Corona hat auch Ostern verändert
Wochenmarkt profitiert von neuer Kochleidenschaft
von andrea katharina kling-kimmle
Pirmasens. Trotz Corona steht Ostern, die Auferstehung Jesu, vor der Tür. Ein Fest der Freude, aber auch der Besinnung und zugleich ein kulinarischer Höhepunkt nach der langen Fastenzeit. Schlemmen und genießen zuhause heißt es in diesem Jahr, denn nach wie vor muss die Gastronomie ihre Türen geschlossen halten. Bevor in der heimischen Küche das Festmahl zubereitet wird, geht es auf den Wochenmarkt, denn die Menschen schätzen gerade jetzt große Auswahl und gute Qualität.
Bei Georg Thomas, der Obst, Gemüse und Salat in Hülle zu Fülle anbietet, bittet der Frühling selbst zu Tisch. Da locken pralle Radieschen, zeigt der Mangold seine rote Seite, sorgen gelber und grüner Löwenzahn dank ihrer Bitterstoffe für gute Laune im Organismus und haben die Pfälzer Kalettes (eine Mischung aus Grün- und Rosenkohl) oder auch die würzigen Pastinaken ihren großen Auftritt. Insbesondere die Kalettes sind sehr gesund und werden auch Superfood bezeichnet, weil sie doppelt so viel Vitamin C und B6 enthalten wie Rosenkohl.
Wie Thomas im Gespräch mit dem Wochenblatt erzählt, ist die Entdeckerfreude der Hobbyköche in den letzten Monaten gewachsen: „Weil das Essengehen entfällt, wird immer mehr selbst gekocht. Da wagen sich nicht wenige auch an neue Gemüse- oder Salatsorten“. Der Händler aus der Vorderpfalz hat in der Corona-Krise die Erfahrung gemacht, dass die Verbraucher nicht weniger kaufen, sondern anders. „So war beispielsweise Trüffel in diesem Winter sehr begehrt, das war zu Normalzeiten undenkbar“. Es freut ihn sehr, dass er damit sein Sortiment erweitern und sein Angebot attraktiver machen kann. Für die Osterfeiertage hat er bereits den ersten Spargel aus der Pfalz im Sortiment. Die weißen Stangen wachsen unter Folie, damit sie ihre reine Farbe behalten und nicht grün werden. Sehr beliebt als krönender Abschluss des festlichen Menüs sind die aromatischen Erdbeeren aus Italien, bei deren Anblick keiner widerstehen kann.
Auf dem Wochenmarkt herrscht strenge Maskenpflicht. Daran halten sich nach Meinung von Georg Thomas rund 99 Prozent der Besucher. Allerdings hat er festgestellt, dass viele sehr gereizt sind und schon mal überreagieren, wenn sie nicht gleich bedient werden. Es ist ein leidiges Thema, mit dem sich der langjährige Beschicker herumschlagen muss – das fehlende Personal. Zwar hat er sein Stammteam und einige willige Studenten, trotzdem bräuchte er noch die eine oder andere helfende Hand. Auf seine Stellenanzeigen würden sich zwar Interessenten melden, doch wenn sie die Arbeitszeiten hören, dann ist es mit der Begeisterung vorbei. Dienstags, donnerstags und samstags wird in der Früh zwischen 4 und 5 Uhr der Stand aufgebaut. Danach findet bis 13 Uhr der Verkauf statt. Abbau und Aufräumen beschließen den Arbeitstag auf dem Markt. Rund 80 Stunden kommen da pro Woche zusammen, für viele Jobsuchende aber zu wenig. „Da ist der Verdienst nicht so üppig“, erklärt Thomas.
Doch nicht nur Obst, Gemüse und Salate sind auf dem Wochenmarkt erhältlich, auch tierische Produkte wie Fleischspezialitäten, diverse Wurstsorten, edle Fische, Käse in seiner ganzen Vielfalt oder auch Feinkost wie Oliven werden hier feilgeboten. Doch was wäre ein Osterfest ohne die Eier. Ganze Paletten von den bunten Köstlichkeiten stapeln sich am Stand des Geflügelhofes Bachleitner. Daneben wirken die unbemalten Exemplare etwas blass. Doch Christoph Arzt weiß, dass in diesen Tagen auch die weißen Eier sehr frequentiert sind: „Die eigenen sich am besten zum selbstfärben“. Das geht mit herkömmlichen Farben, die es im Lebensmittelhandel gibt. Oder man greift zu natürlichen Stoffen wie Rote Bete, Petersilie oder Zwiebelschalen.
Eine süße Spezialität, die insbesondere in Pirmasens auf den Ostertisch gehört, sind die Zitronenbrötchen. Ein mürbes Gebäck, das bei der Bäckerei Drebes in diesen Tagen stark nachgefragt ist, wie Verkäuferin Tanja Scheller sagt. Eine große Auswahl an Brot – darunter auch das Solibrot, von dem ein Teil des Erlöses für bedürftige Familien bestimmt sind – oder Vollkornweck sind feine Begleiter für die Köstlichkeiten beim Osterbrunch.
Corona hat vieles verändert, auch die Esskultur. Die Pizza aus der Pappschachtel ist nicht mehr so angesehen, jetzt ist die eigene Kochkreativität gefragt. Nach einem Besuch des Wochenmarktes sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Damit steht einem lukullischen Osterfest in den eigenen vier Wänden nichts im Weg. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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