Nardini nimmt Kampf um Orden auf
Kind in der Krippe macht neuen Mut

von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Das „Nardini“-Jahr neigt sich seinem Ende zu und der Blick fällt auf die Weihnachtskrippe. Vor dem Kind auf Stroh hatte sich Pfarrer Paul Josef Nardini 1854 durchgerungen, einen Schwesternorden zu gründen, um die große Not in der Horebstadt zu lindern. Denn als der junge Priester drei Jahre zuvor nach Pirmasens gekommen war, hatte ihn das Elend der verwahrlosten Kinder und das Siechtum der vielen Kranken bis ins Mark erschüttert.

Als „Vater der Armen“ wird Paul Josef Nardini oftmals bezeichnet. Vor 200 Jahren in Germersheim geboren studierte der junge Mann Theologie und promovierte mit Auszeichnung zum Dr. theol. Nach seiner Ernennung zum Präfekten im bischöflichen Konvikt, kehrte Nardini auf eigenen Wunsch wieder in die Pfarrseelsorge zurück. Zunächst in Geinsheim, ab 1851 bis zu seinem Tod im Jahre 1862 in Pirmasens, einer Stadt mit großer sozialer Not. Oberin Schwester Roswitha Schmid von den „Armen Franziskanerinnen“ schildert im Gespräch mit Wochenblatt-Redakteurin Andrea Kling-Kimmle die damalige Situation: „Die Behausungen waren dunkel und verwahrlost, es stank entsetzlich und wimmelte von Ungeziefer“. Die Kinder waren verwahrlost und es gab viele Kranke. Die Frauen konnten sich nicht um ihre Familien kümmern, da sie mit dem Verkauf von selbst hergestellten Schuhen auf Messen und Jahrmärkten den Unterhalt verdienen mussten.
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, der ein Pontifikalamt zum 200. Geburtstag von Paul Josef Nardini in der Pirminiuskirche gefeiert hatte, zitierte einen Artikel im Pirmasenser Wochenblatt, de Seelsorger verfasst hatte: „Die Armut in der Stadt habe ihm fast die Seele zerrissen und er werde niemals glücklich werden, wenn er nicht helfe, die Not zu lindern“. Mit Hilfe der Niederbronner Schwestern aus dem Elsass versuchte er das Elend der Kranken und die Verwahrlosung der Kinder zu beheben. Eine harte Arbeit für die Nonnen, die oftmals selbst krank wurden. Schließlich wurden sie von ihrer Generaloberin zurückgeholt, erzählt Roswitha Schmid, die Oberin der Pirmasenser Nardini-Schwestern.
Doch es gab noch mehr Widerstände. Sowohl die Gemeindeväter als auch der Speyrer Bischof Nikolaus von Weis sowie Vertreter des bayrischen Staates wollten den jungen Priester ausbremsen. Doch Nardini wusste, er musste unter allen Umständen etwas tun. Um Klarheit in seine Gedanken zu bringen und um göttlichen Beistand zu erbitten, verharrte der 33-jährige vor der Weihnachtskrippe im Gebet. Dann stand sein Entschluss fest, er wollte einen eigenen Orden gründen. Eine Herausforderung, so Bischof Wiesemann, „die all seine Kräfte forderte und ihn total auszehrte“. Am 2. März 1855 „erblickte“ die Schwesterngemeinschaft unter dem Namen „Arme Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“ in Anlehnung an den Franziskanerorden. Nardini, der den heiligen Franz von Assisi verehrte, gehörte dem dritten Orden an. Mit zwei Frauen begann er die Armen-, Kranken- und Kinderpflege. Doch schon wenige Wochen später waren es 16 Schwestern. Ein Jahr später weitete der Seelsorger seine Arbeit auf weitere pfälzische Orte aus.
Doch die Anerkennung seines Ordens durch Staat und Bischof ließ auf sich warten. Erst 1857 stimmte Nikolaus von Weis der Gründung zu. Seelisch und körperlich ausgezehrte erkrankte Paul Josef Nardini nach einem Krankenbesuch an Lungenentzündung, von der er sich nicht mehr erholte. Am 27. Januar starb der Priester im Alter von 40 Jahren. Doch sein Lebenswerk entwickelte sich stetig weiter und hat auch heute noch Bestand. So sind die rund 1.200 Schwestern nicht nur in Deutschland, sondern auch in Rumänien und Südafrika segensreich tätig.
Am 22. Oktober 2006 wurde Paul Josef Nardini, dessen Grab sich in der Kapelle in Pirmasens befindet, selig gesprochen. Damit war er der erste Pfälzer, dem diese Ehre zuteil wurde. ak

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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