Weihnachts-Gedicht
An einem verschneiten Abend
An einem verschneiten Abend
Das Kirchentor schließt sich zur Gänze.
Die Leute, drinnen, bibbern leicht.
Am Altar funkeln Lichterkränze.
Ob das wärmend für alle reicht?
Der Pastor ist recht froh gelaunt.
Er spricht heute sehr laut.
Das muß er auch, weil mancher raunt
und plötzlich ganz woanders hin -
nur nicht mehr nach vorne schaut.
...Und Horchen auf ein helles Singen,
dort draußen, vor dem großen Tor.
In dichtem Schnee ein klares Klingen,
das nachhallte in aller Ohr.
In alle Sinne dringt es ein;
hinab, in Kummerseelen.
Singt dort auch jemand ganz allein,
so ist es, wie aus hundert Kehlen.
Der Pastor läuft zum Tore hin
und stößt es auf, zur Winternacht;
reibt sich die Stirn, dann auch das Kinn
und rutscht aus, völlig unbedacht.
Die Singende in blauem Kleide -
im blauem - nur ganz weiß von Schnee,
kniet sich sanft hin - so geisterleise,
als wär ihr Blick in tiefster See.
...Und sang dann wieder selbstversunken,
bis niemand sie mehr sah.
Von stiller Würde schwer betrunken,
ließ sie ihr Lächeln hier und da.
*
Man sagt, sie barg ein Kind im Arm,
hielt es - Kraft ihres Lächelns - warm.
(c) Ralph Bruse
Autor:Ralph Bruse aus Pirmasens |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.