Am Energiemarkt behauptet und Zuwachs bei Versorgung
Stadtwerke überzeugen mit einem "kühlen Kopf"
Pirmasens. „Klein, aber oho“: Die Stadtwerke Pirmasens, als lokale Versorger, haben sich im umkämpften Energiemarkt gut gehalten. Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis in seinen Funktionen als Vorstandsvorsitzender und Sprecher der Bürger zeigt sich von der „Ergebnisverbesserung auf hohem Niveau“ sehr zufrieden. So konnte in 2017 ein Zuwachs von rund 600.000 Euro verzeichnet werden. Somit beträgt das Ergebnis nach Steuern 5,5 Millionen Euro.
Von dem Gewinn haben die Werke 2,5 Millionen Euro an die Stadt überwiesen. Den Rest habe man als "Puffer" auf die "hohe Kante" gelegt, erklärt Geschäftsführer Christoph Dörr. Dass unterm Strich mehr herauskam, sei ein Verdienst der Sparte Versorgung. Hier spiele die Preispolitik der Werke eine wichtige Rolle. So bestehe im Bereich Strom seit 2016 eine Preisstabilität und auch bei Erdgas sei man „sehr günstig unterwegs“. Seit 2014 waren diese Beiträge sukzessive gesenkt worden.
Nach wie vor „Sorgenkinder“ sind Plub und Verkehrsbetriebe, die beide Defizite schreiben. Diesen Verlustgeschäften ist man im letzten Jahr mit verschiedenen Maßnahmen entgegengetreten. So wurden die Omnibuslinien überprüft und wirtschaftlich angepasst. Im Bereich Freizeitbad wurde die Sauna, deren Auslastung unrentabel geworden war, geschlossen und die Räumlichkeiten an die Fitness-Kette „Actic“ vermietet. Ein Schachzug, der dem Plub mehr Besucher bringen soll, erklärt Dörr. In welcher Größenordnung durch die getroffenen Entscheidungen eine Kostenreduzierung erzielt werden kann, sehe man am Jahresende, sagt der Geschäftsführer. Er zeigt sich aber zuversichtlich, dass beim Verkehr der Verlust von 1,5 Millionen Euro unterschritten wird.
Investiert haben die Stadtwerke im letzten Jahr rund 1,3 Millionen Euro. Damit einher ging die Erneuerung der Leitungen auf einem hohen Level. „Dies war bedingt durch das Straßenausbauprogramm der Stadt“, erklärt Christoph Dörr.
Auch neuen Geschäftsfeldern habe man sich zugewendet. Dazu zählt die E-Technik, deren Fortschritt unaufhaltsam ist. Man wolle allerdings „nicht aggressiv reingehen“, sondern einen kühlen Kopf bewahren und zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen abwarten. Ein kluger Schachzug meint OB Matheis, der sich nach eigenen Worten intensiv mit dieser Thematik beschäftigt und vor überstürztem Handeln warnt. Wer zu früh vorpresche müsse mit Rückschlägen rechnen ist sich der Aufsichtsratsvorsitzende sicher.
Stolz ist Christoph Dörr auf die Zertifizierung, die einen hohen Grad an Netzsicherheit im Bereich IT dokumentiere. Ein Jahr lang habe man sich intensiv darauf vorbereitet. Doch dafür haben die Kunden die Gewissheit, dass die Leitungen vor Angriffen aus dem Internet geschützt sind.
Auch im sozialen Bereich ist das Unternehmen nicht untätig. So wurden in 2017 rund 47.000 Euro an verschiedene Träger für einen guten Zweck gespendet.
Recht zuversichtlich blickt Dörr in die Zukunft. So wird bis September mit „Emils Burgerei“ von Eric und Catherina Kunz eine anspruchsvolle Gastronomie das Plub bereichern. Vom neuen Fitness-Club „Actic“, der derzeit schon rund 600 Mitglieder hat, verspricht sich der Geschäftsführer eine weitere Aufwertung des Bades. Dank sagte er der „Mutter“ der Werke, der Stadt Pirmasens, dass sie sich zu dem „Verlustträger“ Plub bekenne und nach wie vor dieses sinnvolle Freizeitangebot für die Bürger aufrecht erhält.
Verhalten optimistisch blicken die Verkehrsbetriebe dem Ergebnis der Linienausschreibung durch die Stadt entgegen: „Wir hoffen, dass wir auch die nächsten zehn Jahre die Verbindungen bedienen werden“. Mit einer der realen Nachfrage angepassten Streckenführung wolle man einerseits Kosten einsparen, gleichzeitig aber für eine Steigerung der Qualität sorgen. Um den Bedürfnissen der Bürger zu entsprechen, habe man eine Probephase von einem Jahr eingelegt. Letztendlich konnten nicht alle Wünsche erfüllt werden, denn die Stadtwerke sind als Wirtschaftsunternehmen daran gehalten, Profit einzufahren.
Um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, sei es wichtig „über den Tellerrand hinauszuschauen“. Ein erster Schritt könnte eine Kooperation mit den Stadtwerken Kaiserslautern sein. Derzeit werden alle notwendigen Fakten dafür überprüft. Mit den Ergebnissen rechnet Dörr bis Herbst. Dann sollen die zuständigen Gremien dazu befragt werden.
Viele Themen wollen die Stadtwerke in diesem Jahr angehen: So soll ein Fernwärmekonzept zu mehr Effizienz erarbeitet werden. Die Dienstleistungen, darunter auch die Beratungen der Bürger, will man verstärken und auch dem Internetauftritt als „Aushängeschild“ kommt eine immer größere Bedeutung zu.
Verbesserung durch „Digitalisierung“ ist ebenfalls im Gespräch. Ein erster Schritt ist der vom Gesetzgeber vorgeschriebene Austausch der analogen Stromzähler („Rollout), der mit einem enormen Aufwand und Kosten in Höhe von rund 500.000 Euro einhergeht. Bis 2032 sollen dann flächendeckend digitale Anlagen in Betrieb sein. In Kombination mit sogenannten Gateways, erfolgt dann die Datenübertragung. Somit wird der Energieverbrauch elektronisch gemessen und gleichzeitig kann der Kunde unter zeitvariablen Stromtarifen wählen. Wie Dörr erklärt, steht den Stadtwerken ein erhöhter Arbeitsaufwand bevor, da die Eichfrist der neuen Zähler von 16 auf acht Jahre verkürzt wurde.
OB Matheis sieht die „Tochter“ sehr gut aufgestellt. Den zwei großen Herausforderungen der Zeit sei man mit „kühlem Kopf“ begegnet. Dabei handelt es sich nach den Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden um die Mitgestaltung der Energiewende sowie die Bewältigung des Liberalisierungsprozesses am Energiemarkt angesichts einer „gewollten Konkurrenzsituation“. Deshalb ist Matheis mit der erfolgreichen Arbeit, „die alles andere, als selbstverständlich ist“, hoch zufrieden. (ak)
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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