Stadtverwaltung setzt auf Pop-up-Store-Konzept
Leerständen in der City den Kampf angesagt

Pirmasens. Jetzt setzt die Stadtverwaltung auf das „Pop-up-Store“-Konzept zur Belebung der City und um den Leerständen den Kampf anzusagen.
Die Eröffnung eines Ladenlokals bedeutet immer auch ein finanzielles Risiko, nicht zuletzt wegen der meist langfristig bindenden Mietverträge. Aber greift das Geschäftskonzept und wird das Sortiment vom Käufer überhaupt angenommen? Um für Gründungswillige den Übergang an der Schwelle kurz vor dem „Ich-wage-es“ zu erleichtern, hat die Stadt Pirmasens am Schlossplatz und damit in 1A-Lage der Fußgängerzone ein bis dato leerstehendes Ladengeschäft zunächst für den Zeitraum von zwölf Monaten angemietet und dort einen Pop-up-Store eingerichtet. Das rund 60 Quadratmeter große Geschäft mit Schaufensterfront wird für zwei bis acht Wochen an potenzielle Gründer vermietet, so sieht es das Konzept vor. Der subventionierte Wochenmietpreis inklusive Einrichtung, Fensterdekoration und Internetzugang beträgt 75 Euro. Die temporären Mieter müssen zuvor glaubhaft versichert haben, nach dem erfolgreichen Live-Test mit einem eigenen Laden in der Stadt ansässig zu werden. Für die jährliche Unterdeckung von rund 10.000 Euro konnten lokale Unternehmen und Institutionen als Sponsoren gewonnen werden. Dazu zählen die Zukunftsregion Westpfalz, der Pirmasens Marketingverein sowie Banken.
Der erste Nutzer des Testsprungbretts am Schlossplatz hat sich bereits gefunden. So präsentiert Helmut Gieseler acht Wochen lang seine Upcycling-Kunstwerke. Unter dem Künstlernamen „Retronose“ fertigt der 55-Jährige aus abgelegten Gegenständen und nicht mehr genutzten Materialien außergewöhnliche Möbel, Einrichtungsgegenstände und Accessoires an, denen er durch die Um- und Neugestaltung ein zweites Leben schenkt.
Die Fußgängerzone gehört zu den Schmuckstücken der Innenstadt. Jedoch trüben die zunehmenden Leerstände das Bild. Das in anderen Städten ebenfalls bekannte Problem erhält von demografischer Seite her Verstärkung. Seit Entstehen der Einkaufsmeile in den Achtzigerjahren nämlich ist die Einwohnerzahl um rund ein Drittel gesunken. Gerade der Umgang mit Leerständen erfordert kreative und innovative Ansätze. Akteure der Kreativwirtschaft, Kulturschaffende oder Start-ups können hierbei wichtige Impulse liefern und bedürfen einer gesonderten Unterstützung. Das Amt für Wirtschaftsförderung, bei dem auch der City-Manager angesiedelt ist, möchte mit dem Pop-up-Store-Projekt einen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität der Innenstadt leisten.
Aber nicht nur die City an sich unterliegt Änderungen, sondern auch die Gesellschaft als Nutzer – Stichworte: demografischer Wandel, Homeoffice, Co-Working, Tourismus. Pirmasens hat sich bereits früh auf den Weg gemacht, den übergreifenden Umwälzungsprozess eng zu begleiten, so etwa über ein Einzelhandelskonzept, das die Innenstadt vor der Abwanderung des Einzelhandels auf die grüne Wiese schützt. Gleichzeitig wurde ein City-Manager implementiert, der als Schaltstelle zwischen Vermietern und potenziellen Mietern, aber ebenso zwischen Verwaltung, Handel und Bürger fungiert.
Den Schritt in die Selbstständigkeit austesten: Von der „Brücke zum Lückenfüllen“ an hochfrequentierter Stelle erwartet die Stadtführung auch einen positiven Nebeneffekt. Im Pop-up-Store regelmäßig neue Läden zu haben, dürfte die Neugierde der Konsumenten wecken und die Fußgängerzone um eine Attraktion reicher machen. ak/ps

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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