute morgen um 6.05 Uhr gesprengt
Die Kühltürme sind weg

Foto: EnBW
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Update vom 14. Mai, 7.30 Uhr: Gegen 6.05 Uhr heute morgen fiel zunächst der Kühlturm des ersten Kraftwerksblocks wie geplant in sich zusammen und nur wenige Sekunden später der Kühlturm des zweiten Blocks. Das teilt die EnBW in einer Pressemitteilung mit. Beide Türme kamen – wie vorgesehen – an Ort und Stelle auf dem Boden auf. Der Abbruch sei jederzeit sicher und wie vorhergesehen verlaufen. Videos vom Abbruch gibt es hier.

Update vom 13. Mai, 16 Uhr: Seit heute Mittag ist das Gebiet rund um die Rheinschanzinsel abgesperrt. Die Polizei kontrolliert sowohl die Straßen als auch den Zugang vom Wasser aus. Außerhalb der von der Polizei abgesperrten Zone ist das Zuschauen erlaubt - könnte aber ein langwieriges Unterfangen werden, da der genaue Zeitpunkt der Sprengung geheim bleibt. Offiziell bleibt bis Freitag um Mitternacht gesperrt. Davor wird die Sperrung nur aufgehoben, wenn sicher gestellt werden kann, dass nach dem Knall keine Menschenmengen in Richtung Kernkraftwerk strömen. Für die Bewohner der anliegenden Gemeinde soll sich die Sprengung wie ein vorbeiziehendes Gewitter anhören; eine Erschütterung soll, so die Verantwortlichen, nicht zu spüren sein.

Philippsburg. Die Vorbereitung des Abbruchs der beiden Kühltürme am EnBW-Standort in Philippsburg liegt weiterhin im Plan. Nachdem das Umweltministerium Baden-Württemberg aktuell die Erlaubnis für die abschließenden Arbeiten im Vorfeld der Sprengung gegeben hat, hat die EnBW nun das Zeitfenster für den Abbruch festgelegt.

Voraussichtlich werden die Kühltürme am 14. oder 15. Mai 2020 fallen. Weil die Beobachtung der Sprengung zu Menschenansammlungen führen könnte, die mit den staatlichen Verordnungen zur Coronavirus-Pandemie nicht vereinbar sind, hat sich die EnBW mit der Polizei, mit dem Umweltministerium sowie mit den umliegenden Gemeinden und Landkreisen darauf verständigt, den genauen Termin der Sprengung mit Datum und Uhrzeit nicht vorab bekannt zu geben. Das gesamte Vorhaben – einschließlich der Sprengung selbst – findet unter Einbezug umfassender Expertise statt und wird zusätzlich durch unabhängige Sachverständige im Auftrag des Umweltministeriums überwacht.

„Wir haben uns in den vergangenen Wochen nicht nur mit der Vorbereitung des sicheren Abbruchs selbst sondern auch mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie intensiv auseinandergesetzt. Die eigentliche Projektarbeit – also die formalen Verfahren und die Arbeiten vor Ort – konnte durch geeignete Maßnahmen zum Gesundheitsschutz trotz Pandemie weitergeführt werden“, berichtet Jörg Michels, Chef der EnBW-Kernkraftsparte. „Wir mussten allerdings einsehen, dass wir den Umgang mit Zuschauern, die die Sprengung beobachten wollen, ändern müssen. Unsere jetzige Vorgehensweise gewährleistet, dass der Abbruch unter Berücksichtigung aller Aspekte sicher und verantwortungsvoll durchgeführt werden kann.“

Die EnBW hatte ursprünglich geplant, interessierten Bürgern die Beobachtung der Sprengung zu ermöglichen, und war hierzu mit den umliegenden Gemeinden bereits seit mehreren Monaten in Kontakt. Dieser Plan ist nun – auch aus Sicht von Polizei und Gemeinden – nicht mehr verantwortbar und angesichts der aktuellen staatlichen Verordnungen auch nicht möglich. Denn Großveranstaltungen sind, weil sie zu Menschenansammlungen und damit zu Ansteckungsgefahren führen, nach Beschluss von Bund und Ländern mindestens bis Ende August verboten. Der Sprengabbruch der Kühltürme ist zwar keine Veranstaltung, doch er könnte zu einer Ansammlung von mehreren tausend Menschen führen, was dem Charakter einer Großveranstaltung entspräche.

Großräumige Absperrung über das Kraftwerksgelände hinaus

In dem 48-stündigen Zeitfenster am 14. ud 15. Mai kann der Abbruch zu jeder Tages- und Nachtzeit stattfinden. Bereits ab dem 13. Mai wird die gesamte Rheinschanzinsel, auf der sich das Gelände mit den Kühltürmen befindet, für Unbefugte abgesperrt. Einschränkungen gibt es auch für die Nutzung der Ufer und der Gewässer rings um die Rheinschanzinsel (Rhein, Altrhein). Die Gemeinden links und rechts des Rheins behalten sich außerdem vor, in diesem Zeitfenster weitere Absperrungen auf ihren Gemarkungen vorzunehmen. Davon unabhängig gelten die staatlich verordneten Regelungen zur Vermeidung von Infektionsrisiken (Corona-Verordnungen). Die Polizei wird die Einhaltung der Regeln kontrollieren und bei Verstößen geeignet reagieren.

