Nach Lockdown ist „Flux4art“ endlich zu sehen
Pfälzische Kunst fließt ab sofort im Forum Alte Post

Von Silvia Willkens stammen diese beiden Bilder (Acryl, Mineralfarbe auf Leinwand). Das rechte ist mit „Grünes Licht“ betitelt, das linke heißt „Sund“.  Foto: Kling-Kimmle
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  • Von Silvia Willkens stammen diese beiden Bilder (Acryl, Mineralfarbe auf Leinwand). Das rechte ist mit „Grünes Licht“ betitelt, das linke heißt „Sund“. Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Inmitten eindrucksvoller Kunstwerke sitzt ein kleiner nackter Kerl, der beschwörend die Hände hoch zum Himmel reckt. „Alp-traumgreifer“ hat Juyoung Paek ihre Porzellanskulptur getauft, die zum Beschützer vor negativen Gedanken wird. Der „Bodyguard“ gehört zu einem breitgefächerten Spektrum, das im Rahmen der „Flux4art“ gezeigt wird. Die Ausstellung des BBK Rheinland-Pfalz ist noch bis 13. Juni in der „Alten Post“ zu sehen.

Nach einem unfreiwilligen Dornröschenschlaf, der dank Corona sieben Monate dauerte, öffnete rechtzeitig zu Pfingsten das Kulturforum seine Türen. Endlich darf das Publikum die außergewöhnlichen Werke von 21 rheinland-pfälzischen Künstlern bestaunen. Die Zeit des langen Lockdowns war für Charlotte Veit, die Koordinatorin der Alten Post ein Wechselbad der Gefühle. Sie habe zwischen Hoffnung und Frustration geschwankt. Dass selbst die angepeilte Eröffnung zu Ostern wegen akut gestiegener Inzidenzzahlen wieder verschoben werden musste, „hat mich richtig gebeutelt“, sagt sie im Gespräch mit dem Wochenblatt. Doch jetzt sei sie „der glücklichste Mensch“.
In der Anfrage von Carsten Schneider-Wiederkehrt, Geschäftsführer des Berufsverbandes Bildender Künstler Rheinland-Pfalz (BBK RLP), vor zwei Jahren, die „Flux4art“ nach Pirmasens zu bringen, habe sie die große Chance gesehen, ganz andere Zielgruppen als bislang anzusprechen. „Die Reichweite ist deutlich größer, da alle Künstler aus dem gesamten Bundesland kommen“. Das sorge für mehr Resonanz, ist sich die Koordinatorin sicher. Bereits an Pfingsten konnte sie 37 Besucher registrieren. „Das ist ein zufriedenstellendes Ergebnis, zumal sich die Veranstaltung erst rumsprechen muss“. Sie selbst ist total begeistert von der Arbeit der Kuratorin Christina Körner, die nach vorheriger Besichtigung der Räumlichkeiten das Konzept für Pirmasens erstellt hat. Die „Flux4art“ findet alle zwei Jahre an drei Standorten von jeweils unterschiedlichen Künstlern gestaltet statt. Neben Pirmasens sind das in 2021 die „Sayner Hütte“ in Bendorf und die „Casa Tony M.“ in Wittlich, so Christina Körner, eine freischaffende Kuratorin aus Rottweil, die bereits mehrere Veranstaltungen für den BBK gestaltet hat. Sie ist seit vielen Jahren im Geschäft. Deshalb, so die 56-jährige, bringe sie wie der neue gleichaltrige Nationaltrainer Hansi Flick Erfahrung, aber auch Flexibilität mit, zieht sie einen lustigen Vergleich.
Es sei teilweise harte Arbeit, eine Ausstellung für die unterschiedlichsten Locations auf die Beine zu stellen. Begeistert zeigt sie sich von der „Alten Post“, ein „entstaubtes“ historisches Gebäude, und der guten Zusammenarbeit mit Charlotte Veit. Aus einem Pool mit 59 professionellen rheinland-pfälzischen Künstlern hat sie für Pirmasens 21 Akteure ausgewählt mit dem Schwerpunkt Malerei, „ein ganz großes Thema mit vielen Aspekten, die von abstrakt bis zu erzählerisch reichen“, schwärmt die Kuratorin. Die Teilnehmer waren zu zwei Drittel über eine öffentliche Ausschreibung vom BBK ausgewählt worden, die restlichen folgten der Einladung von Christina Körner.
Die 56-jährige ist begeistert von der vielfältigen Kunstszene in Rheinland-Pfalz. Es sei immer wieder ein Gewinn, mit neuen Leuten zusammen zu arbeiten. Das gelte sowohl für die Akteure, als auch das Team der einzelnen Veranstaltungsorte. Auch die Vielzahl und die Eigenheiten der Museen, Galerien und umgewandelten Fabrikhallen machen ihre Aufgabe reizvoll. Sie nehme die Räumlichkeiten zunächst unter die Lupe „und dann schaue ich, was die Künstler liefern und was sich an den einzelnen Standorten gut präsentieren lässt“.
Auf ihre Initiative hin, wurde erstmals der Joseph-Krekeler-Platz in die Konzeption einbezogen. Hier zeigt Thomas Brenner seine Installation „Krieg und Frieden“. Die PVC-Banner stellen die Wahrheit von Fotografien in Frage: „Ein ganz aktuelles Thema, wie wir in Zeiten von Fake News wissen“, sagt die Kuratorin. Charlotte Veit hat schon beobachtet, dass dieses „niederschwellige Angebot“ viele Passanten anlockt. Probleme gab es allerdings mit dem starken Wind. Deshalb mussten die Banner abgehängt und die Konstruktionen verstärkt werden. Doch jetzt sind die eindrucksvollen Bilder wieder an Ort und Stelle. Brenner ist kein Unbekannter in der Horebstadt, gestaltete er doch vor zwei Jahren für den Kunstverein eine Serie von Fotos mit Pirmasenser Bürgern.
Auch Matthias Strugalla, der Zeichnungen in der Alten Post zeigt, ist mit der Stadt verwurzelt, lebt und arbeitet er doch seit vielen Jahren hier. Mit seinen Werke will er zum Nachdenken über die menschliche Existenz, über Vergänglichkeit und Liebe anregen.
Insgesamt ist die „Flux4art“ (Flux kommt von fließen) eine faszinierende Ausstellung, für die der Betrachter Zeit investieren sollte. Etwa bei dem Serienbild „meeting“ von Marita Matthecks, das nicht nur die Wand, sondern auch den Boden einnimmt und von dem Besucher neue Sehgewohnheiten verlangt. Widersprüche und Skurrilitäten im menschlichen Miteinander hat Sylvia Richter-Kundels mit ihrer Installation „Influencer“ aufgegriffen – begleitet mit einem ironischen Augenzwinkern. Spannend, und das im wahrsten Sinn des Wortes, sind die Foto-Collagen „KabelHimmel 5“ und „KabelHimmel 9“ von Hans Otto Lohrengel.
Das sind nur einige Ausschnitte der „Flux4art“ in der „Alten Post“ in Pirmasens. Doch die Ausstellung hält noch weitere künstlerische Besonderheiten bereit, die bis zum 13. Juni entdeckt werden wollen. ak
Info:

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag sowie Feiertag von 10 bis 17 Uhr. Telefonische Anmeldung erforderlich unter 06331 2392711; altepost@pirmasens.de

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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