Landgrafentage und zwei Märkte in Pirmasens abgesagt
Coronavirus hält Stadtverwaltung in Atem
von andrea katharina kling-kimmle
Pirmasens. Noch hat das Coronavirus keine Opfer in der Südwestpfalz gefordert, hat sich noch niemand angesteckt. Für Oberbürgermeister Markus Zwick aber kein Grund, sich in Sicherheit zu wiegen. Angesichts der beschleunigten Verbreitung von Covid-19 habe man sich „schweren Herzens“ dafür entschieden, Landgrafentage mit verkaufsoffenem Sonntag, deutsch-französischen Wochenmarkt und Maimarkt abzusagen.
Damit reagiere man auf die Risikoeinschätzung des Robert Koch Instituts, das von einer raschen Ausbreitung des Virus warnt. Um die Bevölkerung zu schützen, aber keine Panik zu verbreiten, gehe man „besonnen und mit Vernunft mit dem Thema um,“ so der OB, der bereits als ersten Schritt die Sportlerehrung der Stadt am morgigen Freitag vorerst gestrichen hat. Allerdings bestehe die Option, die Veranstaltung nachzuholen.
Auch der verkaufsoffene Sonntag, der im Rahmen der Landgrafentage am 5. April vorgesehen war, fällt nicht gänzlich ins Wasser, sondern wird auf den 5. Juli verschoben. Dagegen wird es in 2020 keine Landgrafentage geben. Eine spätere Terminierung sei nicht möglich gewesen, bedauert Rolf Schlicher, zuständig für Marketing/Kultur/Tourismus und Sport. Zwar gebe es durch die Absage eine finanzielle Einbuße, doch die Kosten im unteren vierstelligen Bereich seien tragbar. Nicht das Geld, sondern die Sicherheit der Bevölkerung stehe schließlich im Mittelpunkt.
Es herrscht Einigkeit bei den Herren im Rathaus, in diesen Krisenzeiten Vorsicht walten zu lassen. Noch bestehe keine akute Gefahr, doch wolle man bereits im Vorfeld einen Beitrag leisten, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Das erste City-Event des Jahres auf dem Schlossplatz mit historischem Marktplatz, alter Handwerkskunst, Gaukler sowie Musik- und Tanzgruppen ziehen erfahrungsgemäß mehr als 1.000 Besucher an. Ihre Sicherheit und die Gesundheit der Bürger wären angesichts der dramatischen Lage nicht zu gewährleisten, befürchten Zwick und Schlicher. Das gelte auch für die folgenden Veranstaltungen, den deutsch-französischen Wochenmarkt am 2. Mai und den Maimarkt (verbunden mit dem zweitägigen Krämermarkt) vom 1. bis 10. Mai auf dem Messplatz. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt dabei die Ausweisung der französischen Grenzregionen Elsass und Lothringen als Risikogebiete. Denn viele Beschicker und Gäste des Bauernmarktes kommen aus dieser Gegend.
Über weitere Maßnahmen wie etwa eine Allgemeinheitsverfügung oder die Absage von privaten Events und Aktionen werde man im engen Schulterschluss mit der Kreisverwaltung Südwestpfalz und der Stadt Zweibrücken sowie in Kooperation mit dem Gesundheitsamt in den nächsten Tagen beraten, kündigt OB Markus Zwick an.
Für Dezernent Denis Clauer spielt die Reaktion der Menschen vor Ort auf das kulturelle Angebot eine Rolle. So seien bei einer VHS-Veranstaltung, die in der Regel gut besucht ist, nur wenige Interessierte gekommen. „Das ist deprimierend für die Akteure“, sagt der Beigeordnete, der auch die „Geisterspiele“ in Sportstadien für wenig sinnvoll hält. Doch da müssten die einzelnen Verbände entsprechende Richtlinien herausgeben. Allgemein sieht Clauer die zu treffenden Entscheidungen als eine „Gratwanderung“ zwischen der Gesundheitsvorsorge und der Lebensqualität des Einzelnen. Denn ein totaler Rückzug aus der Gesellschaft und ein Verkriechen in den vier Wänden könne auch keine Lösung sein.
Auf Anfrage des Wochenblattes erklärt der Dezernent, dass angedacht sei, eine zentrale Rufnummer im Rathaus einzurichten, wo die Bürger Infos über Absagen von städtischen Veranstaltungen und Aktionen erhalten. Bis dahin sind die Mitarbeiter der jeweiligen Ämter Ansprechpartner. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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