Offene Gästeführungen
Abwechslungsreiches Programm zu unterschiedlichen Themenkomplexen

„Die Tram ist da“. Die historische Aufnahme zeigt ein offenes Straßenbahnabteil | Foto: Sammlung / Stadtarchiv
  • „Die Tram ist da“. Die historische Aufnahme zeigt ein offenes Straßenbahnabteil
  • Foto: Sammlung / Stadtarchiv
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Pirmasens. Die wechselvolle Geschichte von Pirmasens bewegt Touristen wie Bewohner der Siebenhügelstadt gleichermaßen. Im vergangenen Jahr haben 300 Interessierte an den offenen Gästeführungen teilgenommen.
Vor diesem Hintergrund hat Stadtarchivarin Heike Wittmer zusammen mit ihren Mitarbeitern Norman Salzmann und Peter Felber in enger Abstimmung mit den 25 Gästeführern auch für 2024 wieder ein abwechslungsreiches Programm konzeptioniert. Zwischen Februar und November werden zehn Termine zu unterschiedlichen Themenkomplexen angeboten, darunter zahlreiche Premieren.
Zum Auftakt heißt es am 3. Februar „Vor den Toren der Stadt“. Per Omnibus geht es für die Teilnehmer in die Ortsbezirke Winzeln, Gersbach und Windsberg. Im Jahr 1969 und 1972 erfolgte die Eingemeindung der heutigen Ortsbezirke Winzeln, Windsberg und Gersbach. Besonders Windsberg war mit seiner weiten Sicht über die Täler schon in früherer Zeit als Festung sowie Wohn- und Herrensitz begehrt. Funde machen deutlich, dass der Emmersberg bereits zur Steinzeit bewohnt war. Auch der Ortsname Gersbach lässt auf eine frühe Besiedlung schließen: Der Name leitet sich aus dem Wort „Geren“ ab, einer germanischen Wurf- und Stoßwaffe. Viele interessante Details vom Ursprung bis zur Entwicklung in heutiger Zeit erwarten die Gäste der Bustour, die den zweiten Teil der Rundfahrt durch die Ortsbezirke von Pirmasens darstellt.
„Die Tram ist da!“ heißt es am 2. März. Die Teilnehmer werden mit spannenden Fakten zu Pirmasens nach der Jahrhundertwende und amüsanten Anekdoten zur ehemaligen Tram, die im Volksmund liebevoll „Funkeschees“ genannt wurde, begleitet. Prinzregent Luitpold von Bayern unterzeichnete am 27. Dezember 1904 die Konzessionsurkunde zum Bau und Betrieb einer elektrischen Straßenbahn in Pirmasens. Schon im Jahr darauf wurde der Betrieb feierlich eröffnet und bereits 1906 zählte die Pirmasenser Straßenbahn eine Million Fahrgäste, die über zwölf Stationen – vom Bahnhofsvorplatz bis zum städtischen Krankenhaus – befördert werden konnten. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit war auf 15 Stundenkilometer festgelegt und auf nur sieben Stundenkilometer in der Hauptstraße – mit ein Grund, warum die Straßenbahn im Jahr 1938 nach und nach durch Oberleitungsbusse ersetzt wurde und 1943 den Betrieb einstellte.
„Stier, Schwäne, Elefant – tierische Seiten von Pirmasens“ – so ist die April-Führung betitelt. Pirmasens hat zwar keinen Zoo, aber bei einer Entdeckungsreise durch die Innenstadt lässt sich so manches Tier aus dem Stadtbild erkennen. Bekannt ist natürlich die Stierplastik am Schlossbrunnen, aber auch andere Tierarten kommen vor, zum Beispiel Löwen, Schwäne und sogar Elefanten. Auf einer spannenden Suche, die besonders für Familien geeignet ist, entdecken die Teilnehmer am 6. April auch die Geschichten, die sich hinter den Tieren verbergen.
Am 4. Mai erfahren Teilnehmer der offenen Gästeführung, unter dem Titel „Separatisten in Pirmasens“, an ausgewählten Stationen alles zur Separatistenzeit. In den 1920er Jahren versuchten pfälzische Separatisten in Pirmasens Fuß zu fassen – was blutige Auseinandersetzungen zur Folge hatte und zur Erstürmung des Bezirksamtes in der Bahnhofstraße führte. Am 12. Februar 1924, zu einem Zeitpunkt, als das Ende der autonomen Pfalz zwischen Frankreich und England bereits vereinbart und auch schon über die Nachrichtenagenturen gegangen war, griff in Pirmasens eine aufgebrachte Menschenmenge das von den Separatisten besetzte Bezirksamt an und setzte es in Brand.
Unter dem Titel „Einkaufs- und Stadtbummel in die Vergangenheit“ werden die Teilnehmer mit auf einen Rundgang durch die Innenstadt genommen und erhalten an heutigen und historischen Stationen interessante Details zur Marktordnung und einen Einblick in das Pirmasenser Wirtschaftsleben. Am 11. Januar 1834 trat die Verordnung für die Durchführung des Wochenmarktes in Kraft. Mitte des 19. Jahrhunderts boten Bauern und Händler ihre Waren auf dem Unteren Schloßplatz feil. Damit war der Grundstein für den ersten Wochenmarkt in der Siebenhügelstadt gelegt. Im Laufe der Zeit wechselten die Händler mehrmals den Standort − vom Alten Markt in unmittelbarer Nähe der Lutherkirche über den Oberen Schloßplatz zu Füßen der Pfarrkirche St. Pirmin bis hin zum Exerzierplatz. Nach dem Einkauf ging man gerne auf einen Bummel durch die Stadt, so stellt auch heute der Wochenmarkt einen beliebten Treffpunkt dar.
Am 6. Juli rückt der Pirmasenser Genremaler Heinrich Bürkel in den Mittelpunkt der Gästeführung „Rendezvous mit Heinrich Bürkel“: Eine Spurensuche in Pirmasens. Im Jahr 1802 erblickte Heinrich Bürkel in der Siebenhügelstadt das Licht der Welt. Bürkels Eltern betrieben in der Hauptstraße eine Gastwirtschaft, wo sich schon früh das Talent des jungen Malers zeigte. Seine zeichnerischen Notizen umfassten das alltägliche Leben in der Gastwirtschaft und mögen zu der humoristischen Seite Bürkels beigetragen haben. Später gehörte neben der Genre- auch die Landschaftsmalerei zu seinen Leidenschaften, die für ihre „Würde des stillen Lebens“ auch von seinem Freund, dem Dichter Adalbert Stifter, gerühmt wurde. Der Stadtsohn, der später in München zum großen Künstler avancierte, wird in seiner Heimat mit einer sehenswerten Dauerausstellung im Forum Alte Post gewürdigt. In der Schau „Heinrich Bürkel: Landpartie“ sind rund 60 Gemälde, Zeichnungen und Skizzen des Biedermeier-Malers zu sehen. In sieben chronologisch und thematisch geordneten Sektionen zeigt die Schau einen Querschnitt durch das Schaffen des Malers. Die Ausstellung wird zum Abschluss der Stadtführung besucht.red

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Autor:

Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens

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