Ausblick mit Optimismus und Pessimismus:
Neujahrsempfang mit 80-Einzelthemen-Bilanz
Philippsburg. Wer kam, bekam einen kräftigen Händedruck: von Bürgermeister Stefan Martus, dessen Ehefrau Sandra und von Schornsteinfegermeister Frank Meyer als Glücksbringer, der jedem Gast einen sogenannten „Glückspfenning“, inzwischen ein Glückscent, überreichte. Die kleine Münze ist ein Symbol für Reichtum. Wenn man sie – physisch wie symbolisch – verschenkt, wünscht man dem Empfänger, dass ihm niemals das Geld ausgehen möge. An diesem Abend konnten sich viele Beschenkte freuen und mit hohen Erwartungen das Jahr 2020 angehen.
„Mehr Nächstenliebe, mehr Miteinander, mehr Mitmenschlichkeit“ wünschte sich der Rathauschef am Ende seiner fast einstündigen Rede beim Neujahrsempfang der Stadt Philippburg. Unter Begleitung des geradezu begeisternden Musikvereins Huttenheim schmetterten die 280 Gäste in der Bruhrainhalle – im Miteinander wie die Gotthilf-Fischer-Chöre - das „Badner Lied“ und den „Jubiläumsmarsch“ mit dem Refrain „Huttenheim ist wunderbar“.
Mit gemischten Gefühlen sehen die Philippsburger in die Zukunft: Denn da vermischen sich Zuversicht und Hoffnung mit einem eher pessimistischen Blick auf die vielen gewaltigen Zukunftsaufgaben - trotz halbwegs gute finanzielle Perspektiven. Erkennbar sind aber auch gewisse Unsicherheiten, Sorgen und Ängste. Zwei Ankündigungen ließen aufhorchen: „Unbequeme Entscheidungen werden zu treffen sein“ und „Wir müssen konsequent alle Einnahmemöglichkeiten ausschöpfen.“ Die Anpassung der Kindergartengebühren könne nicht wie im Vorjahr ausgesetzt werden.
Fast eine Stunde lang nahm der Rathauschef eine Gesamtschau mit Rückblick und Ausblick vor und befasste sich dabei mit über 80 Einzelthemen. Die Schließung der Reifenfirma Goodyear und die Abschaltung des Kernkraftwerks schwächen die Stadt, Gewerbesteuereinnahmen und Arbeitsplätze gehen verloren. Jetzt stehen die Weiterführung des KKP-Rückbaus, die Sprengung der Kühltürme, die Fertigstellung des Konverters, der Aufbau des Industrieparks auf dem Goodyear-Areal und, je nach Ausgang der anhängigen Klagen, der Bau des umstrittenen Logistikzentrums auf dem ehemaligen Kasernengelände an. Er rechne fest damit, dass das bis 2047 genehmigte Zwischenlager um weitere Jahre verlängert werde, so Martus, weil dafür kein Endlager gefunden werden könne.
Wie die Kosten explodieren und die Stadt an die Grenzen ihrer finanziellen Spielräume komme, machte der Bürgermeister an einem Beispiel deutlich: Betrug 2012 der Zuschussbedarf für die Kindergärten noch 1,6 Millionen Euro, so sind es jetzt 3,8, einschließlich Schülerhort. Investitionen von rund elf Mio Euro seien für die Betreuung und Bildung vorgesehen. Für den prognostizierten Bedarf werde – trotz der 2018 neu geschaffenen knapp 100 Betreuungsplätze – umgehend ein achtgruppiger Kindergarten benötigt.
Namentlich lobte das Stadtoberhaupt das Ehepaar Vittorio und Regina de Benedetti für das Jubiläumsangebot eines kostenlosen Seniorenmittagstisches, Petra Jungkind für die Ernennung zum „Herzensmensch 2019“ und den ausgeschiedenen Revierleiter Oskar Rothenberger für 30 erfolgreiche Jahre im Philippsburger Polizeidienst.
2020 fallen in der Stadt elf runde Vereinsfeste an. Allein in Huttenheim gibt es in den kommenden Monaten drei Mal 100 Jahre.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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