Krankenhaus-Seelsorger nimmt Abschied
Kein „Missionar“ sondern ein „Zuhörer“

Er war ein Krankenhaus-Seelsorger mit einem offenen Ohr für Patienten und Pflegepersonal. Auf der Kinderstation sorgte Michael Adam als „Dr. Clown“ für frohe Momente und erntete so manchen Lacher.  Foto: Kling-Kimmle
  • Er war ein Krankenhaus-Seelsorger mit einem offenen Ohr für Patienten und Pflegepersonal. Auf der Kinderstation sorgte Michael Adam als „Dr. Clown“ für frohe Momente und erntete so manchen Lacher. Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Er war nicht mit der Bibel unterm Arm gekommen, Pastoralreferent Michael Adam (66) hat als langjährige katholischer Krankenhaus-Seelsorger vielmehr seine Patienten zu Wort kommen lassen. Wie „Momo“ bei Michael Ende hörte er den traurigen Menschen zu, die ihm ihr Leid klagten, „damit sie wieder froh wurden“. Jetzt hat das einstige „BASF“-Kind (O-Ton Adam) seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten.

Michael Adam, der sich als spirituellen Menschen bezeichnet, ist in den 22 Jahren, die er im Pirmasenser Krankenhaus tätig war, sowohl den Patienten, als auch den Hilfe suchenden Mitarbeitern der Institution stets offen und mit viel Toleranz begegnet. Für ihn spielte es keine Rolle, ob es sich um einen Christen, einen Muslimen oder einen Atheisten handelte, er habe für jeden ein offenes Ohr gehabt. „Der Kunde ist König“, sagt der 66-jährige, der sowohl philosophische Themen im Gespräch erörterte, als auch auf Wunsch mit dem Kranken betete oder ihm die Kommunion brachte. Für viele Patienten werde ihr Krankenzimmer zur Klosterzelle, wo sie viel Zeit zum Nachdenken haben. „Das führt nicht selten zur persönlichen Krise, dann kann eine Aussprache sehr hilfreich sein“, erklärt der Seelsorger im Gespräch mit dem Wochenblatt. Deshalb sei er bewusst nicht als „Missionar“ gekommen, sondern als „Helfer“, der Mitgefühl zeigt, aber auch innerlich auf Distanz zu dem Schicksal des Gegenüber gehe. Sowohl Lebenserfahrung, als auch Professionalität prägen eine gute Gesprächsführung, hat Michael Adam im Laufe der Jahre gelernt. „Auf der einen Seite ist Achtsamkeit wichtig, man darf sich aber nicht in die Leidensgeschichte des Kranken verstricken“. Schließlich müsse jeder selbst „für sein Seelenheil Sorge tragen“. Unterstützung habe er stets von Ehefrau Ursula, einer Psychologin, aber auch vom ökumenisch aufgestellten Team der Krankenhaus-Seelsorge erhalten. Dazu gehören neben Adam selbst, Pastoralreferent Bernd Adelmann sowie die protestantische Pfarrerin Diana Lipps.
Vieles hat Michael Adam in den 22 Jahren in Pirmasens erlebt. Besonders berührt hat ihn ein Erlebnis in der Notaufnahme, als ein acht Monate altes Baby nach der Diagnose „plötzlicher Kindstod“ eingeliefert wurde. Doch alle Reanimationsbestrebungen waren vergebens. Er habe versucht, die furchtbare Situation der Eltern „mit ihnen auszuhalten, für sie da zu sein, ohne große Worte zu machen“. Dies war für ihn ein prägendes Erlebnis.
Doch er hat auch schöne Momente erlebt, etwa wenn eine junge Mutter ihr Neugeborenes in die Arme schließen oder ein Patient nach monatelangem Aufenthalt endlich nach Hause durfte. Für frohe Stunden in der Kinderstation sorgte Michael Adam als „Dr. Clown“ mit roter Nase, Perücke und buntem Kostüm. Er habe sich stets gerne in den Krankenhaus-Betrieb eingebracht, ist Mitglied in der Hausband, habe Achtsamkeits- und Meditationsübungen für überforderte Mitarbeiter durchgeführt und viele Freundschaften geschlossen. Außerdem hatte er sich aktiv in das Ethikkomitee eingebracht. Der 66-jährige, der Gitarre und Keyboard spielt, wird nach seinem Ausscheiden aus dem Krankenhaus noch als Musiker zur Verfügung stehen. Auch die Stresskurse für die Angestellten möchte er weiterhin anbieten.
Der gebürtige Ludwigshafener, der in Landau wohnt, war durch die Stellenausschreibung eines Krankenhaus-Seelsorgers nach Pirmasens gekommen. Zuvor 20 Jahre in der Gemeindearbeit tätig, habe ihn eine neue Aufgabe gereizt. „Eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe“, so der Pastoralreferent, der sich in Pirmasens sehr wohl gefühlt hat und von den Einheimischen „ins Herz geschlossen wurde“. Deshalb gehe er mit einem „weinenden, einem dankbaren und einem frohen Auge“. Seinen Ruhestand will Michael Adam, der seit über zehn Jahren in Zen-Klöstern zuhause ist und dort die Stille schätzen lernte, ganz gelassen angehen. Da er sich nicht auf ein „Schubladen-Denken“ reduzieren lasse, schätze er die Vielfalt des Lebens und die Weisheiten der großen Mystiker. So sei es ihm möglich, „in die innere Weite zu gehen“ mit Jesus als einem „tollen Vorbild“.
Wie Michael Adam erklärt, sei seine Nachfolge bereits geregelt. Am 1. August werde Klaus Scheunig als katholischer Krankenhaus-Seelsorger seinen Dienst antreten. ak

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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