Mit der Volkshochschule Pirmasens Straßburg entdecken
Störche, "Lohkäs" und süßer "Kougelhopf"
Pirmasens/Straßburg. Es ist ein sonniger Tag in der hübschen Stadt an der deutsch-französischen Grenze. Aus ihren luftigen Burgen schauen die Störche fast ein wenig gelangweilt auf die Besucher aus Deutschland herab. Die astronomische Uhr am gotischen Liebfrauenmünster spottet dem Zeitgeist und geht seelenruhig eine halbe Stunde nach und in „Petite France“ locken feine elsässische Gaumenfreuden den Genießer zu einer Rast zwischen den Fachwerkhäusern. Straßburg fasziniert mit seinem romantischen Flair und ist gleichzeitig eine politische Größe, denn hier ist der offizielle Sitz des Europäischen Parlaments.Ein gutes Händchen bewies VHS-Leiterin Margit Nuss, als sie die Exkursion in die Hauptstadt der Region Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine organisierte, und den Teilnehmern ermöglichte, ganz neue Akzente zu entdecken.
Unter der Leitung von Ursula Gebhard-Bahnmüller machten sich fast 50 Interessierte auf den Weg nach Straßburg, um tief einzutauchen in die Geschichte dieser hübschen Stadt. Im Mittelalter gehörte sie mal zum „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ und entwickelte sich zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum. Dank der genialen Erfindung des Johannes Gutenberg wurde Straßburg ein Mekka der Bücherherstellung. Auch Johann Wolfgang von Goethe verschlug es in diese Stadt, die zwischenzeitlich von Frankreich einverleibt worden war.
Wieder stand ein Wechsel bevor, denn nach dem Deutsch-französischen Krieg wurde Straßburg Hauptstadt des Reichslandes Elsass-Lothringen. Der Versailler Vertrag von 1919 besiegelt dann endgültig die Zugehörigkeit zu Frankreich. Doch die Vergangenheit hat man nicht begraben. Überall in der Altstadt gibt es Hinweise auf die elsässische Tradition und Sprache. Blickfang in dem altertümlichen Viertel „La Petite France“ ist das Maison des Tanneurs, mit der verschnörkelten Bezeichnung „Gerwerstub“. „Lohkäs“ heißt das Lokal schräg gegenüber. Ein Name der allerdings nichts mit Käse zu tun hat, sondern früher benutzt wurde für ein Heizmaterial, das aus der Eichenrinde gewonnen wurde. Diesen Rohstoff hatten die Gerber für ihre Arbeit verwendet. Alle Häuser, die hier stehen und liebevoll restauriert wurden, stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert.
Tipp: Bei einer Schiffsfahrt auf der Ill kann der Tourist noch viele reizvolle Winkel und Ecken entdecken.
Kein Besuch in Straßburg, ohne eine Visite im Münster, der „Cathédrale Notre-Dame“. Der Sakralbau, 1015 begonnen, weist sowohl romanische als auch gotische Bauelemente auf. Beeindruckend sind der 140 Meter hohe Turm, die vielen Figuren, Ornamente und Tierdarstellungen rundum auf der Fassade. Im Innern ziehen die reich verzierte Kanzel, die berühmte Silbermann-Orgel, die Rosette und die Buntglasfenster sowie die astronomische Uhr mit ihrem geschnitzten Innenleben die Blicke auf sich. Sie ist nach dem Straßburger Meridian eingestellt und geht eine halbe Stunde nach.
Nicht im offiziellen Programm vorgesehen war ein Blick in die elsässische Küche. Doch da den Teilnehmern genügend Freiraum blieb, kostete so mancher die Spezialitäten des Elsass in einer der zahlreichen gemütlichen „Winstubs“. Ob „Baeckeoffe“ mit drei verschiedenen Sorten Fleisch oder „Tarte flambée“ vom Holzbrett, alles sieht appetitlich aus und mundet sehr gut. Einem Straßburger Koch, Jean-Pierre Clause, verdankt der Genießer die „Pâté de Foie gras d'Oie“, bei uns bekannt als Gänseleberpastete. Sein Rezept, so ist nachzulesen, stammt aus dem Jahr 1780. Zum Abschluss darf es dann ein „Kougelhopf“ sein, ein Kuchen aus Hefeteig, Rosinen und Mandeln. Mit diesem süßen Souvenir im Gepäck und vielen Eindrücken im Kopf machten sich am Abend die Besucher aus Pirmasens wieder auf die Heimfahrt: „Au revoir Strasbourg“. (ak)
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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