Veranstaltung zu Herausforderungen im Mittelstand will Lösungsansätze aufzeigen

Wirtschaftsstaatssekretärin Petra Dick-Walther und Moderator Marcus Niehaves. | Foto: W. G. Stähle
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Pirmasens. Gestern Abend (10. Oktober 2023) wurden im mit 200 Besuchern voll besetzten Saal der Alten Post in Pirmasens „Herausforderungen im Mittelstand“ angesprochen sowie Lösungsmöglichkeiten. Die Veranstalter ISB, VR-Bank und Wirtschaftsministerium hatten offensichtlich bedeutende und kompetente Gesprächspartnerinnen und -partner gewinnen können sowie für die Moderation den versierten Marcus Niehaves, Leiter des ZDF-Wirtschaftsmagazins „WISO“. Den kompetenten und unterhaltsamen Abschluss übernahm Wolfgang Grupp, Inhaber der Firma Trigema (Burladingen/Württemberg), dessen engagierter Vortrag oft mit stürmischem Beifall quittiert wurde, und der häufig die Lacher auf seiner Seite hatte.
   Danach war Gelegenheit zu zwanglosem Verweilen gemäß der Aufforderung von Marcus Niehaves: „Knüpfen Sie Kontakte, nutzen Sie das Gespräch“.

Mit „es braucht Menschen die Veränderungen angehen“ eröffnete Paul Heim, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Südwestpfalz eG (Pirmasens/Zweibrücken) die Veranstaltung und kündigte „handfeste Tipps und Ratschläge“ an. Die anstehenden Fragen beträfen den Mittelstand genauso wie große Unternehmen. Mittelgroße und kleine Firmen hätten aber oft nicht die entsprechenden Ressourcen, knüpfte Ulrich Link an, Vorstandsmitglied der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB, Mainz), und offerierte: „Da helfen wir gerne“. Kredite dürfe sein Haus nicht direkt vergeben. Die Abwicklung laufe über Geldinstitute. „Bei Zuschüssen ist das anders. Da erfolgt die Antragstellung bei uns.“ Es gäbe ein großes Angebot, einzusehen auf der Internetseite. „Ich mag den Begriff ‚Förderdschungel‘ nicht. Man kann auch bei uns nachfragen“, sicherte Ulrich Link zu. Er fasste zusammen: „Wir können mittelständische Unternehmen an der Seite der Hausbanken mit Förderprogrammen, Krediten und Bürgschaften unterstützen, damit sie Marktchancen nicht verstreichen lassen müssen“.

Wirtschaftsministerium will Ansprechpartner sein
„Was muss die Politik tun“, erkundigte sich Moderator Niehaves bei Wirtschaftsstaatssekretärin Petra Dick-Walther. „Der Mittelstand in Rheinland-Pfalz ist das Rückgrat unserer Wirtschaft“, betonte sie. „Ich stelle häufig fest, dass der Mittelstand gut aufgestellt ist und Herausforderungen annimmt.“ Digitalisierung sei ein wichtiges Thema, sei geeignet Prozesse zu beschleunigen. Beratungs- und Förderangebote der Landesregierung seien wertvolle Hilfen, „die wir kontinuierlich anpassen und effizient ausbauen, um Unternehmen passgenau zu unterstützen und zu stärken. Wichtig für mich ist, dass wir auf kurzem Weg Ansprechpartner sind. Jeder Mittelständler muss seine eigene Chance haben sich auf den Weg zu machen.“

Personalproblem und Subventionierung
„Personal ist auf allen Qualifikationsebenen das größte Problem“, sprach Caroline Roth von der Handwerkskammer der Pfalz (IHK, Kaiserslautern) an. Steffen Balga von der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz (HWK; Ludwigshafen) ging mit Bezug zur Grenznähe der Pfalz auf „Lenkungsfunktionen“ international zunehmender Subventionierung ein. Solche könnten auch zu Abwanderung über EU-Grenzen animieren. Zudem sprach er an, wie wichtig ein positiver Bezug der Arbeitnehmerschaft zum Betrieb sei. „Entlohnung ist das Eine, für das Unternehmen begeistern das Andere.“

Kammern beraten zu Unternehmensnachfolge
Vom Moderator zur Thematik Unternehmensnachfolge befragt, bot Caroline Roth (HWK) für den Fall, dass aus der Familie niemand in Frage kommt, Beratung an. Gegebenenfalls werde auch analysiert „wer aus der Mitarbeiterschaft könnte Nachfolger werden.“ Steffen Balga (IHK) offerierte „wir analysieren die Situation vor Ort. Nicht wie eine Unternehmensberatung, wir geben Ratschläge und Anregungen.“ Wie Übergaben aus der Not heraus erfolgen können, lasse sich nicht pauschal beantworten. Eine Option sei, eine zweijährige Kooperation vorzuschalten.

Wolfgang Grupp: Erfolg haben ist keine Kunst, erfolgreich bleiben ist die Kunst
Wolfgang Grupp, als „eingetragener Kaufmann“ (e.K.), wie er betonte voll haftend für sein Textil-Unternehmen mit rund 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Burladingen auf der Schwäbischen Alb (Zollernalb), berichtete im doppelten Sinn aus dem Nähkästchen. Er habe nie jemanden aus wirtschaftlichen Gründen entlassen, nie Kurzarbeit gemacht, schilderte er. Die Rechtsform ‚e.K.‘ habe er „weil ich Verantwortung übernehme, auch gegenüber meinen Mitarbeitern.“ Die habe er gerne um sich herum, auch im gemeinsamen Großraumbüro. Er achte auf schlanke Bürokratie. „In der Verwaltung wird Geld ausgegeben, in der Produktion erwirtschaftet.“
   Ende des Jahres werde er sein Unternehmen übergeben - verschenken (an die beiden Kinder, Anmerkung des Verfassers). „Es kann doch nicht sein dass wir Schenkungssteuer bezahlen müssen! Wir müssen Löhne bezahlen! Wenn ein Unternehmen weitergeführt wird brauchen wir keine Schenkungssteuer!“ (Steuerart die von bspw. Kapitalgesellschaften nicht erhoben wird,, Anm. d. V.)
   Erfolg haben sei keine Kunst. Erfolgreich bleiben sei die Kunst, vertrat er als eines seiner Prinzipien und schilderte Beispiele von Unternehmen die aufgestiegen und untergegangen sind. Er habe stets darauf geachtet, von keinem Kunden und keinem Lieferanten abhängig zu sein. „Abhängig bin ich nur von meiner Frau“. Zu seinen Überzeugungen gehöre auch, „eine Fehlentscheidung ist, dass ich einen Fehler erkenne und nicht den Mut habe Entscheidungen zu korrigieren“. Entscheidungen die korrigiert werden seinen keine Fehlentscheidungen. „Frau Merkel hat in der Flüchtlingspolitik eine Fehlentscheidung getroffen“, fügte Wolfgang Grupp an, der sich zuvor als, von zeitweiligen begründeten Ausnahmen abgesehen, „CDU-Wähler“ zu erkennen gegeben hatte.

Wirtschaftsstaatssekretärin Petra Dick-Walther und Moderator Marcus Niehaves. | Foto: W. G. Stähle
Wolfgang Grupp: „Man muss bereit sein Verantwortung zu übernehmen.“ | Foto: W. G. Stähle
Autor:

Werner G. Stähle aus Hauenstein

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