Eheleute Schmidt haben knapp 1300 Exponate:
Größte Schmalztopfsammlung der Welt
Philippsburg-Huttenheim. Die „Rekordurkunde“ des „Rekord-Instituts für Deutschland“ – nach eigenen Angaben die deutschsprachige Ausgabe des berühmten Guinness Buch der Rekorde - hängt gerahmt im Flur: „Rudi Schmidt erzielte mit einer Anzahl von 1.256 Steinzeug-Gefäßen den Weltrekord für die größte Schmalztopfsammlung.“ Wer so viele Schmalztöpfe zusammenträgt, den muss schon eine außergewöhnliche Leidenschaft gepackt haben. In Huttenheim gegenüber der Apotheke hat die Armee der „Graublauen“ aus halb Europa eine Unterkunft gefunden.
Zur Einstimmung auf das Topfmuseum wird im Eingangsbereich des Hofs eine Galerie von gut 100 Steinkrügen mitsamt weiteren Trinkbechern und Sauerkrautständern präsentiert. Die vordere Hauswand schmücken viele Antiquitäten und Raritäten, so ein 20-Liter-Feldmann-Essig aus einem Tante-Emma-Laden oder ein Bottich aus der „Essigfabrik Christian Riempp“. Beide Sehenswürdigkeiten könnten aus den 1930-er Jahren stammen.
Mit dem Sammeln haben Rudi und Ruth Schmidt vor etwa 15 Jahren begonnen. Damals erbten sie die elterlichen und großelterlichen Schmalztöpfe und wollten die guterhaltenen Nachlässe nicht einfach wegwerfen. Damit die Requisiten aus der Vorzeit nicht einsam herumstehen, suchten die Eheleute auf Flohmärkten nach Ergänzungen und erwarben so einen Topf nach dem anderen. Auch aus Haushaltsauflösungen stammen etliche Exponate. Inzwischen ist das Anwesen als „Schmalztopfmuseum“ bekannt.
Doch wo stellt man die Riesenmenge unter? Im langgestreckten Innenhof verzieren sie drei Umfassungsmauern. Mehrstöckige dicke Dielen sind im Mauerwerk verankert. Wer in der Mitte des Hofes steht, sieht rechts, links und geradeaus nur noch Töpfe. Alle Sammelobjekte sind katalogisiert und literweise aufgeführt: von 0,4 Liter bis 33 Liter.
Rundum gibt es flache und hohe Gefäße, bauchige und schlanke, mit und ohne Deckel, mit und ohne Henkel, in Urform oder in einer abgewandelten Variation. Alles ist handgetöpfert, denn damals gab es noch keine maschinellen Fertigungen. Bei Schmidts Ausstellungsstücken handelt sich um Steingutware mit meist grauem Grundton, blaugrau bemalt und lasiert.
Die Huttenheimer Schmalzhaferln sind neu und alt, wurden in den vergangenen zwölf Jahrzehnten hergestellt, der „Senior“ unter ihnen mag zu Kaiser Wilhelms Zeiten erstmals in Gebrauch gewesen sein. Die meisten kommen aus der Region, aus Deutschland, einige aus dem nahen Elsass, aus der Schweiz und Österreich. Stolz verweist das Ehepaar auf einen Schmalztopf, den „Waldi“ von „Bares für Rares“ signiert hat.
Doch der 84-jährige Rudi, von Beruf Dreher und aus Rußheim zugezogen, und seine ebenso fitte 74-jährige Gattin gehen noch einer anderen Sammelleidenschaft nach. In einem etwa 16 Quadratmeter großen Raum ihres Schuppens haben sie ein „Raritätenmuseum“ geschaffen - mit mindestens 700 sehenswerten Exponaten. Darunter sind Haushaltsgeräte von Eltern und Großeltern. Auch Sohn Ronald ist infiziert: Sein Interesse gilt der Vermehrung seiner zwischenzeitlich 600 Saucieren.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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