Stadt Pirmasens setzt erfolgreiche Straßensanierungsmaßnahmen fort
In „Phase 3“ wird knappe Million in die Kanalisation gesteckt
Pirmasens. Nachhaltigkeit steht in der Horebstadt hoch im Kurs. Davon zeugen zahlreiche Preise. Gerade auch beim Abwasser richtet sich der ganzheitliche Blick auf ökologische und wirtschaftliche Aspekte. So gehörte Pirmasens 2013 bis 2016 zu den Projektpartnern bei Entwicklung und Praxistest eines Nachhaltigkeits-Controlling-Instruments für siedlungswasserwirtschaftliche Systeme (NaCoSi).
Strategische Wege geht die Stadtverwaltung auch bei der Investition in den Erhalt des 271 Kilometer langen Kanalsystems. Nach Längen bemessen, dominiert hier Stahlbeton (43 Prozent) als Rohrwerkstoff, gefolgt von Steinzeug (24 Prozent), und Beton (18 Prozent). Die ältesten in Pirmasens noch in Betrieb befindlichen unterirdischen Systeme zur Ableitung von Regen-, Schmutz- und Mischwasser stammen aus der Zeit um 1890, das Durchschnittsalter liegt bei 45 Jahren. Ein Großteil des Entwässerungsnetzes entstand über den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Rein rechnerisch ist dadurch die kritische Nutzungsdauer und so ein historisches Zeitfenster zum Handeln erreicht.
Gefragt war eine Strategie zur Substanzerhaltung mit dem Ziel, durch vorausschauendes Handeln die Kosten zu optimieren. Um eine valide Datenbasis zu schaffen, erfolgte bis Ende 2017 eine Kamerabefahrung zur strategischen Netzuntersuchung von circa 271 Kanalkilometern mit insgesamt 7.574 Halterungen.
Diese Ist-Aufnahme ergab detaillierte Informationen über bedrohliche Mängel wie beispielsweise Korrosion und Verschleiß, Risse und Scherbenbildung, undichte Muffen und schadhafte Anbindungen von Hausanschlussleitungen. Hier drohten Verunreinigungen des Grundwassers durch austretendes Abwasser (Exfiltration) und Eindringen von Fremdwasser (Infiltration) bis hin zum Systemversagen mit Verstopfungen, Überschwemmungen oder gar Straßeneinbrüchen in Folge von Hohlraumbildungen rund um die Schadensstelle.
Aus den zugrundeliegenden Daten haben die Experten der beauftragten S & P Consult GmbH eine Alterungsprognose und Investitionsstrategie bis zum Jahr 2050 errechnet. Dabei wurden Schutzziele wie Standsicherheit, Dichtheit und Betrieb definiert und hinsichtlich Sanierungspriorität (Zustand) und Abnutzungsvorrat (Substanz) der Haltungen untersucht. Die hierfür etablierte Substanzklasseneinteilung reichte von „Abnutzungsvorrat voll“ bis zu „Abnutzungsvorrat aufgebraucht“.
Unter Berücksichtigung von Materialien, Baujahren und Erfahrungswerten der Betriebsingenieure konnten mit Hilfe einer stochastischen Alterungsprognose die Restnutzungsdauern der Kanäle haltungsscharf ermittelt werden. Die Ergebnisse lieferten somit Informationen, wann welcher Kanal ausfallen wird – und wann der beste Zeitpunkt ist, vorbeugende Maßnahmen zur Instandhaltung zu ergreifen.
Zur Optimierung der aktuellen Herangehensweise wurden Referenzszenarien wie die „Weiter-so-Strategie“ betrachtet. Diese impliziert, dass die bisherigen, rein schadensorientierten Sanierungspraxis fortgeschrieben würde. Auf Grundlage der so gewonnenen Erfahrungen bezüglich der zu erwartenden Zustands- und Substanzentwicklung des Netzes wurde die zukünftige Herangehensweise in Form einer nachhaltigen Investitions- und Sanierungsstrategie entwickelt. Diese, die bauliche Substanz des Kanalnetzes erhaltende Strategie dient zusätzlich der Verstetigung der jährlichen Sanierungsaufgaben und beinhaltet einen erhöhten Reparatur- und Renovierungsanteil. Zusätzlich wurde eine Koordinierung der Kanalbaumaßnahmen mit dem laufenden Straßenausbauprogramm vorgenommen und eine gesamttechnische Prioritätenliste mit jährlichen investiven Sanierungslängen von 4,8 Kilometern und einem Jahresbudget von 2,15 Millionen Euro erstellt.
Nach ersten Investitionen auf dieser Planungsbasis im Jahr 2018 wurde im Sommer 2019 bereits das zweite Maßnahmenpaket in der Größenordnung von 700.000 Euro vergeben. Aktuell befindet sich das dritte Maßnahmenbündel in der Umsetzung. Bis Oktober werden die Kanäle in der Blocksberg-, Fahnen-, Hohmärtel-, Kaiser- und südliche Ringstraße abwassertechnisch saniert. Es werden rund 2.160 Meter Hauptkanal mittels Schlauchliner, inklusive der Zulaufeinbindungen (256 Stück) erneuert. Außerdem sind 64 Schachtsanierungen vorzunehmen.
Das Investitionsvolumen für dieses dritte Paket beträgt laut Stadtverwaltung 990.000 Euro. ak/ps
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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