Gedenkveranstaltung
Gegen das Vergessen
Von Frank Schäfer
Pirmasens. Eine kleine Gedenktafel an der Hauswand in der Pirmasenser Klosterstraße 1a erinnert an Anna und Robert Reinhard. Die Sinti-Kinder lebten im Nardinihaus und wurden 1943 deportiert. Sie waren zu dem Zeitpunkt 12 und 14 Jahre alt. Beide wurden im gleichen Jahr in Auschwitz ermordet.
Um die Erinnerung an diese grausame Zeit in der deutschen Geschichte wachzurufen, erinnerten Jacques Delfeld, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Sinti und Roma Landesverband Rheinland-Pfalz, Karola Streppel vom Arbeitskreis „Geschichte der Juden in Pirmasens“ und Bürgermeister Michael Maas am 16. Mai mit einer Kranzniederlegung in der Klosterstraße an die Mai-Deportationen der Sinti- und Roma-Familien.
„Wir sind froh, dass wir zu dieser Gedenkveranstaltung hier sind. Das war nicht immer so“, so Jacques Delfeld. „Wir haben das Bestreben, die Mehrheitsgesellschaft darauf aufmerksam zu machen, was damals geschehen ist. Sinti und Roma traf das gleiche Schicksal wie die Juden. Es gibt in Deutschland keine Sinti-Familie, die nicht von den Deportationen betroffen war. Umso trauriger ist es, dass es auch 2023 noch Diskriminierung und Rassismus gibt“, sprach Delfeld die Vorurteile und sozialen Nachteile an, mit denen Sinti und Roma auch in der heutigen Gesellschaft konfrontiert werden. „Ich bin erfreut, dass man heute viel ernsthafter mit dem Thema umgeht. Die Menschen beschäftigen sich mehr damit. Vielen Dank an die Stadt Pirmasens und an die Mitstreiter für diese Gedenkveranstaltung“, so Delfeld.
„Es wichtig, sich an diesem Tag bewusst zu werden, was damals geschehen ist, wer Täter war und wie es dazu kommen konnte. Es ist wichtig, Emotionen zuzulassen und aktiv zu streiten für die Menschlichkeit und für den Frieden, damit so etwas nicht mehr passiert“, betonte Bürgermeister Michael Maas.
Karola Streppel vom Arbeitskreis „Geschichte der Juden in Pirmasens“ forderte: „Es bleibt noch viel zu tun: mehr Aufklärung, mehr Respekt voreinander und mehr bürgerschaftliches Engagement.“
Jacques Delfeld appellierte dafür, aufeinander zuzugehen und Empathie zu schaffen: „Wenn man sich die Hand geben will, muss man erstmal die Faust öffnen. Das Gedenken darf nicht zur Routine werden. Wir müssen für demokratische Werte einstehen. Denn wenn die Demokratie verloren geht, leiden darunter vor allem die Minderheiten.“
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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