BriMel unterwegs
Spritzige Lesung von Malton und von Manteuffel
Waldsee. Am Abend des 14. März führte mich mein Weg nach Waldsee in das katholische Pfarrzentrum. Das Kulturbüro des Rhein-Pfalz-Kreises und die Verbandsgemeinde Rheinauen hatten das sehr bekannte Schauspielerehepaar Leslie Malton und Felix von Manteuffel für eine Lesung mit „Erzählungen & Briefwechsel der Weltliteratur“ gewinnen können.
Das Thema war „Ach, die Frauen ...“ mit Erzählungen über Frauen und Männer des Großmeisters der italienischen Literatur Alberto Moravia. Auf wenigen Seiten vermag Alberto Moravia Schicksale zu erzählen, drastisch und dennoch lebendig, unsentimental, fast heiter. Es drehte sich alles um die Liebe, um Paare und die Rolle der Frauen. Die Erzählungen zeigen Moravia als legitimen Nachfahren der italienischen Renaissance-Novellisten. Was zählt, ist die Liebe. Wie gewinnt man sie? Wie verteidigt man sie? Wie geht sie verloren? Wie und wodurch werden sie ein Paar? Durch Blicke, Reden, Arbeit, ein gemeinsames Bad oder ein gemeinsames Bett? Und wie verhalten sich dabei, ach, die Frauen?
Die Schauspieler Leslie Malton und Felix von Manteuffel begannen beide ihre Karriere am Theater. Die Deutsch-Amerikanerin gehörte jahrelang zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. Ihr Mann spielte an großen Bühnen in München, Hamburg, Köln und Frankfurt. Bundesweit berühmt wurden sie durch zahlreiche Film- und Fernsehrollen. Leslie Malton spielte u. a die Hauptrolle in dem Fernsehfilm „Weingut Wader“ und im Fernsehvierteiler „Der große Bellheim“.
Dies war die offizielle Zusammenfassung, nun folgt mein Liveerlebnis. Es war ein herzliches Willkommen, bei dem ich Jannis Schreiner (DJ OLDE) traf, der an diesem Abend für die Technik zuständig war, und den Kulturverantwortlichen Paul Platz, beide gut aufgelegt und in freudiger Erwartung. Für das kulinarische Wohl sorgten Angie Lübke und Christina Alter. Der Saal war bis auf den letzten Platz belegt und in das Bühnenbild passte hervorragend zur Lesung. Die Begrüßung übernahm Paul Platz in unterhaltsamer Weise. Tja, es war nicht einfach, diesen Termin mit den beiden Darstellern zu bekommen, denn zuerst brach sich Frau Malton das Bein, dann macht Corona einen Strich durch die Rechnung, aber nun wurde es wahr. Kultur gehört ins Dorf! Sowohl das Kulturbüro des Rheinpfalz-Kreises als auch die örtliche Leitung der VHS, Frau Gudrun Alter und Frau Brigitte Domke, die in der Verbandsgemeinde für VHS und Kultur zuständig ist, kümmern sich darum, dass es Kultur-Highlights gibt. „Begrüßen Sie mit mir Leslie Malton und Felix von Manteuffel!“
Die Lesung begann mit „Der Tisch“, von Felix von Manteuffel in hervorragend vorgetragenem Text. Er sei in eine Loggia in Rom eingezogen und lernte eine Büglerin kennen und verbrachte 5 Jahre mit ihr. Es waren die 5 schönsten Jahre seines Lebens, aber das weiß man erst hinterher, wenn es vorbei ist. Wüste Beschimpfungen blieben am Ende übrig. Er nannte sie Nervensäge und Plage. Er lernte mit 33 Jahren eine andere Frau kennen und heiratete sie, obwohl er sie nicht liebte. Als Tischler arbeitend, bekam er den Auftrag, in seiner alten Loggia von damals einen Tisch anzufertigen. Und was er eben in dieser Loggia sah, nämlich einen Künstler mit seiner Geliebten, erinnerte ihn an damals vor 12 Jahren. Die gleichen Szenen spielten sich ab und er dachte wehmütig an seine große Liebe.
Mit einer angenehm dunklen Sprechstimme las Leslie Malton „Das kreisrunde Monstrum“. Sie als Ärztin wollte Mario de Sio wiedersehen und machte einen Hausbesuch, bei dem jedoch seine Mutter öffnete. Er reagierte genervt „Kannst Du mir sagen, was Du hier willst?“ „Guck einer diese alte Schachtel!“ Diese abschätzigen Sprüche erschütterten sie. Komischerweise denkt sie jeden Morgen um 5 Uhr an diese Szene des Hinauswurfes. Es gäbe Unterschiede zwischen sich erinnern und nacherleben. Sie möchte es auskosten, immer und immer wieder, denn sie hat sich an den wollüstigen Schmerz gewöhnt. Sie wollte nochmal zu Mario, alles wiederholen, wie eine Drogensüchtige.
Felix von Manteuffel las die „Versöhnung“ im Dialog mit seiner Frau. Er war auf Wohnungssuche und starrte auf die Anzeige. Es war genau die Wohnung von damals. Die neue Bewohnerin war wie er getrennt lebend und zeigte ihn jedes Zimmer. Sie erzählte ihm von ihrer gescheiterten Ehe, sie ein Mädchen aus dem Volk und er verkehrte in gehobenen Kreisen als Zeitungskritiker, aber er war so furchtbar langweilig, ein Muffel und Menschenfeind. Sie war nur sein Dienstmädchen und durfte kochen. Das konnte nicht gut gehen. Er nannte sie immer nur „Dummerchen“! Auch im Bett passierte nichts mehr, denn auf der einen Seite lag ein Buch und auf der anderen ich. Man durfte raten, an was er mehr Interesse hatte. Es folgte eine Pause.
Zurück aus der Pause kam der Seufzer „Ach, die Frauen!“ Felix von Manteuffel las. Als ich und Ermenior nach Rom kamen wollten wir ins Kino gehen. Die mit einer herrlichen Figur ausgestattete Verkäuferin namens Fiammetta sah blendend aus mit ihren blonden Locken und himmelblauen Augen. Ermenior starrte sie mit Verlangen an. Weibliche Koketterie machte sich breit. Er war so hin und weg von ihr, dass er meinte „Ich heirate Fiammetta!“ Naja, das stimmte so nicht ganz, denn er hatte ihr Schweigen so gedeutet. „Ich muss das Eisen schmieden so lange es heiß ist.“ Aber hier passte das Sprichwort eher „Liebe macht blind“.
Der nächste Dialog hieß „Die Unsichtbare“. Das Augenmerk ist zuerst auf einen Fleck neben dem Heizkörper gerichtet. Wie bringt er es fertig, praktisch durch mich hindurch auf die Wand zu sehen. Bin ich durchsichtig? Es bahnt sich etwas zwischen ihrem Mann und Gilberta an. Sie gehen mit Gilberta auf die Jagd, alle drei mit Jagdausrüstung. Kann man die Unsichtbarkeit nutzen, um auf jemanden zu schießen? Er ruft „Der erste Fasan!“ Dies ist der Ort und der Augenblick! Sie zielt mit der Flinte auf beide. Felix von Manteuffel hatte nun die Überleitung zum letzten Stück „Jetzt ist nicht der richtige Augenblick!“
Der Abend endete mit viel Applaus eines begeisterten Publikums. Leslie Malton bekam Blumen und Felix von Manteuffel ein Sektpräsent überreicht. Hoffentlich verschlägt es die Beiden wieder einmal in die Pfalz. Es war ein wahrer Genuss ihnen zuzuhören und zuzuschauen. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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