Wasgau AG zieht für 2017 positive Bilanz
Als kleiner Konzern keine Angst vor großer Konkurrenz

Pirmasens. Nachhaltigkeit, Regionalität und Investition in die Mitarbeiter sind die Kernpunkte der Firmenpolitik der Wasgau AG. Damit hat sich der Konzern im harten Wettbewerb mit den Discountern als kleines, aber dynamisches Unternehmen auch in 2017 behauptet. Wie Vorstandssprecher Nico Johns mitteilte, stieg der Umsatz um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und beträgt 544,5 Millionen Euro (2016: 533,2 Millionen). Die Erwartungen erfüllt hätten sich bei dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), so Johns. Es belaufe sich auf 10,8 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 13,1 Millionen. Der Jahresüberschuss beträgt 6,2 Millionen Euro gegenüber 7,6 Millionen in 2016. Das Konzernergebnis vor Steuern wurde mit 9,1 Millionen Euro (Vorjahr: 11,5 Millionen) angegeben. Bei der Eigenkapitalquote, die sich von 43,1 auf 43,5 Prozent leicht erhöht hat, „sind wir auf dem richtigen Weg“, betonte Johns.
Mit Blick auf die einzelnen Segmente des Unternehmens stellte Vorstandsmitglied Dr. Eugen Heim fest, dass die beiden „Töchter“ wieder die „Aushängeschilder“ der Wasgau sind. Trendthema bei der Bäckerei, die im vierten Jahr ein stetiges Wachstum aufweist, das im letzten Jahr 3 Prozent betrug, sind neue Bioprodukte aus „alten Getreidesorten“. Hier spielen „Regionalität und handwerkliche Tradition eine große Rolle“, erklärte Dr. Heim das Erfolgsrezept. „50 Jahre“ konnte die Metzgerei feiern, eine „Herausforderung“, der man mit Qualität begegne. Zwar essen die Menschen immer weniger Fleisch, doch dafür schätzen sie hochwertige Produkte. Zum guten Abschneiden der Metzgerei mit einem Umsatzplus von 2,8 Prozent trugen sowohl das SB-Sortiment, als auch die Bedienungstheke bei. Hier seien vor allem Käse und Fischspezialitäten gefragt. Ein Selbstläufer sind die Bistros in den Einzelhandelsmärkten, die immer mehr zum Treffpunkt für Menschen der Umgebung sind, die sich entweder vor oder nach dem Einkauf in gemütlicher Atmosphäre stärken wollen.
Während sich der Einzelhandelsbereich des Konzerns mit den 75 Märkten und einem Umsatzplus von 3,1 Prozent erfreulich entwickelte, musste bei der Sparte Großhandel Abstriche gemacht werden. Einen leichten Anstieg gab es mit einer Zunahme von 0,9 Prozent bei den sieben Cash+Carry-Standorten, dagegen war eine Einbuße von 2 Prozent im Bereich der Großkunden, zu denen Gastronomie und amerikanische Streitkräfte gehören, zu verkraften.
Insgesamt sei man mit dem Ergebnis zufrieden, sagte Johns. Angesichts des immer härter werdenden Konkurrenzkampfes wolle man sich allerdings neu positionieren und weiter entwickeln. So gebe es seit einiger Zeit eine Projektgruppe, die sich mit Zukunftsthemen wie elektronische Preisauszeichnung, digitale Werbung oder auch Bezahlungsmöglichkeiten beschäftigen. „Wir wollen aber vorsichtig taktieren“, so der Vorstandssprecher. Als regionaler und kleiner Unternehmer müsse man nicht der erste sein bei den Innovationen, „wir wollen aber auch nicht der letzte sein“. Zufrieden zeigte sich Niko Johns mit der Umgestaltung des Wasgau Marktes in der Bitscher Straße. Die Geschäftsentwicklung entspreche den Vorstellungen. „Das ist unser Flagship-Store“.
Kunden gewinnen und sich gegen die Modernisierungsbestrebungen der Discounter stemmen nannte er als Grund der Investitionen. So wurden durch neue Standorte, Erweiterungen bestehender Filialen oder auch Schließung von wenig erfolgreichen Niederlassungen die Sparte Einzelhandel mit den 75 Märkten aufgewertet. Damit einherging eine Steigerung der Umsatzwerte, so Johns. Jede Maßnahme werde im Vorfeld gewissenhaft überprüft. Entscheidend sei der Gedanke der Regionalität: „Wir passen sehr gut zur Gegend und haben hier auch die Möglichkeit, zu wachsen.“
Ein Pfund, mit dem die Wasgau wuchert, ist das Personal. Im Jahresdurchschnitt waren 3.915 (Vorjahr: 3.708) Mitarbeiter, davon rund 1.000 in Pirmasens, beschäftigt. Sie sollen, so der Wunsch des Vorstandes, Teilhabe am Erfolg des Konzerns haben. Damit werde das Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver. Trotzdem habe die Wasgau auch mit dem Facharbeitermangel zu kämpfen. Es sei schwierig sowohl Auszubildende, die wenigstens einen guten Schulabschluss haben, als auch qualifiziertes Personal zu finden. Gerade das Handwerk, klagte Dr. Heim, sei ein schwieriger Bereich: „Wenn Sie heute einen Fleischer suchen, dann ist das nicht sexy.“ Diese Branche habe „den Nimbus des goldenen Bodens verloren“. Doch gerade mit den beiden Eigenmarken Bäckerei und Metzgerei deckt die Wasgau zum Großteil den Bereich „Regionalität“ ab, da die Waren in Eigenproduktion hergestellt werden. Lediglich die Rohstoffe kaufe man zu. Weitere Segmente, die der Konzern aus dem nahen Umfeld bezieht, sind Obst und Gemüse. „In der Saison sind das sogar 100 Prozent“, erklärte Dr. Heim.
Blumenkohl, Karotten, Lauch und Co. kommen in der Konzeption eine besondere Bedeutung zu, so Niko Johns: „Angesichts der Schwankungen haben wir hier ein Dauerniedigpreiskonzept eingeführt. So gibt es in den wöchentlichen Handzetteln immer zwei Knaller“. Dadurch würden die Kunden animiert, bei Obst und Gemüse verstärkt zuzugreifen. Ansonsten habe man die gängige Preispolitik des Unternehmens nicht geändert.
Ein großes Thema bei Wasgau ist die Nachhaltigkeit. Seit Oktober 2016 gibt es bei dem Konzern mit Claas Männel einen eigenen Referenten. Mit ihm habe man die gesteckten Ziele erreicht, den vorgeschriebenen Kodex einzuhalten. Dadurch konnte ein höheres Level erreicht werden: „Was zu unserer Ausrichtung passt“, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Aufgrund der guten Ertragslage sollen die Aktionäre eine Dividende von 0,24 Euro erhalten. Darüber wird in der Hauptversammlung am 6. Juni abgestimmt. (ak)

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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