Ein Weihnachtsgedicht
Die Bescherung
Die Bescherung
Endlich hat das Warten ein Ende -
das Spitzeln, das Horchen
und Kribbeln der Hände.
Scheinbar weiß alle Welt nun Bescheid,
drum herrscht auch auch gediegene Heiterkeit.
Muttern matscht im Kartoffelsalat.
Paps bittet Opa bescheiden um Rat,
ob denn die Tanne auch gerade steht?
Opa pafft munter. Er nickt ziemlich spät
und nuschelt vom Pferd, daß da immer was geht.
Oma geistert durch Keller und Flur;
fragt dauernd: > Wo bleibt denn der Junior nur? <
Der stürmt bald als Dreckschreck ins reinliche Haus -
oh Gott - wie sieht denn der Bengel bloß aus...?!
> Die Susi hat mich vom Kiesberg geschubst! <
Sieh an, wie sanft er die Oma jetzt stuppst -
frei nach dem Motto: gib mir wieder Recht,
dann bist du ganz toll - und ich nicht so schlecht.
Schon saust die kleinere Schwester herein
und kräht: > Mein Bruder ist ein Schwein! <
Dann folgt noch Horst, der klatschnasse Hund.
Jetzt wird es auch Muttern einstweilen zu bunt.
Sie ist ganz kurz vor ´nem Heulanfall.
Vatter sucht mit Überschall,
nach bunten Lichtern für den Baum.
Und Opa knurrt schon: aus der Traum.
> Los, gewaschen, undzwar schnell!
Horst, hör auf mit dem lauten Gebell! <
Opa röchelt, schmollt und brummt:
wann denn nun der Niklaus kummt?
Muttern platzt gleich, oder sie fliegt,
weil sie noch heute die Krise kriegt.
Paps spannt prompt noch Oma mit ein.
Opa nascht schon mal am Wein.
Da - plötzlich kippt der Baum, samt Ständer.
Opa sucht grade den Weihnachts-Sender
und während er so am Radio schraubt,
kracht der Baum einfach hin, unerlaubt.
Stille.
Tiefe Festtagsstille.
Oma sucht ihre Lesebrille.
Vattern kommt mit der Belehrung:
> Da haben wir jetzt die Bescherung! <
Geknickt hockt er sich in die Ecke.
Der Horst kriecht unter Opas´ Decke.
Oma zieht ohne die Brille Leine.
Nur Opa lallt heiter: > Alles meine...<
und schenkt tüchtig vom Portwein nach.
*
So ungefähr gegen Mitternacht
hat sich der rote Ruprecht gedacht:
jetzt lass ich mal langsam Ordnung herein -
das wird ja wohl zu machen sein!
Die Kinder sagen Verse auf.
Opa singt und brabbelt munter.
Nur Muttern hetzt im Dauerlauf,
Treppe runter,
Treppe rauf,
weil sie nicht die Gaben findet,
die alle Herzen stramm verbindet.
Der Junior schon mit Opa wettet,
daß er den Heiligabend rettet...
Mutters Miene wird nicht heller.
Er, also los, zum Kohlenkeller.
Denn da unten, gut vergraben,
schlummern jene Weihnachtsgaben -
russverschmiert und arg zerdrückt.
Egal - die Rettung ist geglückt.
*
Ein Uhr. Nacht.
Es ist vollbracht.
Opa johlt beschwippst und lacht.
Oma schlurft noch wirr umher.
Der Horst will keine Knochen mehr.
Paps drückt Muttern kräftig zum Lohn.
Und wir Kinder schlafen schon.
(c) Ralph Bruse
Autor:Ralph Bruse aus Pirmasens |
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