Viel Lob für OB Matheis – Poissy verleiht goldenen „Saint Louis“
Ein Mann mit „Löwenmut“ und scharfem Verstand
von andrea katharina kling-kimmle
Pirmasens.„Abschied ist ein bisschen wie sterben“ und so wurde bei der Sondersitzung des Stadtrates in der Festhalle so manche Träne weggewischt. Nach 16 Jahren „Regentschaft“ legte Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis die schwere Amtskette ab und seinem Nachfolger Markus Zwick um den Hals. Ein bewegender Moment auch für beide Familien, insbesondere Anni Matheis. Die Mutter des bisherigen OBs war mit 92 Jahren allerdings nicht der älteste Gast. Dieses Prädikat fiel dem 104-jährigen ehemaligen Schulrat Alois Strubel zu.
Auf ein (fast) volles Haus konnten die Akteure auf der Bühne herabblicken, als der alte Oberbürgermeister seinen jungen Nachfolger vereidigte und in sein Amt einführte. Markus Zwick fiel dann als erste Aufgabe die Verabschiedung seines Vorgängers zu, den er sowohl für seinen „messerscharfen Verstand“ als auch für sein „Löwenherz für Pirmasens“ lobte. Eigenschaften, die auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in optimistisches „Himmelblau“ gekleidet, in ihrer sehr persönlichen Würdigung hervorhob. Bei ihren Worten wurde die große Verbundenheit zu dem ehrgeizigen Parteifreund aus Pirmasens deutlich. Die einstige deutsche Weinkönigin hatte Bernhard Matheis bereits bei ihrer letzten Kandidatur als Ministerpräsidentin in ihr „Schattenkabinett“ berufen, dabei aber die Rechnung ohne den Wählerwillen gemacht. Heute ist sie Ministerin unter Angela Merkel und stellte bei ihrer Laudatio auf den einstigen Staatsanwalt und Richter Bernhard Matheis fest: „Es ist gut, wenn Politiker in ihrem früheren Leben auch was richtiges gemacht haben“. In seiner Position als OB von Pirmasens sowie Präsident des rheinland-pfälzischen Städtetages habe er „mit der Kraft von Argumenten“ überzeugt, sei stets „lösungsorientiert“ an alles herangegangen“ und ihr stets ein „guter und kritischer Ratgeber“ gewesen.
Als Vertreterin der Landesregierung dankte Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß dem scheidenden Stadtoberhaupt für seinen großen Einsatz. Er habe sich immer stark gemacht für eine moderne Kommune, in der es stets um die Menschen gehe, die hier leben. Auch Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder lobte das große Engagement von Bernhard Matheis, der viel zur Verbesserung der Stadt beigetragen habe.
Für die Mitglieder des Stadtrates erhob der Grünen-Abgeordnete Hermann Schulze die Stimme und verteilte Lob, aber auch Kritik. Fest stehe für ihn aber, dass Bernhard Matheis immer „klare Kante“ zeigte und eine „gute Diskussions- und Streitkultur“ förderte. Als Sprachrohr für alle Parteien im Stadtrat zollte Schulze dem langjährigen OB „Hochachtung, Wertschätzung und Respekt vor dem Lebenswerk“. Er habe sich für seine Heimatstadt über die Maßen verdient gemacht.
Für den Personalrat sprach Dunja Maurer, lange Zeit Pressesprecherin unter Matheis, einem „anspruchsvollen Chef“. In ihrer neuen Position als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung habe man sich dann zusammengerauft: „Wir haben viele positive Projekte auf den Weg gebracht und bei unterschiedlichen Positionen immer tragbare Kompromisse finden können“. Als Beispiele nannte sie Gesundheitsschutz und Arbeitszeit.
Zu den Ehrengästen der Veranstaltung zählte der Beigeordnete für kulturelle Angelegenheiten Dr. Vincent Richard Bloch aus der französischen Partnerstadt Poissy. Er überbrachte die Grüße von Bürgermeister Karl Olive und zeichnete Bernhard Matheis mit dem goldenen „Saint Louis“ aus. Im September wird der neue OB Markus Zwick mit einer Delegation nach Poissy reisen als Vorbereitung auf das 55-jährige Bestehen der Partnerschaft in 2020 vorzubereiten. Dann werde „eine neue Seite der Brüderlichkeit“ geschrieben, wie es Karl Olive in seinem Grußworte bezeichnet hatte.
Danach ging der „Lotse von Bord“. In seiner Abschiedsrede verglich Matheis die Stadt mit einem Passagierdampfer, den er von Stürmen beschädigt vor 16 Jahren übernommen hatte. Gemeinsam mit einer Crew aus Wirtschaft, Gewerkschaften, städtischen Mitarbeitern, engagierten Bürgern, Medien, Gönnern und Mäzenen habe man sich ans Werk gemacht, die MS Pirmasens wieder auf Kurs zu bringen. Dabei seien so manche Funksprüche an die Regierungen in Mainz und Berlin nötig gewesen. Mit großer Anstrengung sei es gelungen, die Lecks zu stopfen. „Aber noch ist jede Menge Wasser im Rumpf“, informierte er den neuen Kapitän, auf den er große Hoffnung setzt. Markus Zwick kenne die Brücke und den Maschinenraum, aber auch „die Grenzen der Manövrierfähigkeit“ des Dampfers.
Mit den Worten „Es war mir eine Ehre, Oberbürgermeister von Pirmasens gewesen zu sein“, schloss Bernhard Matheis die Sondersitzung des Stadtrates, begleitet von dem Applaus der zahlreichen Gäste, die zu diesem besonderen Festakt gekommen waren. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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