Regional und kostengünstig
Gemeinsame Neuausrichtung der Bioabfallverwertung
Von Frank Schäfer
Pirmasens. Die Städte Pirmasens und Zweibrücken sowie die Landkreise Südwestpfalz und Südliche Weinstraße beabsichtigen, sich zusammenzuschließen und in der Region eine eigene Anlage zur Bioabfallverwertung zu bauen und zu betreiben. Grund dafür sind unter anderem die in den letzten Jahren stark gestiegenen Kosten für die Entsorgung von Biomüll. Ein Ende der Kostensteigerungen ist nicht abzusehen.
Aufgrund einer Novellierung der Bioabfallverordnung werden sich die Kostensteigerungen in den nächsten Jahren wohl noch weiter fortsetzen, denn ab 1. Mai 2025 werden bundesweit die Anforderungen an Bioabfälle erhöht: Es sollen dann Kontrollwerte für den Kunststoffgehalt in Bioabfällen vor der Behandlung eingeführt werden. Dies wird eine Verteuerung der Verwertungsleistungen durch entsprechende Sortierarbeiten nach sich ziehen.
„Seit 2015 hat sich der Entsorgungspreis für Biomüll verdoppelt“, berichtet Dr. Susanne Ganster. „Zurzeit wird der Bioabfall aus dem Landkreis Südwestpfalz bis zu 440 Kilometer weit zu Entsorgungsunternehmen transportiert. Das macht ökologisch und ökonomisch keinen Sinn“, erklärte die Landrätin.
„Unser Bioabfall wird von der Südlichen Weinstraße bis nach Hessen und Thüringen transportiert“, berichtet auch Landrat Dietmar Seefeld.
Daher sucht man nun gemeinsam nach einer Lösung. Der Landkreis Südwestpfalz und die Städte Pirmasens und Zweibrücken beabsichtigen schon länger, eine gemeinsame Verwertung von Bioabfällen vorzunehmen. Um dies wirtschaftlich abbilden zu können, ist neben dem auszuwählenden technischen Verfahren in erster Linie die Durchsatzmenge der Abfälle von entscheidender Bedeutung. Der Grenzwert der Durchsatzmenge für eine rentable Behandlungsanlage wäre mit einer Beteiligung des Landkreises Südliche Weinstraße erreicht beziehungsweise überschritten. Zudem wären durch eine gemeinsam zu beliefernde Anlage wirtschaftliche und ökologische Vorteile bei den Transportleistungen zu erwarten. Sinnvoll wäre auch eine künftig höherwertige Verwertung von Bioabfällen zur Energienutzung. Aus diesen Gründen wird eine Zusammenarbeit zwischen den Städten Pirmasens und Zweibrücken sowie den Landkreisen Südwestpfalz und Südliche Weinstraße geprüft.
Ergebnisse der Potenzialstudie
Professor Dr. Peter Heck, geschäftsführender Direktor des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Hochschule Trier / Umwelt-Campus Birkenfeld, hat im Rahmen einer Potenzialstudie bereits die Bioabfallsituation in Pirmasens und der Region untersucht und verschiedene Handlungsoptionen aufgezeigt. Eine Option wäre der Bau und Betrieb einer großen Vergärungsanlage hier in der Region. Für einen wirtschaftlichen Betrieb einer solchen Anlage sind mindestens 20.000 Tonnen Bioabfall jährlich nötig. In Pirmasens fallen allerdings jährlich nur rund 4.300 Tonnen Bioabfall an. In Zweibrücken sind es rund 4.200 Tonnen pro Jahr, im Landkreis Südwestpfalz rund 10.500 Tonnen und im Landkreis Südliche Weinstraße rund 9.500 Tonnen. Somit kämen die vier Kommunen zusammen auf rund 28.500 Tonnen. Hinzu kämen noch Tausende Tonnen Grünschnitt jährlich, die ebenfalls in der Vergärungsanlage verwertet werden könnten. Daher wollen sich die vier Kommunen nun zusammenschließen.
Aktuell erfolgt die Verwertung ausschließlich in Kompostierungsanlagen. „Das ist Energieverschwendung, denn das entstehende Biogas wird ungenutzt in die Atmosphäre freigesetzt. Außerdem liegt beim Kompostieren die Treibhausgasemission bei 11 Kilogramm CO2 je Tonne Biogut“, so Prof. Dr. Heck. „Mit dem Betrieb einer Vergärungsanlage in der beabsichtigten Größenordnung könnte der CO2-Ausstoß deutlich verringert werden“. So könnte Biogas mit einem Heizwert von jährlich rund 12.500 Megawattstunden erzeugt werden, was nicht zuletzt den Bürgerinnen und Bürgern zugute käme.
Sinnvoll, wichtig und zukunftsweisend
„Wir sind bereit zur Zusammenarbeit. Wir halten es für sinnvoll, wichtig und zukunftsweisend“, so Oberbürgermeister Markus Zwick.
„Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, um diesen Weg zu gehen. Die Entsorgungspreise sind enorm gestiegen und wir sind schließlich auch verantwortlich für die Beiträge der Bürgerinnen und Bürger“, betonte Dr. Susanne Ganster.
„Die Potenziale sind erkannt. Jetzt gilt es, die nächsten Schritte zu gehen“, so Bürgermeister Michael Maas.
Bis jedoch eine solche Anlage in der Region Realität wird, werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen. Die beteiligten Kommunen haben nun finanzielle Förderung beantragt und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Bis zu einem Jahr kann es dauern, bis die Förderungsgenehmigung erteilt wird. Erst dann entscheiden Stadträte und Kreistage, ob und wo die gemeinsame Anlage gebaut wird.
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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