Neue Folge des Hugo-Ball-Almanach erschienen
Ein „Kriegsgegner“ und der Katholizismus

Dr. Eckhard Faul mit dem neuen Almanach.  Foto: ps
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Pirmasens. Die Kultur ist nicht total verschwunden im Dunstkreis der Corona-Krise. Ein „Lichtblick“ ist die neue Folge des Hugo-Ball-Almanachs, die von Dr. Eckhard Faul wieder redaktionell betreut wurde. Der Ball-Kenner leistet im Vorfeld umfangreiche Recherche, steht im lebhaften Austausch mit potenziellen Autoren und war auch an der Konzeption der derzeit laufenden Ausstellung „Emmy Hennings-Ball - Jahrhundertfrau der Avantgarde“ beteiligt, die in der Alten Post zu sehen ist.
Jahr für Jahr freuen sich iteratur interessierte Menschen auf die neue Folge des Hugo-Ball-Almanach, die von der Stadt Pirmasens in Kooperation mit der Ball-Gesellschaft herausgegeben wird. In dem Werk, das seit 2010 in der Münchner edition text + kritik erscheint, werden neben dem vielfältigen Werk des Namensgebers auch die Autoren und Künstler aus seinem Umkreis und des Züricher Dadaismus beleuchtet. Arbeiten von oder zu anderen Dadaisten finden ebenso Berücksichtigung wie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Strömungen in unmittelbarer Nachbarschaft Dadas wie Expressionismus, Futurismus und Surrealismus. Schon immer hat der Dadaismus Auswirkungen auf das künstlerische Geschehen gehabt. Wie sich das in Vergangenheit und Gegenwart äußerte, ist ebenfalls ein spannendes Thema.
Einen Schwerpunkt des elften Bandes der Neuen Folge des Almanachs bildet Hugo Balls Zeit in Bern. Ab 1917 war er als Redakteur und Autor der „Freien Zeitung“ tätig und trat vehement für die Beendigung des Krieges ein. Die zwar freundschaftlichen, aber doch recht differenzierten Beziehungen zu dem etwa gleichaltrigen Philosophen Ernst Bloch, der wie Ball Pfälzer war, und dem Friedensaktivisten Prälat de Mathies, die in dieser Zeit entstanden, haben Werner Wild und Niklaus Strolz unter die Lupe genommen. Texte von Reto Friedmann und Thomas Keith gehen der Frage nach der Positionierung Hugo Balls innerhalb des Katholizismus nach. Es werden auch Vergleiche angestellt mit dem Werk von Léon Bloy, der ebenfalls radikale Ansichten geäußert hatte.
Lesenswert ist die Interpretation der fotografischen Inszenierungen der Ball-Gattin Emmy Hennings von Christa Baumberger und Walter Fähnders steuerte die Dada-Rezeption Österreich bei. Schon Tradition im Almanach sind die Berichte von Adrian Notz über die aktuelle Arbeit des Cabaret Voltaire in Zürich. In der neuen Folge ist es eine Art Resümee, da er nach 15 Jahren Ende 2019 die Leitung des Hauses abgegeben hat. Rezensionen und ein Personenregister komplettieren den Inhalt des Werkes.
Das Titelbild zeigt „Hugo Ball“ von Bernhard Rusch, Graphit und Goldbronze auf Leinwand, aus dem Jahr 2016.
Wie Dr. Faul erklärte, gibt es trotz bewährtem Konzept zwei Neuheiten: Der Hugo-Ball-Almanach liegt in Farbe gedruckt vor und wird vom Verlag auch als E-Book angeboten. ak
Info:

Hugo-Ball-Almanach, Folge 11. edition text+kritik, München.
Broschiert, 208 Seiten, 47 farbige Abbildungen; ISBN 978-3-96707-094-1; Preis: 22 Euro (19 Euro für den einzelnen Band im Abonnement), als E-Book 21,99 Euro.

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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