„Wir haben es uns bei Diskussion und Festlegung der neuen Spielregeln nicht leicht gemacht. Die Umsetzung der Energiewende – und in diesem direkten Zusammenhang steht die Sprengung der Kühltürme – ist jedoch von übergeordneter Bedeutung“, erläutert Jörg Michels. „Dafür bitten wir alle Bürger, die sich den Abbruch live anschauen wollten, um Verständnis. Wir appellieren auch an die Vernunft jedes Einzelnen, gar nicht erst den Versuch zu unternehmen, die staatlichen Regelungen und die polizeilichen Maßnahmen zu unterlaufen. Bitte kommen Sie nicht vor Ort! Als eine Art Trostpflaster werden wir Foto- und Filmaufnahmen von der Sprengung machen und diese sehr schnell auf unsere Projekt-Website stellen – zur freien und unbegrenzten Nutzung für die Allgemeinheit.“

Der Abbruch der Kühltürme trägt dazu bei, dass eine der großen Stromtrassen zwischen Nord- und Süddeutschland realisiert werden kann. Denn die Fläche, auf der die beiden Kühltürme aktuell noch stehen, wird für ein Gleichstrom-Umspannwerk (auch Konverter genannt) benötigt, das die TransnetBW dort errichten wird. Der Konverter wird ein wichtiger Knotenpunkt im Übertragungsnetz sein, um Strom aus Erneuerbaren Energien im Süden Deutschlands nutzbar zu machen. Er ist damit ein zentrales Projekt der Energiewende und ein wichtiger Baustein für die künftige Gewährleistung von Versorgungssicherheit.

Genau wie beim Betrieb und Rückbau der Kernkraftwerke hat die Sicherheit für die EnBW auch beim Kühlturmabbruch in Philippsburg höchste Priorität. Die von der EnBW vorgesehene sogenannte „Fallrichtungssprengung“ wurde in Deutschland bereits mehr als fünfzigmal erfolgreich beim Abbruch von Kühltürmen praktiziert. Es handelt sich um ein weltweit bewährtes, sehr sicheres Verfahren mit klar definierten und gut kontrollierbaren Auswirkungen auf die Umgebung. Die von der EnBW organisierte fachliche Begleitung und Umsetzung geht weit über den geforderten, üblichen Standard bei Sprengungen hinaus. Tätig werden mehrere, sich gegenseitig kontrollierende und beratende Sprengexperten mit jahrelanger Erfahrung. Die umfangreichen Berechnungen und Unterlagen zur sprengtechnischen Ausführungsplanung wurden von Sachverständigen projektbegleitend kontrolliert sowie vom Umweltministerium und seinen Gutachtern geprüft.

Das nun festgelegte Zeitfenster für den Abbruch steht auch bis kurz vor der Sprengung noch unter Vorbehalt, weil die Experten bis zuletzt Einflussfaktoren für die sichere Durchführung der Sprengung bewerten werden. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die meteorologische Situation. Würde sich zum Beispiel ein Sturm nähern, würde die Sprengung verschoben. Auch die eigentliche Sprengung wird durch erfahrene, sich gegenseitig kontrollierende Sprengexperten durchgeführt. Zusätzlich wird das gesamte Vorgehen bis zum Schluss durch unabhängige Sachverständige im Auftrag des Umweltministeriums überwacht.

Anwohner können zuhause bleiben

Aufgrund des großen Abstands der Kühltürme zur nächstgelegenen Wohnbebauung – die Entfernung beträgt im Minimum rund 1,6 Kilometer – können negative Auswirkungen durch Staub oder Erschütterungen für Anwohner ausgeschlossen werden. Üblicherweise ist bei einer Sprengung kurzzeitig mit einer erhöhten Staubbildung in unmittelbarer Nähe, also im Bereich des Kraftwerksgeländes, zu rechnen. Die sichtbare Staubwolke löst sich aber erfahrungsgemäß innerhalb einiger Minuten auf. Der Sprengabbruch wird durch akustische Signale eines Signalhorns begleitet, gefolgt von zwei kurzen dumpfen Schallereignissen und einem Grollen, das durch das Einstürzen der Kühltürme entsteht. Diese Geräusche dauern insgesamt nur wenige Sekunden und sind vergleichbar mit einem Donnergrollen bei einem vorbeiziehenden Gewitter.

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Foto: EnBW
Weithin sichtbar, noch: die Kühltürme des Kernkraftwerkes in Philippsburg | Foto: Bauer
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Cornelia Bauer aus Speyer

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